Bewertung: 4.5 / 5
Ein wundervoller Film! Traurig, feinfühlig, wahrhaftig und das trotz oder gerade wegen aller fantastischer Elemente. Sieben Minuten nach Mitternacht punktet mit glaubwürdigen Hauptdarstellern und Liam Neeson als Stimme des Geschichtenerzählers. Wer - im positiven Sinne - einfache Wahrheiten und eine zu Herzen gehende Geschichte schätzt, sollte sich diese Filmperle auf keinen Fall entgehen lassen.
Sieben Minuten nach Mitternacht Kritik
Der sensible 13-jährige Conor (Lewis MacDougall, bekannt aus Pan) muss in der Schule mit der Aggressivität einiger Mitschüler klarkommen. Doch als wäre das nicht Prüfung genug, suchen ihn jede Nacht teuflische Albträume heim und er muss miterleben, wie seine Mutter (Felicity Jones) all ihre Kraft gegen eine tödliche Krankheit aufwendet. Eines Nachts erscheint ihm ein steinaltes Wesen, genau sieben Minuten nach Mitternacht, welches darauf besteht, Conor drei Geschichten zu erzählen. Nach der dritten erwartet es etwas Ebenbürtiges von dem Jungen und zwar nicht weniger als die Wahrheit...
Trailer zu Sieben Minuten nach Mitternacht
Dieses Filmjahr begann für uns bis auf wenige Enttäuschungen bereits sehr gut, wir denken nur an La La Land oder Split. Sieben Minuten nach Mitternacht von Regisseur Juan Antonio Bayona (The Impossible) reiht sich nahtlos in die Reihe der tollen Filme ein und das ist der wunderbaren Geschichte und vor allem den tollen Darstellern zu verdanken.
Da wäre zum einen Felicity Jones zu erwähnen, die unfassbar zerbrechlich und traurig anzusehen ist und ihre Rolle einer kranken jungen Mutter wundervoll spielt. An ihrer Seite die wie immer tolle Sigourney Weaver als ihre Mutter sowie Toby Kebbell als ihr Ex, die zwar zuerst fast als Antagonisten aufgebaut werden, aber ihrem persönlichen Antrieb nach gar nicht so teuflisch sind, wie es der kleine Conor empfindet. Diesbezüglich auch ein großes Lob an die Verantwortlichen, die dessen Rolle mit Lewis MacDougall besetzt haben. Er spielt unfassbar berührend und gegen seine wundervoll natürliche Leistung fällt selbst eine Sigourney Weaver ab, wobei wir speziell an die Szene vorm Bahnübergang denken. Abgerundet wird das Ganze von Liam Neeson, der im Original dem wundersamen Besucher seine tiefe, bedeutungsschwangere Stimme leiht.
Zugleich überzeugt Sieben Minuten nach Mitternacht inhaltlich, denn die Grundidee von Siobhan Dowd (1960-2007) und Patrick Ness ist einfach eine wunderschöne Geschichte. Sie ergreift, bewegt und zeigt bei aller Fantasie (im Besonderen auch durch die märchenhaften Zwischensequenzen) das wahre Leben, das beileibe nicht leicht ist, vor allem wenn man sensibel und empathisch wie Conor ist. Hinzu kommt, dass es immer wieder schön zu sehen ist, wenn in der heutigen Zeit nicht alles "safe" gespielt wird und ein Drama eben ein Drama ist, selbst wenn Kinder eine Rolle spielen. Dahingehend ist es besonders schade, dass dem Film in Übersee und überhaupt so wenige Zuschauer vergönnt waren, ob sie nun an ein weiteres BFG - Big Friendly Giant dachten, sei mal dahingestellt. Aber bei der verhinderten Werbekampagne auch kein Wunder.
Ob Sieben Minuten nach Mitternacht nun 4 oder 4,5 Hüte verdient hat, ist nicht wichtig. Wir tendieren zur höheren Bewertung, denn es ist wahrlich selten heutzutage, dass Filme dem Einheitsbrei entkommen und etwas Großes erzählen ohne übertriebenen Bombast und Ballast. Wenn man jedoch wie wir und das restliche Publikum ergriffen bis zum Ende des Abspanns sitzenbleibt, dann darf man auch mal hochgreifen.