Bewertung: 4 / 5
Prinz Ben Hur (Charloton Heston) trifft nach langer Zeit auf seinen alten Freund Messala (Stephen Boyd). In der Zwischenzeit ist viel passiert, und Messala ist zu einem römischen Tribun aufgestiegen, während Ben Hur nach wie vor für die Freiheit der menschen strebt. Als während einer Willkommensparade ein herbafallender Stein Messala fast erschlägt, macht dieser Ben Hur dafür verantwortlich und verdammt ihn auf eine Galeere, während er seine Mutter Miriam (Martha Scott) und Schwester Tirzah (Cathy ODonnell) ins Gefängnis werfen lässt. Ben Hur wird fortan wie ein Skalve behandelt und schwört Rache an seinem Peiniger.
Das Remake des Stummfilmklassikers aus den 1920er Jahren gehört zu einer der aufwändigsten und beeindruckensten Hollywoodproduktionen überhaupt. Zumindest was die Bilder angeht. Wie viele Komparsen hier verwendet wurden, wie viele Sets gebaut wurden und wie beeindruckend gigantisch sich das gesamte Gefüge anfühlt ist schon einen Applaus alleine wert. Das macht den Film glaubwürdig und sorgt dafür, daß man als Zuschauer leichter in diese Welt eintauchen kann.
Dazu kommt, daß auch die Musik ihren Beitrag leistet. Sie ist harmonisch, wenn sie harmonisch sein muss. Sie ist laut, wenn sie laut sein muss, sie ist gehetzt, wenn sie gehetzt sein muss. Alles wirkt wie aus einem Fluß.
Natürlich ist die Geschichte ein wenig altbekacken: Ein Mann, der von seinen engsten verraten wird und dabei in eine wildfremde Welt geworfen wird, nur davon angetrieben Rache zu nehmen. Das ist sicherlich nicht die menschenfreundlichste Umgebnung und damit auch sicherlich nicht die menschenfreundlichste Botschaft. Hinzu kommt, daß sich der über drei Stunden laufende film meines Erachtens auch nicht die nötige Zeit nimmt, zu erklären warum sich Stephen Boyds Messala eigentlich gegen Ben Hur entscheidet und sich darauf einschießt.
Es mag eine große Rachegeschichte sein, die eben in einer Odyssee der Rückkehr mündet, doch so ganz erklärt sich das Gefüge hier nicht.
Ebenso verhält es sich auch mit einigen Kostümen. Ja, die meisten Charaktere sehen super aus, also zumindest die wichtigen. Aber gerade im Hinblick auf die Komparsen scheint den Machern dann doch iregndwie das Geld, oder die nötige Kreativität für ausgefallene, realistische Kostüme ausgegangen zu sein. Denn wenn sich Charaktere im Staub bewegen, oder dergleichen, so wundert es doch ein bisschen, daß das alles ein wenig steril und sauber daherkommt.
Genau so unbegreiflich ist der gesamte Subplot des Films. Denn während Ben Hur nach Rache sinnt und sein altes Leben zurückhaben möchte, bahnt sich im Hintergrund immer wieder die Geschichte von Jesus Christus an. Das ist insofern besonders, als das dieser eigentlich genau das Gegenteil von Rache prädigt. Vielleicht dient die Geschichte auch als Verrgleich mit Ben Hur und dem Verrat an seiner Person, aber so ganz erschließt sich mir der Sinn nicht.
Über etwaige historische Ungenaugkeiten will ich an dieser Stelle aber mal schweigen, denn auch davon hat Ben Hur einige. Es ist aber nicht mein Steckenpferd und für einen Film auch völlig irrelevant.
Ben Hur ist eine der größten Produktionen der Filmgeschichte, sicherlich würde das niemand abstreiten. Charlton Hestons Schauspiel ist gut, wie auch der des restlichen Casts. Einige Bilder sind so überwältigend, und stellen so ziemlich jede CGI-Armee in den Schatten. Klassisches Hollywood-Kino, was auch den Monumentalfilm seiner Zeit prägte, Storytechnisch aber eher moderat daherkommt.