Bewertung: 3 / 5
"Der Nächste, bitte!" heißt es im Sinne von "Der zweite Ehemann, bitte!" seit über 100 Jahren für die Frauen in Isabelles (Diane Kruger) Familie. Denn die Erfahrung lehrt seit Generationen, dass auf der ersten Ehe ein Fluch zu liegen scheint, da diese immer, aber auch wirklich immer schiefgingen und das "ewige Glück" sich erst mit dem zweiten Ehemann einfand. Daher ist Isabelle mit ihrem ersten Traummann zwar seit zehn Jahren glücklich, jedoch unverheiratet zusammen.
Das ändert sich mit ihrem aufkeimenden Kinderwunsch, den die tickende biologische Uhr immer dringlicher werden lässt. Jedoch ist es für die Familie ihres Freundes Pierre (Robert Plagnol) ein Ding der moralischen Unmöglichkeit, Kinder unehelich in die Welt zu setzen. Was also tun? Die Lösung: irgendeinen Dummen zur Heirat verführen und sich dann gleich wieder scheiden lassen, um danach Pierre als dem Nächsten fluchbefreit das Ja-Wort geben zu können! Der eigentlich simple Plan geht jedoch beim ersten Versuch in die Hose, und so gerät als zufälliger Notnagel der vertrottelte Jean-Yves Berthier (Dany Boon) in die Heiratsschusslinie. Doch der ist gar nicht so leicht vor den Altar zu zerren wie gedacht, wodurch Isabelle dem Redakteur eines Reiseführers gezwungenermaßen von Nairobi bis nach Moskau folgen muss, um ihn während ihrer abenteuerlichen Reise doch noch mit allerlei Tricks in Heirats- wie auch Scheidungsstimmung zu versetzen...
Trailer zu Der Nächste, bitte!
Französische Komödien kommen oft wenig subtil mit viel Klamauk und überdreht-grotesken Charakteren daher, wer das in egal welcher Ausprägung nicht mag, wird auch mit Pascal Chaumeils Der Nächste, bitte!, im Original Un Plan Parfait, nicht grün werden. Selbst wenn die Komödie weniger übertrieben klamaukig ist als zum Beispiel Willkommen bei den Sch'tis (durch die mancher Dany Boon schon kennen dürfte), gibt es auch hier einige Szenen, die dann doch zu plump oder arg schräg amüsieren sollen. Im Ganzen wurden wir jedoch positiv überrascht, da Der Nächste, bitte! durch die spannenden Reise-Settings, einen wirklich ulkig-unsympathisch-sympathischen Boon, eine fürs Komische überraschend gut geeignete Diane Kruger (Inglourious Basterds), ein flottes Erzähltempo und manch wirklich kurioser Idee eine spritzige Liebeskomödie mit ernsten Momenten geworden ist.
Langeweile kommt sicher nicht auf und uns brachte Der Nächste, bitte! zumindest öfter als gedacht zum Schmunzeln und manchmal sogar zum Lachen. Auch die Rahmenhandlung, die dafür sorgt, dass die eigentliche Liebesgeschichte im Rückblick erzählt wird, wird geschickt immer wieder mit eingebaut und bietet im Dialogwitz und der Situationskomik ihre ganz eigene komische Note. Jedoch führt all zu typisches Overacting der Nebendarsteller dazu, dass manch guter Ansatz etwas an Wirkung verliert. Logikmängel findet man ebenfalls, das ist aber wie auch die nicht ganz so glaubhaft rüberkommende "Blindheit vor Liebe" von Boon bei einer solchen Komödie noch zu verschmerzen. Für Kruger, die fließend französisch spricht, war Der Nächste, bitte! ihr Debüt im Comedygenre, die ob sehenswerter Leistung zwar sicher nicht zum gefeierten Comedystar avancieren wird, uns hier jedoch weitaus besser aufgehoben scheint als anderswo.
Technisch muss man einen CGI-Löwen bemängeln, der wenig überzeugt, sowie eine Brechszene gegen Ende (natürlich darf eine solche leider nicht fehlen), bei der ebenfalls schlecht gemachtes CGI zum Einsatz kommen musste aus Gründen, die wir nicht spoilern wollen. Das Ende hätte gern früher einsetzen können, doch hier wollte man es wohl unbedingt ganz rund werden lassen, nötig wäre dies in der gewählten Form und Länge jedoch nicht gewesen.
Alles in allem ist Regisseur Pascal Chaumeil (Der Auftragslover) mit seinem zweiten Film Der Nächste, bitte! eine unterhaltsam-abgedrehte Liebeskomödie mit typisch französischem Humor gelungen. Diese macht vor allem durch das ulkige Paar Kruger und Boon und die flotten Wechsel spannender Settings Spaß und könnte selbst französischem Humor Abgeneigten gefallen, sofern man bei der einen oder anderen plumpen Szene ein Auge zukneift.
