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Das Letzte Haus links

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Das letzte Haus links

Das Letzte Haus links Kritik

Das Letzte Haus links Kritik
0 Kommentare - 26.07.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Das Letzte Haus links" ist.

Bewertung: 3 / 5

Als zwei Schülerinnen von einer brutalen Gruppe von Vergewaltigern ermordet werden, ist das Entsetzen groß. Bald darauf sucht die Gruppe Unterschlupf bei den Eltern des einen ermordeten Mädchens Dr. John (Gaylord St. James) und Estelle Collingwood (Cynthia Carr), nichtsahnenden, daß es sich um ihre Eltern handelt.

Im heutigen Westen, der mit einigen durchaus interessanten Wendungen aufwarten konnte, ist Struktur das, was das Überleben sichert und die willkürliche Gewalt vergangener Tage gehört eben in die Mottenkiste. Nun ist Struktur ja generell ein Thema des Menschen und daher vielleicht auch nicht allzu intelligent, wenn man darauf anspielen möchte. Wenn man allerdings Struktur und Willkür vergleicht, dann hat man hier vermutlich die gegenseitigen Antithesen parat. Das letzte Haus links ist ein Film der Willkür, bei dem Zufälle und deren Konsequenzen die Figuren verfolgen. Nichts ahnend machen sich zwei Freundinnen auf den Weg zu einem Konzert und nichts ahnend, wird dieses eigentlich schöne Ereignis zur waschechten Höllenfahrt. Nun werden sie also von jungen Menschen entführt. Viele von ihnen haben nichts Besseres zu tun, als sich anti-systemisch in den Tag hinein zukiffen und irgendwelche Parolen in die Welt zu tragen. Das Problem hierbei ist, daß Craven die 68er-Bewegung in ein Licht rückt, wo diese deutlich nicht hingehört. Wenngleich man natürlich retrospektiv schon sagen kann, daß all deren Wege im Supermarkt münden. Und so wirkt das gesamte Unterfangen aber vor allem wie eine Kritik an Menschen, die die Welt verändern möchten und daher ist es nicht sehr zielführend und mitunter ein wenig unentschlossen. Als Zuschauer soll man nämlich die Rebellen nicht mögen und als Zuschauer erfährt man, daß diejenigen, die etwas abseits der Struktur erfahren wollen, dafür mit dem Leben bezahlen müssen.

Diese ideologischen Kniffe gehören natürlich vorwiegend zum Slasher und wurden etwa von John Carpenter in Halloween – Die Nacht des Grauens (1978), aber auch von Craven selber in Nightmare – Mörderische Träume (1984) wieder aufgegriffen. Klar ist, daß rebellische Jugendliche, die junge Frauen vergewaltigen und ermorden den damaligen Zeitgeist trafen. Man kommt gar nicht darum herum, um in Cravens Debüt so eine Art Aufarbeitung der Manson-Morde zu sehen. Und in dieser Hinsicht geht Das letzte Haus links auch keineswegs zimperlich vor. Natürlich dem Glück geschuldet, daß man mit wenig Aufwand und Verantwortung auch jedwede Narrenfreiheit hat, zeichnet Craven die Rohheit der Gewalt. Und diese Gewalt hat keine Kraft mehr, denn als abstoßend und weltfremd empfunden zu werden. Es ist wirkt manchmal so, wie die Schauergeschichte der Eltern, die ein kleines Kind beeinflussen wollen, um es nicht von seinem Schulweg abzubringen. Dabei zeigt Craven letzten Endes eine Form der Konsequenz, die dem Pessimismus der frühen 1970er Jahre schon angenehm entsprecht und auch wenn man erahnen kann, wo sich das letzten Endes hinentwickelt, bleibt das Werk spannend. Da ist dieser kleine Funken naiver Hoffnung, der den Zuschauer über die Balsam-Werke des Mainstream immer begleiten wird und der glauben lässt, es könne ein Happy End geben. Doch das gibt es nicht.

Immerhin verwandelt sich Das letzte Haus links auch etwa zur Hälfte hin in ein ganz anderes Werk. Es geht hier um Rape-and-Revange, was ein Thema ist, welches im Exploitation-Kino unangenehme Vorahnungen aufkommen lässt. Und dann ist es halt so, daß Rache zentral ist. Man könnte natürlich argumentieren, daß Craven hiermit sicherlich auch ein Plädoyer für die Selbstjustiz in Kombination mit der Auge-um-Auge-Ideologie hält. Gänzlich abzustreiten ist das nicht und dennoch ist der Film dahingehend durchaus spannend, weil er den Zuschauer zwingt, sich unweigerlich damit zu befassen. Natürlich hätte es ihm an anderer Stelle sicherlich gutgetan, wenn er die Opfer dieser Taten besser definiert hätte. Und obwohl das alles so düster und absurd wirkt, kann Craven bedingt durch einen Subplot um zwei Polizisten durchaus tonal zwischen roher, absurd unerträglicher Gewalt und Unterhaltung jonglieren. Das letzte Haus links ist dabei ein Film, der freigeistig wirkt und mitunter auch zwischen Die Nacht der lebenden Toten (1968) und Blutgericht in Texas (1974) das perfekte Bindeglied der provokativen Gewaltorgien im Kino bildet. Freizügig und roh in jeder Faser seines sinnbildlichen Körpers. Mitunter leidet das Werk zwar daran, daß das Schauspiel einiger Beteiligter so dilettantisch wirkt, wie etwa die Ausstattung und das generelle Setdesign. Gleichwohl bleiben die Figuren auch ohnehin eher reine Behauptung.

Der generelle Anspruch vom Film bleibt überdies pure Provokation. Das Kino als Fiktion und als Ort, der nie die Realität ablichten wird. Das ist zumindest die Thesis, die auch über jedweder Biographie schwebt. Nun zeichnet Das letzte Haus links aber keineswegs ästhetisierte Gewalt und findet seine Spuren auch aus der Realität heraus. Ganz klar ein Zwiespalt, der Craven aber zumindest unterhaltsam gelingt. Denn ja, wir sehen das nicht gerne. Aber dennoch hat es einen gewissen Reiz. Der Mensch als Träger und Erträger von Gewalt, die hier mitten in den Magen schlägt. Man kann sich dann auch gleichermaßen fragen, ob man nicht wirklich einen Drang dazu hat, sich damit zu befassen.

Klein aber fein und wirkungsvoll in jedweder Hinsicht. Das letzte Haus links ist ein brachialer Film, der seiner Zeit voraus war. Gleichwohl ist es für sich genommen kein besonders aufschlussreiches Werk und eher aus einer filmhistorischen Sicht heraus spannend.

Das Letzte Haus links Bewertung
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