Bewertung: 4 / 5
Fans von Elisabeth Moss sollten Der Unsichtbare auf keinen Fall verpassen. Ein Film, der sich locker die erste Hälfte Zeit nimmt, das ganze Drama und den Terror erst halb versteckt und dann immer aggressiver präsentiert und den Zuschauer straff mitleiden lässt. Es ist Seelenterror pur, der hier erlebbar wird, und bis auf ein paar gut gemachte Schreckmomente baut Leigh Whannells Thriller vor allem auf psychischen Druck bis in die letzte Pore.
Der Unsichtbare Kritik
Ce (Moss) gelingt die Flucht aus dem Goldenen Käfig: Ihr Freund, ein reicher und genialer Entrepreneur, missbraucht sie körperlich und seelisch und ein Weiterleben in dieser Beziehung wäre ein Tod auf Raten. Zurück in Freiheit versteckt sich Ce bei ihrem guten Freund und dessen Teenagertochter, wo sie eines Tages die Nachricht erhält, dass ihr Ex Selbstmord begangen hat. Endlich scheint sich der Druck zu lösen, denn weiterhin fürchtete Ce jeden Anruf, jeden Schatten, jeden Fremden. Doch nach einer kurzen Phase des Aufatmens kommt es zu unheimlichen Situationen, die sich nicht logisch erklären lassen. Bald glaubt sie, dass ihr Ex seinen Tod nur vorgetäuscht hat - doch können Fotos lügen? Und Menschen unsichtbar sein...?
Trailer zu Der Unsichtbare
Regisseur Leigh Whannell (Upgrade) nimmt uns zwei Stunden lang mit auf eine Tortur, die durch ihren Mix an Psychoelementen und Science Fiction besticht. Selbst der Beginn des Films wirkt nur wenige Minuten lang entspannt, bis der Zuschauer durch Bilder und selbst dröhnende Meeresgeräusche schnell erkennt, dass hier jemand wirklich Angst verspürt und um sein Leben fürchtet. Und diese Angst springt in vielen Momenten von der Leinwand auf die Zuschauer über, natürlich weil man ahnt, dass nicht alles in Ordnung ist, selbst als Ce sich in Sicherheit wähnt. Aber auch, weil der Film gerade durch die vorrangig ruhigere erste Hälfte die Spannung sehr geschickt steigert.
Elisabeth Moss ist dabei eine perfekte Wahl, die zwischen einer gebrochenen Frau und einer Person tendiert, die Widerstand leisten muss und einen Rest Würde bewahren will. Ce weiß, dass ihr Freund jede haben kann. Sie weiß um dessen Dominanz und dessen Ausfälle, was durch Blicke und kaum beantwortete Fragen noch bedrückender wird, wenn Freunde um ihren Zustand besorgt sind. Um also die Kontrolle über ihr Leben zurückzuerlangen, setzte sie alles auf eine Karte, und so sehr wünscht man ihr, dass der Film eigentlich schon nach 15 Minuten endet, wenn alles sich zum Guten zu wenden scheint.
Gewalt in der Beziehung, ob verbal, psychisch oder physisch, ist ein schrecklicher Leidensweg für Betroffene, und Der Unsichtbare zeigt dies auf dramatische Weise. Verstärkt wird das Ganze in dem Moment, wenn die Handlung mehr und mehr Elemente aus der Science Fiction aufweist, und Psychoterror sich mit technischer Überlegenheit mixt. Starke Momente liefert der Film, wenn Ce von aller Welt allein gelassen wird, weil ihre Vermutungen auch einfach zu skurril klingen und vielmehr eine kranke Seele offenbaren. Da sind die Herren in den weißen Westen nicht fern und auch hier nimmt sich der Film Zeit, die Aussichtslosigkeit der Situation zu zeigen.
Der Unsichtbare ist ein gesunder Mix aus Thriller, Sci-Fi und etwas Horror, der eine kranke Seele offenbart. Psychoterror und Stalking sind ein Fluch für Betroffene und hier wird das Ganze auf die Spitze getrieben. Das Thema ist nicht ganz neu, aber gut umgesetzt und sehr spannend. Eine starke Hauptdarstellerin und überhaupt ein überzeugender Cast machen aus Der Unsichtbare ein Katz- und Mausspiel, das mit Elementen aus Hollow Man spielt, aber noch mal eine Schippe drauflegt. Für alle Fans, denen Kevin Bacon damals noch nicht irre genug war.