Bewertung: 2.5 / 5
Singh nimmt aus der Mythologie, was ihm und zur Story passt und puzzelt sich damit einen Fantasyfilm zurecht, der zwar Action satt bietet, aber alle enttäuschen dürfte, die sich eine Geschichte wünschen, die nicht nur Nuancen der griechischen Mythologie aufgreift. Natürlich ist es grundsätzlich eine Gratwanderung, die jedem Regisseur bevorsteht, der einen bekannten Stoff adaptiert: Klammert er sich zu krampfhaft an die Vorlage, wird dies gern als Makel ausgelegt; andererseits fragt man sich mitunter, warum ein bekannter Name genutzt wird, der so gar nichts mehr mit der Vorlage gemein hat. Singh wählte Letzteres, was zu einem unbefriedigenden Ergebnis verkommt. Wolfgang Petersens Troja war einst umstritten, weil der Regisseur jegliche mythologischen Aspekte strich, um die Handlung bodenständiger zu machen. Ein gewagtes, aber konsequentes Unterfangen, das gelang. Singh dagegen nimmt sich die Theseus-Sage vor, adaptiert Elemente und verzieht sie mit einem realen Bezug - man denke nur an den Minotaurus und die Götter, die sterblich sind, Blut verlieren oder die Titanen, die menschliche Innereien haben. Alles Interpretationssache, aber damit verkommt ein übermächtiger Gott zu einem Jungen von nebenan, der zwar eine güldene Rüstung trägt, aber auch nicht mächtiger ist als du und ich. Nur, wenn die Götter nicht eingreifen dürfen und sterblich sind - wofür sie noch anbeten? Weil sie schneller sind und höher springen können? Bei diesen Fragen gelangt man schnell in deistische Gedankenwelten, aber das wäre an dieser Stelle zuviel des Guten. Es ist keinem Regisseur verboten und sogar erwünscht, dass dieser eigene Akzente setzt, doch Willkür nervt. Auch ein Peter Jackson hatte seine Schnitzer in Der Herr der Ringe und gab offen zu, dass er einige Szenen einbaute, obwohl sie unlogisch, aber für ihn "cool" waren. Der Fan stört sich nicht daran, weil den Filmen etwas anhaftete, nämlich die Leidenschaft Jacksons zu Tolkiens Werk. Krieg der Götter merkt man nichts dergleichen an.
Die einzige klare Linie, die Singh verfolgt, liegt in der visuellen Darbietung, nur diese scheint dem Regisseur am Herzen zu liegen. Die gesamte Laufzeit bleibt bei Krieg der Götter der fade Beigeschmack, warum es Hollywood nicht schafft eine mythologische Sage richtig umzusetzen und dafür einen Regisseur zu finden, der auch Leidenschaft für die Vorlage mitbringt. So verkommt Krieg der Götter wie viele andere Adaptionen zu dem Produkt eines visuellen Selbstdarstellers. Diesbezüglich ist der Film ohne Frage ein Erlebnis - und auch 3D macht Spaß, ist aber kein offensichtlicher Mehrwert -, jedoch muten viele Kostüme oder Szenen nicht atemberaubend, sondern dämlich an (wir denken nur an Poseidons Helm). Die Ideenlosigkeit mündet in einem Finale, das direkt aus 300 geklaut zu sein scheint, auch wenn beide Filme nicht zu vergleichen sind trotz visueller Parallelen. Die größte Lachnummer sind jedoch die Titanen selbst. In der Darstellung langweilig und wenn die Lösung des Problems so simpel zu sein scheint, fragt man sich, warum Zeus (!) nicht früher darauf kam.
Trailer zu Krieg der Götter
Fakt ist, Krieg der Götter ist ein Actionfeuerwerk und farbenprächtig. Aber nichtsdestotrotz fügen sich die Puzzleteile nicht zu einem befriedigenden Gesamtbild zusammen. Viele Zuschauer, die über die von uns erwähnten "Macken" hinwegsehen können, werden definitiv ihre Freude haben. Wer jedoch etwas mehr mythologische Substanz erhofft, wird bitter enttäuscht - denn mythische Heroen der Geschichte verkommen zu schwächlichen Protagonisten. Krieg der Götter ist insgesamt zwar noch interessanter als das Kampf der Titanen-Remake, aber dies war auch keine wirkliche Herausforderung. Wir vergeben 2,5 von 5 Punkten.