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Der Nebel

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Der Nebel Kritik

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Der Nebel Kritik
0 Kommentare - 06.07.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Der Nebel" ist.

Bewertung: 3 / 5

Ein plötzlich erscheinender, weißer Nebel zieht eine amerikanische Kleinstadt in seinen Bann. David Drayton (Thomas Jane) und dessen Sohn Billy (Natham Gamble) befinden sich in einem Supermarkt, als der Nebel sie erreicht. Auch die anderen Anwohner sind völlig verdutzt und bald fordern erste Monsterattacken aus dem Nebel ein Umdenken innerhalb der Gruppe. In der zunehmenden Isolation werden interne Konflikte innerhalb der Menschen vor Ort immer verschärfter. So gelangt die fanatische, religiöse Anhängerin Mrs. Carmody (Marica Gay Harden) an große Macht innerhalb der Gruppe. Es entbrennt ein Kampf zwischen den Fronten, während sich draußen bösartige Wesen bereit machen.

Es gibt da interessante Paraellen zwischen Medien und Kunst im Allgemeinen. Viele Künstler arbeiten sich an dem System ab, in dem sie leben. Sofern sie denn das Recht dazu haben sich dahingehend zu äußern, oder auch ein Interesse daran hegen. New Hollywood ist diese Phase, dich filmisch am Kapitalismus, dem Vietnamkrieg und allgemeinen großen, politischen Themen arbeitete. Es wurde wieder künstlerisch und auch allgemein im großen Stil gedacht. Etwas, was man gerne im Kino tut und vielleicht auch alle paar Jahrzehnte mal wieder eine Renaissance feiert. Systemisch ist auch Der Nebel und da ist direkt die interessante Überschneidung poly-medialer Aufarbeitung zu finden. Vom Buch zum Film. Nicht gerade interessant, jedenfalls im Grundsatz. Aber bedenkt man welcher Autor die Vorlage lieferte und welcher Regisseur die Vorlage inszenierte, dann merkt man schon einige Parallelen und zumindest ein interessantes Trivia. Denn nach Die Verurteilten (1994) und The Green Mile (1999) adaptierte Regisseur und Autor Frank Darabont zum dritten Mal einen Stephen King-Roman, mit dem er sich vermutlich erhoffte, ähnliche Erfolge zu feiern und ähnlich anerkannt zu werden. Nun kann man retrospektiv sagen, daß dieser Teil einer zusammenhangslosen Stephen King-Trilogie in der Vita Darabont doch regelrecht vergessen ist. Die Gründe hierfür können natürlich vielzählig sein, allerdings gibt es auch einen ganz eindeutigen. Der Film ist nämlich nicht so gut.

Die Prämisse besagt, daß viele Menschen unterschiedlicher, sozialer Klassen, Hautfarben, Konfessionen und Einstellungen im Allgemeinen in einem Raum eingesperrt sind. Draußen befindet sich der Nebel von Der Nebel und dann wird letzten Endes mit vielen Fragen gesellschaftlicher Natur gerungen. Eigentlich kann man dieses Werk im Kern als eine Art soziales Experiment betrachten. Doch nicht so in der Form, wie es vielleicht der Joker in The Dark Knight (2008) vorgenommen hätte. Verhandelt werden gleich mehrere Fragen. Zunächst nach dem Wissenstrieb des Menschen wird hier die existenzielle Frage gestellt und „warum?“ gerufen. Dafür bietet der Film mehrere Ansätze und Erklärungen und wenn man dem lauscht, dann merkt man sofort den Stil, den ein Stephen King eigentlich in vielen seiner Werke aufarbeitet. Denn auch hier findet sich wieder die Auseinandersetzung mit rationalem und irrationalem Gedankengut. War der Nebel göttliche Vorsehung, oder ein gescheitertes Experiment? Dazu gelangt Darabonts Film zu der Erkenntnis, daß Menschen ehrlich gesagt ziemlich irres Zeug von sich geben und tun, wenn sie etwas nicht begreifen. Besonders im Namen Gottes wird hier wieder geurteilt, wenn Mrs. Carmody ihrem religiösen Fanatismus frönt. Dann geht der Film vom wissenschaftlichen zum irrationalen über, daß hier interessanterweise immer aus einer gewissen Angst vor dem Unbekannten geboren wird.

Klar ist, daß Der Nebel damit eine universalistische These über den Menschen in den Raum wirft. Um genau zu sein, sind es eigentlich mehrere Erkenntnisse, die man hier gewinnen kann. Der Mensch ist selbstzerstörerisch, dumm, vor einer Katastrophe irrational und beschäftigt sich viel zu sehr mit sich selber, als mit den Problemen, die die Welt abseits seiner selbst hat und die unweigerlich auf den Menschen zurückgehen und ihn vernichten werden. Es ist ein echt pessimistischer Blick, den Darabont hier liefert und er zeichnet auch eigentlich eine recht pervertierte, amerikanische Gesellschaft. Nun ist das Kernproblem des Films nicht etwa, daß das nicht stimme, sondern, daß er in seinen Aussagen extrem plakativ und eindeutig zu lesen ist. Die Religion ist auch hier der Seufzer der bedrängten Kreatur und der Geist geistloser Zustände. Auf der anderen Seite braucht der Film auch zu lange, um auf eine viel zu klare Wendung hinauszuwollen. Denn tatsächlich spielt der Film nicht nur mit dem einfachen Individuum und einem Kampf zwischen Verstand und Glauben, sondern auch mit der Rolle, die der Staat gegenüber dieser Katastrophe eingenommen hat. Wissenschaftliche Experimente unter Leitung des Militärs sind hier der Auslöser und irgendwo konnte man das schon erwarten. Darabont zeigt eigentlich alles, was an Amerika verabscheuenswert ist und nimmt tatsächlich aber auch den Liberalismus – also die einfache Familie, die nur die Kinder schützen will – etwas zu sehr aus der Verantwortung. Hier wird nämlich ganz klar zwischen Gut und Böse unterschieden, was bei der Schuldfrage letzten Endes keinerlei Grautöne mehr zulässt.

Klar, angesichts vieler Katastrophen kann man natürlich auch den Glauben daran verlieren, daß differenzierte Debatten in der Gesellschaft und Kultur noch sinnig sind. Auf der anderen Seite entzaubert sich Der Nebel dafür auch irgendwo zu schnell. Alle Figuren sind Metaphern für ein bestimmtes, politisches oder gesellschaftliches Feld. Dabei ist der kammerspielartige Horrorfilm auch leider auf einer oberflächlichen Ebene zu langatmig und selbstverliebt in Bilder, die in The Fog – Nebel des Grauens (1980) schon eher fragwürdiger Natur waren. Um es mal ganz deutlich zu sagen: Nebel ist nicht gruselig und wird es auch nie sein! Darüber hinaus kann man das Werk schon ganz gut wegschauen, man sollte allerdings keine tiefsinnige Gesellschaftssatire erwarten. Die wird man nicht bekommen.

Einfach und offenkundig ist die Botschaft die Der Nebel zu verbreiten hat. Das ist plakativ und wenig originell. Aber zumindest kann die Ehrlichkeit im Anliegen dahinter niemand absprechen. Und außerdem könnte man auch durchaus schlechteres Schauspiel in solchen Werken vorfinden.

Der Nebel Bewertung
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610

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