Bewertung: 4 / 5
Als ob "Game of Thrones" nie weg gewesen wäre, es war sofort wieder alles da <3
"House of the Dragon" knüpft nahezu nahtlos an die Stärken der GoT-Anfänge an, ein sich Zeit nehmendes, charakterlastiges und charakternahes Fantasymittelalterdrama, ein Komplex, in dem die Handlung von den Figuren bestimmt wird, in dem jede Tat und jedes Ereignis persönliche oder politische Konsequenzen nach sich ziehen kann. Schauspielerisch sind speziell Paddy Considine und Rhys Ifans Gold wert, mit einer kleinen Abstufung auch Matt Smith. Dessen Daemon Targaryen steht spannenderweise in Tradition seines Prinz Philip aus den ersten beiden Staffeln "The Crown".
Trailer zu House of the Dragon
Das Daemon-Crabfeeder-Finale in der dritten Episode enttäuscht allerdings, Action mit Daemon-Plotarmor und dann bekommt man nichtmal den Kampf zwischen den beiden zu sehen. Zwar handelt es sich beim Krieg auf den Trittsteinen für Daemon sprichtwörtlich tatsächlich nur um einen Trittstein für seinen Aufstieg, aber dem Crabfeeder hätte man schon mehr Profil und mehr Screentime schenken können.
Die Episoden 4 und 5 sind wieder durchgehend große Klasse, das ist Martin durch und durch, insbesondere das gesamte, politische und charakterliche Drama am Hof, "The Green Wedding" insbesondere. Da bekomme ich fast schon wieder Lust, "Fire and Blood" weiterzulesen^^
Episode 8: König Viserys Powermove im Thronsaal trotz oder gerade wegen seiner schweren Krankheit und dann das Familienessen am Ende mit dem Motiv der Harmonie (Wenn schon nicht für das Reich, dann wenigstens für den sterbenden Vater, Bruder, Ehemann und Großvater), selten war die GoT-HotD-Gesamtgeschichte so ergreifend und emotional. In Kombination mit der siebten Episode, Viserys als Stimme der Vernunft innerhalb der Targaryen-Velaryon-Hightower-Großfamilie voller Zwistigkeiten, die drohen, das Reich ins Chaos zu stürzen. Ganz große Klasse.
Am Ende der achten Episode und in die neunte Episode hineinführend werde "Game of Thrones" und "House of the Dragon" endgültig miteinander verquickt, grandios geschrieben. Im Sterben liegend verwechselt Viserys Alicent mit Rhaenyra und erzählt ihr kurz vor seinem Tod versehentlich vom Drachentraum Aegons I., aus dieser Schilderung Alicent daraufhin das legitime Thronerbe ihres Sohnes Aegon ableitet. So einfach und banal erscheinend, und doch so folgenschwer für die kommenden Ereignisse. Der Traum über das Lied von Eis und Feuer und den Prinzen, der verheißen wurde, leitet den Tanz der Drachen endgültig ein. Aegons I. valyrischer Dolch mit der eingravierten Prophezeihung, der, gewalttätig von Alicent geführt, Rhaenyra bereits mit einer Narbe zeichnete, wandert nach nun in die Hände des gekrönten Aegons II.
Mit dem aufreibenden Drachen-Actionfinale in Episode 10, welches (gleichzeitig) die Zweifel der ersten Episoden ob der zukünftigen CGI-Qualität wegbläst, setzt die Staffel als Abschluss noch einen Meilenstein, der einen Vorgeschmack auf Kommendes preisgibt.