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Der Untergang des Hauses Usher

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Großes Kino, das Edgar Allan Poe zelebriert und transzendiert

Der Untergang des Hauses Usher Review

Der Untergang des Hauses Usher Review
1 Kommentar - 21.11.2023 von MobyDick
In dieser Userreview verrät euch MobyDick, wie gut "Der Untergang des Hauses Usher" ist.
Der Untergang des Hauses Usher

Bewertung: 4.5 / 5

So, endlich auch geschaut, hat ein bißchen gedauert, bis ich durch war, aber was lange währt.

Der Untergang ist die nächste Halloween-Event-Serie von Mike Flanagan, etwas was er mit Spuk in Hill House begonnen hatte und danch im gefühlt jährlichen Rythmus weiter ausbaute. Und diese Serie ist auch seine Abschiedsvorstellung von Netflix. Anscheinend wurde er der neuen Garde von Produzenten bei Netflix überdrüssig, nachdem diese immer übergriffigere Forderungen in den Handlungen einforderten und auch nicht inhaltliche Argumenten gegenüber offen waren.

Trailer zu Der Untergang des Hauses Usher

Der Untergang des Hauses Usher hatte neben diesem Thema aber auch mit diversen anderen Problemen während der Produktion zu kämpfen, so musste etwa zur Mitte der Dreharbeiten der eigentliche Hauptdarsteller Frank Langella ausgetauscht werden, nachdem dieser auf dem Höhepunkt der Cancel Culture gefeuert wurde, weil er wiederholt unsittliche Kommentare und Witze von sich gegeben haben soll und einfach nicht aufgehört haben soll, Leuten mit seiner Sexualität (sei es in Form von Geschichten über sich oder Fragen in die Runde) auf die Nerven zu gehen. Das bedeutete gleichzeitig, dass die Kompletten Szenen, in denen der Hauptdarsteller involviert war, neu gedreht werden mussten.

Der Untergang des Hauses Usher erzählt in 8 Folgen vom Untergang eines Pharmazie-Imperiums, in dem jede Woche eines der Kinder des Protagonisten auf eine grausame Art und Weise stirbt. Dabei orientiert sich Flanaggan und seine Crew an den Geschichten und Erzählungen Edgar Allan Poes, sei es der Rabe, sei es Telltale Heart, sei es Das Pendel, und bietet die Mär um den Untergang des Hauses Usher als Rahmenhandlung an, um eine eigene übergreifende Geschichte zu erzählen. Die Erzählung ist tatsächlich weniger gruselig oder Horror per se, und nähert sich tatsächlich dem Begriff Gothic Horror an, auch auf Junmp Scares wird größtenteils verzichtet. An und für sich also eine elegische schicke Gothic Horror Erzählung. Auch ist frappierend wie viel sarastischer und schwarzer Humor immer wieder eingestreut wird. Also im Grunde keine wirkliche Horror-Story, auch wenn Netflix sich die größte Mühe gibt, das als Horror zu verkaufen, inklusive der 18er-Pin-Abfrage.

Was Der Untergang des Hauses Usher aber tatsächlich ist, ist dass es sich um eine ziemlich harte Abrechnung mit dem American Way ist, es ist eine Geschichte über die USA, und zwar eine über den kapitalismus, der das Land ach so groß gemacht hat, und dabei aber das Land, seine Kinder vor die Hunde hat gehen lassen. Da ist es nur folgerichtig, die gerade überall präsente Opidoid-Krise als Ausgangspunkt für die Geschichte zu machen, und die Hände des Protagonisten regelrecht mit Abermillionen Litern von unschuldigem Blut zu besudeln. Und da ist die Erzählung dann auch konsequent genug, auch mal Unschuldige mitzureißen. Das ist in seiner Wucht, Rafinesse und dem Spannungsaufbau einfach überragend inszeniert und man könnte fast sagen, dass es tatsächlich ein Going out with a Bang ist.

Wenn man die Bühne so verläßt, dann kann sich Netflix ziemlich sicher sein, dass sie den falschen Mann haben ziehen lassen. Ich muss zugeben, ich war nie der allergrößte Fan von Flanaggan, auch fand ich seine Gruselfilme und Serien zwar immer irgendwie herrlich altmodisch und sich abhebend vom Einerlei der Gorehounds heutzutage, aber er hatte auch immer wieder in bestimmten Momenten gewisse Storypfade, die ich persönlich anders beschritten hätte. Zugegeben, dass man heutzutage über die Hndlung von so etwas nachdenkt und meint, da hätte man das so und so machen können, ist ja auch ein Qualitätsmerkmal, was man erst mal erreichen muss, aber dennoch, irgendwie fand ich ihn teilweise zu wischiwaschi, manchmal nicht konsequent genug, manchmal zu falsch konsequent. Aber in diesem Produkt treffen sie auch einige Entscheidungen, die ich nicht so toll finde, die aber immer im Sinne der Geschichte sind und daher auch Sinn ergeben. da darf mal eine Figur, der man es tatsächlich nicht wünscht, das Zeitliche segnen, da die Macher einfach das Ziel vor Augen haben.

Im Grunde genommen ist Der Untergang des Hauses Usher eine ganz große Geschichte, die auch sehr stark von seinen Darstellern lebt. Und so stark Bruce Greenwood auch agiert, der Typ ist einfach kein Vergleich zum besseren Gothic Darsteller Langella. So sehr ich es verstehen oder nachvollziehen kann, dass der Mann gefeuert werden musste, und so sehr sie ihn auf die Schnelle bestmöglich ersetzt haben, ein bißchen wirkt es immer noch so als hätten sie Bela Lugosi einfach mal mit Mark Wahlberg ersetzt. Wenn man das nicht weiß, stört das natürlich nicht, auch Mark Wahberg kann ja bekanntlich ab und zu schauspielern und Greenwood ist völlig ok, nur hätte da jemand besserer sein können.

ABER die Frage ob Langella denn auch mit den anderen Darstellern hätte genauso gut harmoniert, ist da eine andere und durchaus berechtigte Frage, denn er ist deutlich älter und dadurch auch ein bißchen entrückter dann. Wäre zumindest interessant geworden. Carla Cugino, die gefühlte Muse von Flanaggan spielt wieder mal eine Schlüsselrolle, und ehrlich gesagt war ich mir diesmal gar nicht so sicher, ob nicht sie vielleicht fehlbesetzt wäre. Üblicherweise mag cih sie sehr und freue mich über ihre Auftritte, zumal ich sie im Spielfilmbereich recht unterschätzt und zu wenig eingesetzt halte, aber hier hat sich doch deutlich Licht mit Schatten abgewechselt. Der Rest war alles recht solide.

insofern könnte man dieses Review ja beenden, doch einen Punkt muss ich trotzdem nochmal ansprechen: Es wurde hier auf MJ von diversen Usern negativ die Netflixitis angesprochen, dass mittlerweile in jeder Produktion LGBT über Gebühr gefeiert werden müsse und gerade dieses Produkt wurde dafür hart angegangen. Diesen Punkt muss ich entschieden zurück weisen. Dass hier ein jeder der Kinder des Hauses Usher ein recht "anderes" bis "gestörtes" Verhältnis zur Sexualität hat, dient der geschichtlichen Unterfütterung dessen, dass der vater die Kinder verkorkst hat und alle irgendwie ihre Päckchen mit sich tragen müssen. das geht in alle Lebensbereiche über, vom sozialen Interagieren, über die Beziehungen unetreinander, über psychologische Komponenten bis eben hin zur Sexualisierung der Figuren. Das zu monieren ist also zu kurz sichtig gedacht.

Dennoch, es gibt da den einen Tod, wo diese Urkraft sich gemüssigt sieht, persönlich einzugreifen, wo cih mir dachte, dass dies tatsächlich der heutigen Zeit angebiedert ist. Ja, es hat durchaus Sinn gemacht, da die Taten vorher wirklich abscheulich waren (ich sage nur "Zähne"), aber wenn man sich die Gesamtgeschichte betrachtet, und auch die "Ambiguität" dieser Urkraft im Umgang allem drumrum, dann ist das irgendwie ein geheucheltes Zugeständnis. Dieser Punkt darf durchaus angebracht werden. Aus Spoilergründen gehe ich nicht weiter darauf ein.

Ansonsten ein Rausch für die Sinne, sowohl literarisch, visuell als auch sehr ansprechend. Mr Flanaggan will be missed by Netflix.

9 Punkte

Der Untergang des Hauses Usher Bewertung
Bewertung des Films
910

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MobyDick : : Moviejones-Fan
21.11.2023 10:56 Uhr
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Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Mal zur Abwechslung ein Serienreview

Dünyayi Kurtaran Adam
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