Bewertung: 3 / 5
Tell me lies, tell me sweet little lies... Freunde können eine Maske tragen und manchmal ist die Wahrheit so brutal, dass sie in einer Katastrophe endet. So wie im Film Unknown User von Levan Gabriadze. Dieser hat den Suizid einer jungen Frau als Ausgang, die keinen anderen Ausweg sah, der Schande zu entkommen, und lässt uns als Beobachter miterleben, was auf den Tag genau ein Jahr nach dem Drama geschieht.
Blaire (Shelley Hennig) chattet mit ihren Freunden, darunter ihrem Freund Mitch (Moses Storm) über alltägliche Banalitäten - und über ihre ehemalige Freundin Laura Barns (Heather Sossaman), die sich vor genau einem Jahr das Leben nahm und derer man an jenem Tag gedenken möchte. Doch was als ungezwungene Skype-Runde beginnt, wandelt sich innerhalb von wenigen Augenblicken zu einer regelrechten Horrorvision: Irgendwer - oder irgendetwas - nimmt Teil an ihrem Chat, lässt sich weder aussperren noch mit drastischen Maßnahmen löschen und zwingt die Runde zu einem Spiel auf Leben und Tod. Ein typischer Internettroll oder unfassbarerweise ...Laura?!
Trailer zu Unknown User
Unknown User Kritik
Unknown User präsentiert sich als moderner Horror-Movie, der erfrischend abseits der ausgetretenen Pfade agiert. Als Zuschauer weiß man im Grunde bis zum Ende nicht, wer sich diesen "Spaß" erlaubt und schaut die ganze Zeit auf die offenen Bedienungs- und Chatfenster, die einen die ganze Zeit begleiten. Unknown User spielt sich nur auf den Rechnern der Beteiligten ab, keiner setzt den Fuß vor die Tür - und das wirkt auf weite Strecke interessant, wenn auch manchmal etwas ermüdend. Wir befinden uns durchweg online vor dem Bildschirm und sind beim parallelen Skypen, Googeln, Chatten, Verschicken von Botschaften, Videos, Text, Bildern und auf Facebook dabei. Multitasking at its Best, und doch ist man trotz modernster Kommunikation und Technik dem, was folgt, hilflos ausgeliefert.
Wir bekommen dabei mit, wie die Clique funktioniert, welche Differenzen untereinander vorherrschen und dass man trotz allem den Anschein funktionierender Teeniefreunde wahrt. Dass aber viele Dreck am Stecken haben, äußert sich während der gekaperten Chatrunde und das auf ziemlich brutale Art und Weise. Besonders erschreckend ist tatsächlich der Fakt des Mobbings und dessen Folgen, der hier mit drastischer Authentizität dargestellt wird. Verleumdungen, Streitereien und Spitzen gibt es seit jeher, doch in unserer übermedialen Zeit wird immer wieder deutlich, wie schwer es ist, der Opferrolle zu entkommen. Hintergangen zu werden ist grausam und täglich gedemütigt zu werden - doch davon existierende Videos und Bilder überdauern sich nahezu ewig und der virtuelle Pranger ist moderne Folter, die ein Leben zerstören kann. Wohl dem, der nur hinter der Kamera steht, denn alles ist doch bloß ein großer Spaß, wie auch die Protagonisten meinen - bis, ja bis der finale Schuss fällt.
So realitätsnah Unknown User auf der einen Seite ist, so spielt er andererseits mit übernatürlichen Tendenzen. Eine bewusste Wahl, die abhängig von persönlicher Vorliebe für den Film spricht oder gegen ihn. Spannung ist garantiert, jedoch fragten wir uns anschließend, ob der Film anders gestrickt nicht noch etwas besser funktioniert hätte. Auch gibt es die eine oder andere Splatterszene, die besonders aus dem Bruch ins derart Drastische erschreckt. Wir haben keinen typischen Goremovie vor uns, bei dem man damit rechnen muss, insofern überrascht der eine oder andere Moment, hätte aber trotz aller forcierten Intensität nicht sein müssen.
Unknown User Bewertung
Unknown User funktioniert auf weite Strecke, übersteht man die harschen Gespräche der Teenager und das Gekreische, das derart zunimmt während der Laufzeit. Das ist in dieser Paniksituation sicherlich realistisch, aber es fällt schwer, zuhören zu wollen. Trotz allem will man erfahren, wer oder was denn nun der Grund ist und das bis zum Ende. Traurig zu sehen, wozu "beste Freunde" fähig sind - und das auf der Leinwand herauszufinden, macht zum Großteil Laune.
