Bewertung: 3 / 5
Er erschuf Phileas Fogg, Kapitän Nemo und Professor Otto Lidenbrock. Er schickte seine Protagonisten in 80 Tagen um die Welt, 20.000 Meilen unter den Meeresspiegel oder auch zum Mittelpunkt der Erde. Was Jules Verne vermutlich nicht beabsichtigte, waren klamaukige Verfilmungen seiner Abenteuer-Romane. Zuletzt tobte Brendan Fraser in Reise zum Mittelpunkt der Erde (2008) zwar durch eine einwandfrei animierte 3D-Welt, die eigentliche Geschichte wurde allerdings sehr uninspiriert erzählt. Viel Tiefgang hat die Story der Fortsetzung Die Reise zur geheimnisvollen Insel, die nicht wie der Vorgänger von Eric Brevig, sondern von Brad Peyton (Cats & Dogs - Die Rache der Kitty Kahlohr) inszeniert wurde, auch nicht zu bieten. Das durchweg sympathische Schauspieler-Ensemble macht dieses Manko allerdings über weite Strecken wett.
Dwayne "The Rock" Johnson, der sich als Muskelberg Hank an der Seite seines Stiefsohns Sean (Josh Hutcherson, der bereits im ersten Teil auf Entdeckungsreise ging) auf einen Trip zu einem mysteriösen Eiland mitten im Ozean begibt, punktet mit viel Situationskomik und ist sich auch nicht zu schade, ab und an den Affen zu machen - etwa, wenn er seine Brustmuskeln im Takt des Soundtracks hüpfen lässt.
In den Dschungel begibt er sich allerdings nicht ganz freiwillig: Der verantwortungsbewusste Ersatz-Papa will Sean, der einen kryptischen Funkspruch abgefangen hat, nicht alleine in den Südpazifik reisen lassen. Die etwas betulich und plakativ erzählte Vater-Sohn-Geschichte ist der eigentliche Dreh- und Angelpunkt des Films und soll vermutlich als Identifikationfläche für das jüngere Publikum dienen. Doch die Moral - die Eltern meinen es doch immer nur gut, wenn sie etwas verbieten oder sich zu sehr um ihren Nachwuchs bemühen - wird etwas zu platt vermittelt.
Im Laufe der Reise nähern sich Sean und Hank drehbuchkonform an, wozu auch Seans lange verschollener Großvater Alexander (Sir Michael Caine) seinen Teil beiträgt: Er setzte den verschlüsselten Funkspruch ab, um seinen Enkel auf die verlorene Insel zu lotsen, die Verne einst in seinen Büchern beschrieb. Neben netten Tierchen wie Mini-Elefanten und gigantischen Insekten hält das verwunschene Eiland, das in Teilen aus deutlich als solche zu erkennenden Plastikkulissen entstand, für die Abenteurer einige unliebsame Überraschungen bereit.
Aggressive Riesen-Vögel sind angesichts der Tatsache, dass die Insel in Kürze im Meer versinken wird, noch die harmloseste Bedrohung. Für die bunt gemischte Reisegruppe heißt es nun, schnell einen Fluchtplan zu entwickeln und rechtzeitig das Weite zu suchen. Natürlich funktioniert das nur im Teamwork - wieder so eine moralinsaure Botschaft, die mit dem Holzhammer daherkommt.
Da es sich bei Die Reise zur geheimnisvollen Insel um einen Familienfilm handelt, sei auch das verziehen. Denn unter dem Strich unterhalten Ex-Wrestler The Rock und seine Mitstreiter ihr Publikum gut. Auch die 3D-Welt wurde fantasievoll und mit viel räumlicher Tiefe gestaltet. Besonders die Unterwasserlandschaft, die die Helden durchqueren müssen, ist den Machern hervorragend gelungen. Pop-Out-Effekte wurden nur sehr sparsam eingesetzt und wirken nicht aggressiv. Dem Familienausflug in eine fremde Welt sollte somit nichts im Wege stehen.
Die Reise zur geheimnisvollen Insel bekommt 3 von 5 Hüten.
Trailer zu Die Reise zur geheimnisvollen Insel
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Christina Freko)