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Tolkien

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Tollkühn gescheitert

Tolkien Kritik

Tolkien Kritik
8 Kommentare - 22.05.2019 von Moviejones
Wir haben uns "Tolkien" für euch angeschaut und verraten euch in unserer Kritik, ob sich dieser Film lohnt.
Tolkien

Bewertung: 2.5 / 5

Als Fiktion funktioniert Tolkien ganz wunderbar, was vor allem an den tollen Darstellern und der ergreifenden Erzählung der Geschichte liegt. Doch vor dem Hintergrund, eine ernstzunehmende Biographie zu sein, die auf dem Leben von J.R.R. Tolkien beruht, scheitert der Film, denn Fiktion wird als Fakten dargestellt und vieles, wogegen sich Tolkien Zeit seines Lebens wehrte, als Wahrheit verkauft. So verkommt die "Biographie" zu einer Fantasygeschichte über einen Fantasyautor.

Tolkien Kritik

Wer war dieser Mann, der später als J.R.R. Tolkien den Grundstein für die moderne Fantasyliteratur legte? Dieser Frage will Tolkien nachgehen, indem die jungen Jahre des angehenden Autors (Nicholas Hoult) beleuchtet werden. Dabei prägen Tolkien vor allem Freundschaft und Liebe, die ihn über den Verlust seiner Mutter und seines Vaters hinweghelfen. Mit seinen drei Freunden gründet er die Tea Club - Barrovian Society (T.C.B.S.) und gegenseitig befeuern sie die eigene Kreativität in Kunst, Literatur, Poesie und Musik. Doch es ist vor allem die Zuneigung zu Edith (Lily Collins), welche Tolkien zu dem Menschen werden lässt, an den man sich erinnert...

Trailer zu Tolkien

Tolkien funktioniert auf so vielen Ebenen. Die Geschichte berührt in ihrer Darstellung, die Szenen über den Ersten Weltkrieg gehen unter die Haut und die eingebaute Romanze zwischen Edith und John ist herzerwärmend. Wäre Tolkien einfach nur eine fiktive Geschichte, die wenig mit der Realität gemein hätte, man könnte gar nicht genug lobende Worte über die Art der Inszenierung finden und wie großartig Hoult und Collins sowie der übrige Cast die Figuren zum Leben erwecken. Doch es geht nicht allein darum, was dieser Film richtig macht, sondern was Tolkien sein will. Es soll eine Biographie sein, welche dem Zuschauer die Person J.R.R. Tolkien näherbringt, man will zeigen, wie jener Philologe den Grundstein für sein Lebenswerk legte, welches als "Der Herr der Ringe" in die Annalen eingehen sollte.

Wie jede gute Biographie muss dabei nicht zwingend jedes Detail aus dem Leben eines Menschen nacherzählt werden, aber bei Tolkien macht man den Fehler, sich zu sehr von der echten Person zu entfernen. So werden an unzähligen Stellen Fakten mit Fiktion vermischt, die Wahrheit verschwimmt, und so gut die gezeichneten Figuren in diese dargestellte Welt passen, so wunderbar harmonisch alles ein großes Ganzes ergibt, so wenig hat dies am Ende mit der echten Person zu tun. Die Vergangenheit dieses großen Autors wird romantisiert und überhöht, es werden Vermutungen angestellt, wie er zu seinen Ideen gekommen sein mag und was ihn prägte. Mit der Realität hat dies oft nichts zu tun, auch wenn Regisseur Dome Karukoski dies dem Zuschauer weißmachen will.

Das führt letztlich dazu, dass viele Elemente aus Tolkiens Leben herausgepickt werden, die in dieses gezeigte Weltbild passen, andere prägende Elemente und Charaktereigenschaften aber komplett unter den Tisch fallen. Kein Wort wird über seinen Glauben verloren, der entscheidend sein Weltbild und seine Werke definierte. Im Gegenzug wird auf die T.C.B.S. so eine Aufmerksamkeit gelegt, während seine Zeit bei den Inklings und die Freundschaft zu C.S. Lewis (Narnia-Reihe) keine Rolle spielen. Diese Willkür sorgt für einen massiven Schiefstand zwischen dem Anspruch, den Tolkien erhebt und dem tatsächlichen Ergebnis.

Dabei ist es dann kein Wunder, dass die Tolkien Estate diesen Film energisch ablehnt, wird er dem echten Menschen in keiner Weise gerecht. Es ist eine fantasievolle Fiktion, die dabei den größten Fehler überhaupt macht: Sie widerspricht dem, wogegen sich Tolkien Zeit seines Lebens wehrte. Der Film macht aus seiner Welt eine Allegorie, etwas, was er selbst immer ablehnte. Und auch wenn Tolkien immer sagte, ein Autor sei nicht frei davon, dass seine persönlichen Erlebnisse das eigene Schaffen beeinflussen, so betonte er doch gleichzeitig, dass es stets ein komplizierter Prozess sei und diesen zu erklären, bestenfalls in Mutmaßungen mündet. In Tolkien werden diese Mutmaßungen zur Wahrheit verklärt und eine "Realität" gezeichnet, die so nie existiert hat.

Und so ist Tolkien ein unglaublich zweischneidiges Schwert, welches den Zuschauer verzaubern kann, wohl wissend, dass hier Grenzen verschwimmen und man eben nicht die wahre Lebensgeschichte Tolkiens erlebt. Dabei zehrt dieses Werk aber so sehr von der echten Person, dass es schwer ist diesen Film losgelöst von ihr zu betrachten, denn ohne den echten Tolkien, der hier versucht wird zu porträtieren, verliert der Film nicht nur seine Bedeutung, sondern seine ganze Daseinsberechtigung.

Tolkien Bewertung
Bewertung des Films
510

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8 Kommentare
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Duck-Anch-Amun : : Moviejones-Fan
29.05.2019 10:11 Uhr
0
Dabei seit: 15.04.13 | Posts: 11.512 | Reviews: 45 | Hüte: 774

@Moviejones
Ok danke für die Erklärung. Das klingt dann natürlich schon heftiger und da verstehe ich auch die Kritikpunkte nun besser.

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Moviejones : : Das Original
29.05.2019 09:37 Uhr
0
Dabei seit: 15.10.08 | Posts: 2.358 | Reviews: 1.219 | Hüte: 181

@Duck-Anch-Amun

Beide Filme sind in keiner Weise vergleichbar. Wo Bohemian Rhapsody oder Rocketman das Leben der Person weitgehend realitätsnah nachzeichnen, kann bei Tolkien keine Rede sein. Hier wird sehr viel abgewandelt und auch auf sein Werk zugeschnitten, so dass es deutlich mehr Fiktion als Bio ist.

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Duck-Anch-Amun : : Moviejones-Fan
29.05.2019 08:56 Uhr
0
Dabei seit: 15.04.13 | Posts: 11.512 | Reviews: 45 | Hüte: 774

@Moviejones
Wie gesagt, bei Bohemian Rhapsody störte es mich z.B. absolut nicht, könnte mir also vorstellen, dass es auch bei Tolkien funktioniert. Ich denke da muss jeder selbst bewerten, was ihm wichtiger ist. Allerdings ist es unverständlich, weshalb Biopics und Filme die auf geschichtlichen Ereignissen basieren, immer so krass verändert werden. Der erwähnte BR tut es ja aus filmischer Sicht und mehr Dramaturgie zu bekommen. Manche finden dies nicht schlimm, andere stören sich daran.
Aber klar, die Frage stellt es sich ob man eine reale Geschichte so in die Fiction ziehen muss, damit sie irgendwie Ansprüche und Erwartunegn erfüllt.

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Moviejones : : Das Original
27.05.2019 23:12 Uhr
0
Dabei seit: 15.10.08 | Posts: 2.358 | Reviews: 1.219 | Hüte: 181

@Duck-Anch-Amun
Als Film funktioniert Tolkien ausgezeichnet und da wären 4 Hüte durchaus angemessen. Aber wie viel Fiktion ist in so einem Werk erlaubt, vor allem wenn man sich so weit von der Person entfernt?

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MobyDick : : Moviejones-Fan
27.05.2019 14:38 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Duck:

Genau das Beispiel Bohemian Rapsody fiel mir auch in den Sinn. Dort wie hier wird die Wahrheit zu Gunsten einer stimmigen und publikumswirksamen Aufbereitung geopfert, und dort wie hier wird ein vermeintlich sehr interessantes Projekt etwas abgewertet.

Ich kann schon verstehen, warum einige Tolkien-Jünger oder -Fans und - Kenner von diesem Werk enttäuscht sind, aber wenn du Interesse daran hast, würde ich sagen, bilde dir deine eigene Meinung wink

Nochmal kurz meine Meinung zu Bohemian Rapsody: Ich fand Rami Malek in der Tat wirklich gut, aber ich persönlich trauere immer noch der Version mit "Borat" hinterher, da ich diese nie gedrehte Version für die Bessere halte und von der ich auch schauspielerisch tatsächlich wahrscheinlich überzeugter gewesen wäre. Denn so sehr sich Malek, den ich wirklich ein Toptalent finde, ins Zeug legt, ich finde, es gelingt ihm (meiner Meinung nach) zu keiner Zeit wirklich der Figur einen eigenen Stempel aufzusetzen sondern er bleibt immer nur einer der vehement eine Figur kopiert. Und wenn ich Jahrzehntealte Live-Aid-Konzertmitschnitte auf Youtube deutlich überwältigender finde als das Finale des Films, dann hat der Film nicht wirklich alles richtig gemacht.

Dünyayi Kurtaran Adam
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Duck-Anch-Amun : : Moviejones-Fan
27.05.2019 13:31 Uhr
0
Dabei seit: 15.04.13 | Posts: 11.512 | Reviews: 45 | Hüte: 774

Schade, dass der Film so ne negative Bewertung bekam. Denn die Trailer wirkten echt stimmig und ließen große Erwartungen entstehen. Scheinbar hat man vieles aus der Realität geopfert, um ne tolle runde Geschichte zu bekommen, welche wohl auch Fanerwartungen erfüllt. Dass viele damit unzufrieden sind, kann ich gerade bei Tolkien aber verstehen. Hier existiert ja schon seit Ewigkeiten ein Streit zwischen dem Filmgeschäft und der Familie.
Letztendlich müsste ich mir selbst ein Bild davon machen. Bohemian Rhapsody gefiel mir ja überaus gut, trotz manches Zurechtbiegens der Wahrheit bzw. komplettes Verändern oder Ignorieren.

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ComicFan88 : : Kingsman
23.05.2019 16:02 Uhr
0
Dabei seit: 28.12.11 | Posts: 2.423 | Reviews: 0 | Hüte: 23

Oh Mann, das finde ich jetzt aber echt schade. Die Trailer waren hier so vielversprechend. Aber ein Biopic das sich dann so weit von der echten Lebensgeschichte entfernt und zum Teil noch Dinge erfindet macht dann iwie keinen Sinn. Wird dann wohl eher was fürs Heimkino denk ich.

Ein Ring, sie zu knechten...
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ChrisGenieNolan : : DetectiveComics
22.05.2019 05:40 Uhr | Editiert am 22.05.2019 - 08:47 Uhr
0
Dabei seit: 19.08.12 | Posts: 17.143 | Reviews: 19 | Hüte: 398

Ahhh :/ . Um ehrlich zu sein, ich verstehe nur mein schaaaatz, bei diese Kritik frown die Herr der ringe/Das silmarillion Bücher sind schon schlimm genug, sie zu lesen und um sie zu verstehen smile

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