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Die andere Heimat - Chronik einer Sehnsucht

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Prädikat: besonders wertvoll

Die andere Heimat - Chronik einer Sehnsucht Kritik

Die andere Heimat - Chronik einer Sehnsucht Kritik
0 Kommentare - 23.07.2013 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 4 / 5

Hunsrück, 1842: Hungersnot, Armut und politische Unterdrückung der Herrschenden bringen immer mehr Einwohner des kleinen Dorfes Schabbach dazu, ins Ausland aufzubrechen, auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen, einem kleinen Stückchen Glück und einer neuen Heimat. Auch Jakob, der jüngste Sohn des Dorfschmieds, träumt von einer Reise in ferne Länder. Doch er fühlt sich seiner Familie gegenüber verpflichtet. Gustav wiederum, sein älterer Bruder, kehrt aus der Ferne zurück und fühlt sich zuhause verloren. Beide müssen sich der Frage stellen, was "Heimat" eigentlich bedeutet.

Vor fast dreißig Jahren erzählte Edgar Reitz seine ersten Geschichten aus dem fiktiven Dorf Schabbach im Hünsrück. Nun kehrt er an diesen Ort zurück und berichtet erneut von der Familie Simon. Er erzählt in Die andere Heimat - Chronik einer Sehnsucht von einer Zeit, in der Aufbruchstimmung herrschte, oftmals ausgelöst durch Not, Verzweiflung und Armut. Doch es geht auch um die ewig zeitlose Suche einer jungen Generation nach Zielen, es geht um Sehnsüchte, Hoffnungen und Pflichterfüllung. Durch die brillante Bildkomposition und die Schwarz-Weiß-Aufnahmen wird ein historisch authentisches Bild vermittelt, die Kamera leistet dabei Fantastisches und führt den Zuschauer mit Nah- und auch Panorama-Aufnahmen in einen Mikrokosmos, der stellvertretend für die damalige Zeit steht. Man begleitet Jakob, Gustav und alle anderen Dorfbewohner und lernt im Verlauf dieses so glänzend erzählten Familienepos dabei auch enorm viel über die Historie Deutschlands. Ein Lehrstück im Erzählen von Geschichten und Geschichte.

Trailer zu Die andere Heimat - Chronik einer Sehnsucht

Durch eine phantastische Bildsprache (hier hat sich Gernot Roll übertroffen) mit überragend schönen Panoramen der Hunsrücker Landschaft und einer packenden Nähe im Blick auf das Leben der Familie Simon wird der Zuschauer von Beginn an immer intensiver in den Film und das reiche Geschehen gesogen. Nie verliert der Film trotz seiner Länge an Spannung, ja er vermag diese dank eines ausgefeilten Drehbuches noch stetig zu steigern. Die Besetzung von Haupt- und Nebenrollen entspricht den vorgegebenen Charakteren aufs Beste und ihr Spiel ist unter der sicheren Führung von Edgar Reitz glaubhaft realistisch. Marita Breuer als Mutter der Familie Simon sowie Maximilian Scheidt als Gustav und Jan Schneider als Jakob, die zentrale Persönlichkeit des Films, ragen dabei heraus. Ein ausgefeiltes Szenenbild und die detailgenaue Ausstattung zaubern ein Hunsrückdorf, welches den Zuschauer in eine Zeitreise mehr als 150 Jahre zurück zu schicken vermag. Die Häuser im Dorf, die Straßen und Wege, die Schmiede, die Möbel, Fuhrwerke, die Wohnungseinrichtungen, die Kleider - so mag es damals wirklich ausgesehen haben.

Dass die Kamera eine besondere Unterstützung durch die perfekte und sicher nicht einfache Lichtarbeit in den dunklen Räumen und Gassen bekam, ist deutlich zu erkennen. Ein Film in schwarz-weiß: Nicht anders hätte diese Geschichte erzählt, hätte diese Dichte in der Bildsprache erzielt werden können. Ein wunderbarer dramaturgischer Einfall dabei die sparsam eingesetzte Farbe, meistens als Zeichen der Hoffnung, der Freude und der Liebe. Ein besonderes Lob verdient die immer stimmige musikalische Begleitung und letztlich die große Leistung der Montage. Trotz der Länge des Films mag man auf kein Bild, keine Szene verzichten. Wenn die Kamera vom langen Treck der Auswanderer des Dorfes nach oben zieht und sich am Horizont ein weiterer Treck anschließt, dann muss dieses Bild nicht den Vergleich mit Filmen der großen Western Hollywoods scheuen.

Prädikat: besonders wertvoll

Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung

Die andere Heimat - Chronik einer Sehnsucht Bewertung
Bewertung des Films
810

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