Bewertung: 4.5 / 5
Meine Sichtung von "Civil War" im Kino liegt nun drei Tage zurück, ausreichend Zeit, um den Film etwes sacken und wirken zu lassen.
Die Handlung des Films ist prinzipiell sehr flach. Es herrscht Bürgerkrieg in den USA, die sogenannte Westfront rebelliert gegen den amtierenden Präsidenten und seine Regierung. Zu Beginn des Films hat diese Westfront bereits Washington D.C. umstellt und ist im Begriff, zu siegen, während der Präsident im Fernsehen das Gegenteil propagiert. Über die genauen Hintergründe des Bürgerkriegs erfährt man wenig bis gar nichts, was aber in Anbetracht der eigentlichen Handlung des Films auch nicht tragisch ist, denn im Prinzip geht es mehr um die Erlebnisse einer Gruppe Kriegsfotografen, die sich von New York aus per Autoreise nach Washington D.C. zum Präsidenten begeben, um ihn noch ein letztes Mal zu interviewen. Diese Reise dorthin ist extrem gefährlich, weil die Presse in Washington D.C. als Freiwild gilt und erschossen wird, wenn sie sich in die Nähe wagt. Der Film ist also eigentlich eher ein Roadmovie der intensiven Art.
Trailer zu Civil War
Die Personen, um die es geht, sind die berühmte Kriegsfotografin Lee (Kirsten Dunst), ihr Assistent und Begleiter Joel, New York Times-Journalist Sammy und Jessie, eine junge und naive Frau, die auch mal Kriegsfotografin werden will und dessen großes Vorbild schon immer Lee war.
Lee ist eine abgebrühte Kriegsfotografin, die für das perfekte Bild beinahe jedes Risiko eingeht und bereits so abgestumpft ist, dass es ihr scheinbar nichts mehr ausmacht, Fotos von Menschen zu machen, die gerade hingerichtet werden oder wurden. Man merkt ihr schon immer wieder an, dass sie psychisch durch alle ihre Erlebnisse schwer gezeichnet ist, doch sie zeigt dies nach außen hin nicht und macht einfach knallhart weiter. Einerseits ist es mutig und bewundernswert, andererseits auch manchmal krank und moralisch fragwürdig, aber so ist der Kriegsjournalismus eben. Um der Welt die schonungslose Wahrheit zu zeigen, muss jemand wie sie ein solches Opfer bringen, und dazu ist Lee eben bereit.
Jessie ist noch jung und ist sich noch nicht im Klaren darüber, wie heftig das Leben als Kriegsfotografin sein kann, aber sie will dieses Leben dennoch um jeden Preis. So wie sie war Lee sicher auch, als sie noch jung war. Wirklich sympathisch sind mir die beiden durch ihre dreiste und forsche Art nicht geworden, aber dennoch konnte ich mit ihnen und den beiden anderen stark mitfiebern, weil das Filmerlebnis so extrem hautnah und real wirkte.
Sammy ist sozusagen der moralische Kompass der Gruppe und wirkte auf mich immer am vernünftigsten.
Joel ist jemand, der Lee offenbar überall hin folgen würde und ihr immer zur Seite steht. Er ist mir ein wenig zu geil auf den Krieg, doch irgendwie ist er auch ein netter Typ.
Die Darstellung des Bürgerkriegs ist beängstigend und beeindruckend gleichermaßen. Die visuelle Darstellung ist dank einer großartigen Kameraführung wirklich sehr gelungen, und ein herausragendes Sounddesign macht das audiophile Erlebnis ebenfalls zu einem echten Genuss. Der Film bleibt durchweg spannend und interessant, aber auch sehr beängstigend. Wenn Krieg da stattfindet, wo man sich eigentlich immer sicher gefühlt hat, ist das schwer fassbar und wirkt befremdlich. Sowas möchte ich niemals erleben, und sowas wünsche ich auch niemand anderem.
Ich schwankte bei der Bewertung zwischen 8/10 und 9/10 Punkten, entschied mich aber letztendlich für die höhere Wertung, weil mir persönlich der Film einfach verdammt gut gefallen hat und weil er extrem spannend war und mich emotional gepackt hat.
Wieder mal ein sehr starker Film im Jahr 2024, das sich immer mehr zu einem großartigen Filmejahr entwickelt.
Bewertung: 9/10 Punkte
Wiederschauwert: Mittel
Nachhaltiger Eindruck: Mittel
Emotionale Tiefe: Hoch (Spannung, Mitgefühl und Angst)