Bewertung: 2.5 / 5
Ursprünglich als I'm.mortal angekündigt, wurde der wirklich pfiffige Originaltitel wohl im Zuge der Namensähnlichkeit zu Krieg der Götter (Immortals) in den eher langweiligen finalen Titel In Time - Deine Zeit läuft ab umbenannt. Und so wie das frühere clevere Wortspiel über Bord geworfen wurde, so ging auch die Ausarbeitung der wirklich genialen Idee hinter dem Film gleich mit baden. Statt ein zweites Gattaca zu zaubern, liefert Andrew Niccol diesmal nur durchschnittliche Unterhaltung ab. Die Idee, Zeit als neue Währung für die Welt heranzuziehen, ist clever und erschreckend zugleich. Es reduziert das Währungssystem auf den grundlegendsten Drang des Menschen, seine Natur zu überleben. In Time - Deine Zeit läuft ab hätte schon mit dieser Idee alleine eine perfekte Gesellschaftskritik werden können, doch Niccols schafft es nicht, daraus richtig Profit zu schlagen. Zwar geht er immer wieder den Vorteilen und vielen Nachteilen der neuen Gesellschaftsordnung nach, hat dabei aber keine klare Linie. Ein Mord da, ein wenig Willkür dort, dazu ein wenig Inflation und Unterdrückung von außen. Dazwischen Flucht, Action, wilde Schießereien und der eine oder andere Überfall. Niccols kann sich nicht entscheiden, ob In Time eine Gesellschaftskritik, ein Thriller oder ein Actionfilm sein soll. Von allem kommt etwas vor, aber nichts richtig. Dass vieles dann noch aus anderen Werken entlehnt wird, sei es Flucht ins 23. Jahrhundert oder die Zeitzonen, die unwillkürlich Erinnerungen an die zwölf Distrikte aus Die Tribute von Panem - Tödliche Spiele wecken, gereicht dem Film zum Nachteil.
Zusätzlich strotzt In Time - Deine Zeit läuft ab vor unzähligen Logiklücken. Zwar wird keine Jahreszahl explizit angegeben, jedoch ist den Dialogen zu entnehmen, dass die neue Gesellschaftsordnung bereits über 100 Jahre existieren muss. Seltsamerweise ist die Menschheit technisch aber auf dem heutigen Stand stehen geblieben. Es ist auch nur schwer vorzustellen, dass die Menschheit sich solch ein perfides Zeitsystem ausdenkt, welches so stark auf Balance ausgelegt ist und Überwachung überall vorsieht, es aber nicht gelingt, Will und Sylvia zu stoppen. Mit einer geradezu lächerlichen Leichtigkeit bringen beide Zeit unters Volk und sind nicht zu stoppen. Dabei scheut Niccols sich nicht, Will und Sylvia als die gute Variante von Bonnie & Clyde darzustellen mit einem starken Einfluss von Robin Hood. Selbst in den Actionszenen, schafft es Niccols nicht, auf dem Boden zu bleiben, beispielsweise kommen beide unangeschnallt in einem Cabrio (!) von der Straße ab, überschlagen sich mehrmals und stürzen einen Abhang runter. Der Schaden, den beide davontragen, hindert sie nicht daran, wenige Minuten später die Flucht fortzusetzen.
In Time - Deine Zeit läuft ab ist kein grundlegend schlechter Film. Die Idee ist auch in der dargelegten Form unterhaltsam, die Spannung vorhanden und die Darsteller gut. Es ist ein wenig wie Arnold Schwarzeneggers The 6th Day, gute Grundidee, doch die Tragweite der hinter der Story liegenden menschlichen Schicksale wird nicht im Ansatz ausgearbeitet. Es ist so, als wenn man sich auf ein delikates Fünf-Gänge Menü freut und einen banalen Burger serviert bekommt. Mit mehr Stringenz und einer besseren Ausarbeitung der zukünftigen Gesellschaft hätte In Time ein wahres Meisterwerk werden können. So sind es viele Ideen, teils neu, teils zusammengeklaut, die alle nicht ganz zusammenpassen und den Zuschauer nicht in Gänze packen. Es bleiben 2,5 von 5 Hüten.
(AS)