Bewertung: 2 / 5
Viel wichtiger ist Hood eine schnell erzählte Handlung, in der die Ausbildung von hübsch anzusehenden Bildern unterbrochen wird. Die Schlachteffekte können sich dabei durchaus sehen lassen, auch wenn Spannung im Film eher Mangelware ist. Bereits nach wenigen Sekunden erleben wir eine geklaute Szene aus Independence Day, nur dass sich anstelle eines besoffenen Agrarpiloten Ghandi in das Mutterschiff der Aliens bohrt. Bei so viel Kreativität bleibt keine Zeit für im Roman wichtige Parallelhandlungen, die durch die Geschwister Enders, im Film von Abigail Breslin und Jimmy Pinchak verkörpert, aufkommen. Während Enders Schwester Valentine wenigstens etwas Bedeutung in der Handlung zukommt, verkommt Peter zu einem fast unbedeutenden Nebencharakter, der nur für Enders Psyche relevant ist. Überhaupt stellen wir die Besetzung in Enders Game - Das große Spiel an vielen Stellen infrage, sie ergibt oft nicht mal Sinn. Egal wo und wann sich Ender im All umherbewegt, egal wo er ist und wo er trainiert, ständig grinsen ihn die drei gleichen Militärgesichter in Form von Colonel Graff, der Psychologin Major Gwen Anderson (Viola Davis) und Ausbilder Sergeant Dap (Nonso Anozie) an. Vor allem Anozie liefert mit seiner Ausbilderrolle zwar ein paar witzige Szenen, die an Full Metal Jacket für Kinder erinnern, ist darin jedoch absolut unglaubwürdig und unfreiwillig komisch. Ein Tag bei den Marines wurde zwar früher schon wie Ferien auf einer Farm beschrieben, aber hier ist das einfach nur albern.
Die Romanvorlage von Enders Game - Das große Spiel ist nicht deswegen so beliebt, weil mal wieder der Kampf gegen Aliens thematisiert wird, sondern wegen seiner Untertöne, mal militärisch, mal sozial, stets durch den damaligen Kalten Krieg geprägt. Einflüsse aus Romanklassikern wie "Starship Troopers" oder "Der ewige Krieg" sind unverkennbar, für eine Filmadaption aber anscheinend nur Ballast, den es zu entsorgen gilt. Hood reduziert die Story auf ein Minimum, doch dies ist kein Gravity, wo dieses Vorgehen durchaus Sinn macht. Enders Game - Das große Spiel so abzuspecken verdammt den Film sofort auf eine Verliererposition, denn ohne ein solides politisches Fundament der Story ist Enders Game - Das große Spiel nicht mehr als das diesjährige Elysium, der immerhin visuell beeindrucken konnte. Es handelt sich bloß um eine seichte Romanverfilmung, ein bunt zusammengeklautes Etwas aus anderen Science Fiction-Filmen, zugeschnitten auf Kinder, da Kinder ja eben auch die Stars des Films sind. Wie praktisch! Nicht zu anspruchsvoll und damit gegen Ende absolut unglaubwürdig. Klar, geben wir diesem taktisch durchaus begabten Kind mal schnell die gesamte Kontrolle über die menschliche Raumflotte und seinen anderen Kindern die Steuerung der Raumträger, warum auch nicht, ist doch alles nur ein Spiel! Bis dahin ist noch immer nicht wirklich bekannt, warum wir diese Soldatengören eigentlich brauchen - denn seit wann gleicht bloß eine schnelle Auffassungsgabe in vollem Umfang Erfahrung aus?
Trailer zu Enders Game - Das große Spiel
Die Wendung am Ende erahnt selbst der stets gescholtene RTL2-Zuschauer spätestens dann, wenn er wie so oft bei den kurzen 114 Minuten immer wieder auf die Uhr schaut. Macht das Ende im Roman noch durch die Zeitdilatation Sinn und gibt desem zusätzliche Tiefe, ist es im Film hochgradig albern - sozusagen der i-Punkt auf einem auch sonst unheimlich albernen Film.
Enders Game - Das große Spiel ist eine Romanverfilmung geworden, die an manchen Stellen der Vorlage wirklich treu bleibt, diese an anderen Stellen aber auch vollkommen ignoriert. Regisseur Gavin Hood ist bei seinem Versuch, ein Drehbuch aus dem Klassiker zu machen, nur nicht aufgefallen, dass er dem Film die Substanz raubt. Es wirkt gar so, als hätte es Gollum und die Nazgul in Der Herrn der Ringe nie gegeben, als wäre The Dark Knight des Jokers beraubt worden. Enders Game - Das große Spiel wurde ein Film ohne Seele, getrimmt auf den Massenmarkt und ohne Anspruch. Hood beweist leider einmal mehr, dass nicht die Stoffe, die er verfilmt, das Problem sind, sondern sein fehlendes Können. Dies ist ein Resümee, das besonders all jene schmerzen dürfte, denen das Buch seit Mitte der 1980er ans Herz gewachsen ist.