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Carlito's Way

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Carlitos Way Kritik

Carlito's Way Kritik

Carlito's Way Kritik
0 Kommentare - 05.02.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Carlito's Way" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Der Ex-Killer Carlito Brigante (All Pacino) kommt gerade frisch aus dem Gefängnis. Grund für seine vorzeitige Entlassung ist der Anwalt und Freund David Kleinfeld (Sean Penn). Brigante möchte sich von nun an zur Ruhe setzten, was ihm aber keiner so richtig glauben möchte. Als Kleinfeld in Bedrängnis gerät, hilft Brigante ihm, ohne zu wissen, daß er bald von allen Mafiosi der Stadt verfolgt werden wird.

Mafiafilme, Rise-and-Fall, wenn man so will, ein Genre, das so oder so ähnlich schon seit Ewigkeiten in Filmform existiert. Und man kann wohl sagen, daß es auch eine gewisse Faszination nach sich zieht, weil die Metaphorik, eine Welt aus Macht und Gewalt immer wieder, auch im übrigen heute noch, für politische Debatten taugt. Meist aus italoamerikanischen Federn, stammen diese Geschichten über Einwanderer, die auf illegalem Wege steigen und auf legalem fallen. Im Jahr 1993 war das im Falle von Carlito’s Way also keine Genreneuheit, schließlich inszenierte auch Brian De Palma zehn Jahre zuvor mit Scarface (1983) einen ähnlichen Film, mit dem gleichen Hauptdarsteller und dort war es auch fast schon aus erzählt. Tatsächlich ist das vermutlich auch der Grund, warum De Palmas Werk eben neben seinem eigenen Mafiawerk aber auch Der Pate (1972), Es war einmal in Amerika (1984) oder GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia (1990) ein Werk ist, das keinerlei Relevanz aufweist und nur marginale Veränderungen zu einem toten Genre bietet, daß nun wohl in jedweder erdenklichen Form immer auf die gleichen Themen wie Macht, Blut, Verlust von Unschuld, der Dekonstruktion des amerikanischen Traums und vielen weiteren Sachen setzt.

Ja, so gut und stilvoll das also auch im Endeffekt sein mag, um so weniger originell und bedeutend ist der Film. Das wird sogar dadurch gestützt, daß der Film insgesamt neben den genannten Beispielen eher seltener in irgendwelchen Listen oder Aufzählungen oder Diskurse über bedeutende Film auftaucht. Dabei macht er schon Spaß. Gerade am Cast kann man das wieder erkennen. Al Pacino spielt wie gewohnt mit einer Präsenz, Macht und Dominanz, die man von ihm aus dieser Sorte Film kennt und schätzt. Er trägt den Film souverän und großartig, wie so häufig. Ein anderer dominiert dafür aber auf seine ganz eigene Weise und es ist Sean Penn, der hier einen sehr schmierigen und kaum wiederzuerkennenden Anwalt porträtiert. Klar, daß Pacino und Penn dann ungefähr im gleichen Alter sein sollen, funktioniert auch nur, weil sie relativ gut geschminkt sind. Insofern gut gerettet. Eine marginale und im Genre durchaus funktionierende Neuerung ist aber dann der Fall und wie er zustande kommt. Die Figur des David Kleinfeld wird als unkontrollierbare Macht, mitsamt einer gewissen Idiotie, beschrieben. Auch das ist im Genre nicht neu und zeigt eben den Kontrast aus einem cleveren Verbrecher, der nur zu Fall gebracht werden kann, weil eine unkontrollierbare und unersättliche Gewalt Mist baut. So war es bei Joe Pesci in Scoreseses Werk und so war es Jonah Hill in The Wolf of Wall Street (2013).

Ebenso unterscheidet sich Carlito’s Way von anderen Mafiafilmen dadurch, daß eigentlich die Läuterung seiner Hauptfigur schon von Beginn an inszeniert. Normalerweise gibt es die pädagogische Kraft dadurch, dass der jeweilige Pate dann irgendwann erwischt und dingfest gemacht wird. Hier ist es aber gleich zu Beginn so, dass Carlito Brigante keine Lust hat, eigentlich dieser Mann zu sein, der sich ständig mit rivalisierenden Gangs, irgendwelchen kriminellen Machenschaften oder dergleichen rumschlagen möchte. Daß eröffnet einen gänzlich anderen Zugang zur Figur schon von Beginn an und lässt eben eine ganz andere Form systemischer Kritik zu. Wenn man also davon ausgeht, dass die Gewalt auf Dauer so oder so unkontrollierbar wird und das einzelne Individuum und dessen Macht übernimmt, dann zeigt sich, dass die Macht nicht bei einzelnen liegt und die Macht Dinge zu ändern eben auch nicht. Man kann jetzt mehrere Ansätze dazu wählen, warum dem so ist. In Carlito’s Way lässt sich ein gewisser Hang zur göttlichen Fügung nicht abtreten. Daß ist natürlich in gewisser Weise kulturell, aber auch klassizistisch begründet. Das ist aber nicht alles. So gibt es eben auch die Möglichkeit eben am amerikanischen Traum und eben dem Desinteresse einer Gesellschaft, Rechenschaft und Moral gegenüber den Taten, dass eben auch so ein Zugang zu einer höheren Klasse ermöglicht wird. Das heißt also, dass illegales Handeln je nach Ausprägung von einem System, besser gesagt den zuständigen Individuen akzeptiert wird. Nicht umsonst werden alle Recht schaffenden ja ermordet und diejenigen, die es sowieso nie waren, geschmiert.

In Carlito’s Way wird immer deutlich, daß Dinge, die im Vorhinein schon keine gute Idee waren, im weiteren Verlauf der Handlung zu einer Katastrophe führen werden. Zu erkennen ist das vor allem auch an der Figur des Benny Blanco. Der immer so wenig verlacht wird. Das mündet dann wiederum in ein großartiges Finale an einem Bahnhof, in dem De Palma aus den Vollen schöpfen kann. So viele sind hinter Carlito her und seine Macht ist gänzlich gebrochen. Man fiebert vielleicht auch deshalb ein wenig mehr mit ihm mit, weil es eine Form von freier Entscheidung war. Und dann wird es wirr, roh und wild. „Viel Geballer“, um mal Once Upon a Time in Hollywood (2019) zu zitieren und die Blutlachen, die dann hinterlassen werden, sind schon erstaunlich. Wenngleich natürlich nicht vergleichbar mit dem, was De Palma sonst so vom Stapel ließ.

Dem Gerne hat Carlito’s Way nichts hinzuzufügen und auch weiterhin kommt der Film eben nie über kleinere Neuerungen hinaus. Er versucht schon einiges umzudrehen, ist aber durch das Genre recht limitiert, wodurch der Eindruck entsteht, man sieht hier nur einen weiteren guten Film, aber keinen, der großartig ist und verbleibt.

Carlito's Way Bewertung
Bewertung des Films
710

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