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Der Texaner

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Der Texaner Kritik

Der Texaner Kritik

Der Texaner Kritik
0 Kommentare - 19.11.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Der Texaner" ist.

Bewertung: 3 / 5

Der Farmer Josey Wales (Clint Eastwood) wird eines Tages abrupt von einer marodierenden Guerilla-Gruppe unter der Leitung des Schlächters Terrill (Bill McKinney) angegriffen. Wales Frau und Kind werden bei dem Überfall getötet. Danach ändert sich sein Leben schlagartig und so lernt er in einer Gruppe von Südstaatlern unter der Führung von Fletcher (John Vernon) zu kämpfen. Nachdem die Südstaaten den Krieg gewonnen haben, weigert sich Wales zu kapitulieren und lehnt sich auf.

In Zeiten des Krieges gibt es nie die eine Wahrheit, wenngleich die Geschichte gezeigt hat, daß es eindeutige Kämpfe zwischen gut und böse gibt, so sind die ausführenden jener Ideologien nie so schwarzweiß, wie es den Anschein hat. Warum dieser Umstand wichtig ist, um über diesen Film zu reden, liegt letztendlich in der Tatsache, daß das Werk mit der Hauptfigur Josey Wales einen Südstaatler skizziert, der im Bürgerkrieg kämpft. Dabei ist er nicht mal ein Soldat im eigentlichen Sinne, weil er sich einer Freiwilligenmiliz angeschlossen hat, und somit gegen den Norden in den Krieg zieht. Ein Aspekt, der hier auf jeden Fall wichtig ist. Es ist ein ganz schön heißes Pflaster, daß Clint Eastwood sich da aufbürdert, denn tatsächlich ist der Umstand eines Helden aus Reihen der Südstaaten, also jenes Landes, daß für den Erhalt der Sklaverei eintrat, durchaus nicht unproblematisch. Das verwundert auch so ein wenig, weil so wirklich niemand darüber sprechen will. Klar ist es schwierig, den gesamten Kontext und die individuellen Leben hinter dem Krieg eins zu eins analysieren und ihnen einen Rechtschaffenheit zuzusprechen. Auf der anderen Seite hätte man es sich hier durchaus einfacher machen können. Klar ist, daß Eastwood aus einer anderen Zeit kommt, als Held des Italowestern, ist er von moralischen Grundsätzen, die man in einer modernen Gesellschaft als ehrbar bezeichnen würde, so ein wenig befreit. Ein klarer Zynismus zieht sich ohnehin durch die Filmografie des Künstlers. Dennoch sind politische Aussagen auch in diesen Werken zu finden und man muss an diesem Punkt klar Stellung beziehen, denn sonst legitimiert man falsche Ideologien.

Eigentlich ist Der Texaner auch nicht wirklich ein Italowestern. Natürlich zeigt er ganz ekelhafte Verbrechen und dergleichen. Dennoch ist das verhältnismäßig, auch bedingt durch die fehlende Positionierung durchaus durch eine gewisse Romantik getragen. Da gibt es eben den strahlenden Helden, der sich für das Volk einsetzt und Zivilisten um sich sammelt. Und damit trifft dieser Film ein weiteres Kernthema der Vita von Clint Eastwood. Es geht immer um das Individuum und den Zusammenschluss des Kollektivs. Allerdings sollte dieser Film und sollten auch spätere Werke wie Gran Torino (2008) oder The Mule (2018) beweisen, daß Eastwood für eine wirklich fundierte Kritik am System wirklich zu verblendet scheint. Und so ist auch Der Texaner ein Film, der die grausamsten Verbrechen und die Ausbeutung des Proletariats zeigt, aber dieses sich nicht dagegen auflehnt, sondern bereitwillig für den Staat in einen Krieg zieht. Was man die Drehbuchautoren Phil Kaufman und Sonia Chernus als subtile Kritik wohl bezeichnet hätten, ist im Falle von diesem Film einfach zu wenig. Man spürt die Gewalt, Kinder sterben, Frauen werden missbraucht und da gibt es dann diesen einen Mann, der sich gegen alles auflehnt. Eine Untermacht, die natürlich auch nur durch einen gewissen Superheldenschutz in dieser Geschichte überleben kann. Eindrucksvoll sieht man das vor allem, wenn Eastwoods Charakter sich mit einer Gruppe befeindeter Deserteure anlegt und sie auf hunderte von Metern mit seiner Pistole erschießt, oder auf sie zureitet. Etwas albern ist das und es passt auch absolut nicht zum restlichen Film.

Auch auf einer handwerklichen Ebene ist es Eastwood nicht immer gelungen, den Zuschauer bei der Stange zu halten. So etabliert er Der Texaner als klassischen Rache-Western, über die Legitimation der Gewalt. Doch was dann anschließend passiert ist, daß der Film sich immer episodischer entwickelt und plötzlich einzelne Schicksale in den Fokus rücken und Menschen kommen und gehen. Dieser Umstand ist tatsächlich komplex, weil er auf einer rein handwerklichen Ebene wirklich nicht gut geglückt ist. Auf der anderen Seite geht es eben um Individuen und darum zu zeigen, was der Krieg aus den Menschen jener Zeit machte. Dann wiederum geht es auch darum, daß die eigenen Vorurteile gegenüber indigener Menschen vielleicht überkommen werden. Hierzu hat Eastwoods Charakter auch immer wieder wechselnde Begleiter, die den Charakter des Films unterstreichen. Spätestens als die Figur in eine verlassene Stadt gelangt, die geplündert wurde, wird klar, daß das Volk hier traumatisiert ist. Das einzige, was diesen Menschen noch bleibt, ist ihre Sorgen und Nöte nur noch in Alkohol zu ertränken, sofern sie denn noch an irgendeine Form von Lebensmittel kommen. Auch wenn es zur Gewalt kommt, macht der Film keinen Hehl daraus, daß ein Krieg immer bedeutet, daß Menschen sterben müssen. Es klingt so simpel und einfach gedacht, doch der Tod und seine Drastik werden in diesem Werk deutlich. Natürlich ist das nicht die härteste und eindringlichste Form von Gewalt, dennoch aber eine, die ihre Wirkung zeigen kann. Von misshandelten Indianern, über alte, wehrlose Frauen, bis hin zu verstörten Mördern findet sich alles, was im Krieg stattfindet und dennoch zu selten eine Bedeutung zugesprochen bekommt.

Schauspielerisch ist Clint Eastwood hier eigentlich kaum der Rede wert. Eastwood spielt eben Eastwood, also einen Mann, über den die Zuschauer nie so richtig viel erfahren. Es gibt eben diesen Auslöser und dann bleibt die Figur nur noch verschlossen. Einige kernige Dialoge, ein paar gut platzierte Witze und dann ist da schon alles passiert, was irgendwie beneidenswert wäre. Klar ist, daß die Zeichnung der Parteien eine zu klare Linie zwischen Licht und Schatten verfolgt. Auch die weiblichen Figuren werden genretypisch gezeichnet und heben sich nicht durch irgendeine Form von Einzigartigkeit hervor. Sie haben nicht mal wirklich eine Rolle in der Handlung. Dabei stecken eben unter der Fassade Probleme, des damaligen (also den 1970er Jahren) Amerikas, die sich in vielen Punkten auch sehr gut auf unsere Zeit übertragen lassen. Zum einen wären da korrupte Politiker, der Umgang von Menschen aus verschiedensten Kulturen und eben die angestrebte Akzeptanz und Übereinkunft in der Gesellschaft.

Nach einem grandiosen Start flacht Der Texaner deutlich ab. Eastwood gelingt es wie üblich nicht, das System, daß er kritisieren möchte, in Gänze zu verstehen oder lehnt eine konkrete Analyse bewusst ab. Das ist schade, wenngleich der Film eben durch seine Drastik aufzeigt, wie komplex Individuen sind und wie grausam Krieg ist. Das macht in einigen Momenten Spaß, weil sich die Hauptfigur auch nicht für den ein oder anderen ironischen Moment zu schade ist und gleichsam hat das Werk in vielerlei Dinge einen akuten Aktualitätscharakter.

Der Texaner Bewertung
Bewertung des Films
610

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