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Leaving Las Vegas - Liebe bis in den Tod

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Leaving Las Vegas Kritik

Leaving Las Vegas - Liebe bis in den Tod Kritik

Leaving Las Vegas - Liebe bis in den Tod Kritik
0 Kommentare - 25.05.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Leaving Las Vegas - Liebe bis in den Tod" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Ben Sanderson (Nicolas Cage) ist Drehbuchautor und hat keine Freude mehr am Leben. Der Alkoholiker macht sich auf den Weg nach Las Vegas, um sich dort endgültig zu Tode zu trinken und zu verenden. In Las Vegas lernt er die Prostituierte Sera (Elisabeth Shue) kennen, die für den schlagenden Zuhälter Yuri (Julian Sands) auf den Strich geht. Die beiden verlieben sich ineinander, doch Bens Sucht holt ihn ein.

Die Filmwirtschaft ist ein Industriezweig, der immer etwas befremdlich wirkt. Selbst wenn man sich mit dem Medium auseinandersetzt, hat man oftmals doch den Eindruck dort Probleme zu sehen, die im Leben der meisten Menschen keinerlei Rolle spielen. Hin und wieder kann das beeindruckend sein, wie etwa in Boulveard der Dämmerung (1950), hin und wieder kann das verklärend sein, wie etwa im Falle von The Artist (2011), dann kann es wiederum sehr satirisch sein wie in Hail Caesar! (2016) und dann kann es auch eine unglaubliche Schwere aufweisen, wie es eben Leaving Las Vegas tut. Zugegeben, die Filmwirtschaft spielt hier nur am Rande eine Rolle und dennoch ist es genau das, was irgendwie der Auslöser für das gesamte Dilemma um die Hauptfigur Ben Sanderson ist. Und genau da liegt auch der Hund begraben. Alkoholismus ist ein gesellschaftliches Problem und gerade in Deutschland braucht man sich da nichts vorzumachen. Auffallend ist aber, daß dieser Film hier immer wieder starke melodramatische Momente aufweist und im gesamten durch die Musik und die vermeintliche Schwere, die die Figuren umgibt, in eine Manipulation der einfachsten Art abdriftet. Ja, wie schlimm das doch ist und nun? Ja, was nun? Denn viel zu ziehen gibt es ja daraus eigentlich nicht. Man sollte eben nicht zu viel Alkohol trinken, doch sage das einmal einem Alkoholiker. Die Intelligenz dessen zu erkennen, daß eine Sucht eben etwas ganz zerstörerisches ist, ist keine Erkenntnis und auch nicht intelligent. Eben sowenig, wie zu verstehen, daß es Gründe für sowas gibt. Doch das ist pathologische Filmemache und nicht mehr. In Zügen erinnert das dann tonal an L.A. Crash (2004).

Nicolas Cage ist ein Schauspieler, dessen Talent wahrscheinlich unmessbar ist. Und sein Markenzeichen wurde einst von Filmkritiker Luke Buckmaster sehr treffend beschrieben: „In Cages hands, cartoonish moments are imbued with real emotion and real emotions become cartoons...“ und das zieht sich auch ein wenig durch die Filmografie des Künstlers. Man kauft ihm den Alkoholiker sicherlich ab und sein Spiel ist auch nicht das Problem. Problematisch sind die absolut manipulative Inszenierung und Musik. Wenngleich das nicht Cages Schuld sein muss, so hat er zum Ende der 1990er und frühen 2000er Jahre mit Leaving Las Vegas, Stadt der Engel (1998) und auch Family Man (2000) viele Filme gedreht, die sich in ihrer Machart und der Expression von Gefühlen sehr ähneln. In allen Werken scheint Cage eigentlich unterfordert und deplatziert und so leidet Leaving Las Vegas darunter, dem Zuschauer keinerlei Möglichkeit geben zu wollen, um über die vermeintliche Grausamkeit des Zustandes der Figuren nachzudenken. Und so ist natürlich auch das alte Klischee einer Prostituierten, die von ihrem „Chef“ unterdrückt wird, hier vorhanden. Nun möchte man Prostitution nicht kleinreden und ja, es gibt Menschen, vielleicht sogar die Mehrheit aller Frauen, die in einem solchen Gewerbe unglaublich unter Druck geraten und dort geschunden werden auf unmenschliche Art und Weise. Doch das ist zu einfach für einen Film. Es ist zu einfach, um eine Reaktion hervorzurufen und damit verbindet sich das eben mit einem weiteren Thema von Cages Filmografie. Viele seiner Werke sind nämlich Stock-Konservativ. Angefangen bei Family Man (2000) und aufgehört bei den Bruckheimer-Produktionen. Cage selber ist aber alles andere als konservativ, weshalb man schon ein wenig verwundert ist.

Nun muss man dem Film aber anrechnen, daß aus der Prämisse um eine Beziehung zwischen einer Prostituierten und eines Alkoholikers zumindest eine sehr interessante Dynamik entsteht. Das ist natürlich zutiefst a-moralisch und ist eigentlich eine Beziehung, die man nicht gerne sieht, wenn man ein gefestigtes Bild von Männlein und Weiblein hat. Darüber hinaus fällt aber auf, daß eben jener Autor Ben Sanderson am Ende des Tages noch viel verkommener ist, als es Sera je sein wird. Klar, sie treibt sich in einem Milieu herum, welches immer so am Rande der Legalität und manchmal eben nicht mehr operiert. Bei einem Künstler aus Hollywood ist das ein wenig anders. Es ist wohl nicht übertrieben zu behaupten, daß die Mehrheit der Menschen weiß, wie verkommen und brutal das Geschäft in der Traumfabrik ist. Nicht umsonst gab es das Klischee des schmierigen und übergriffigen Produzenten schon lange bevor ein Harvey Weinstein die MeToo-Debatte ins Rollen brachte. Ich schätze, daß ist dann Balsam für die Seele und so ein wenig Konfrontations-Therapie. Darüber hinaus bleibt den gesamten Film über eigentlich auch unklar, warum Hauptfigur Ben überhaupt dem Alkohol verfallen ist. Gründe dafür bleiben der Spekulation vorbehalten und dann ist da noch dieses andere Thema, daß für eine Prämisse um Hollywood durchaus sehr schwarz anmutet. Selbstmord. Ben will sich umbringen, weil er keinen Sinn mehr in seinem Leben sieht. Eine Erklärung, die keine Erklärung ist. Einzig und allein weiß man nur, daß seine Karriere am Ende zu sein scheint und ihm eine Entlassung droht. Und genau das ist aber auch das schöne. Dadurch, daß der Film nicht jedes Detail ausspricht, überlässt er dem Zuschauer Interpretationen und kaut ihm trotz der Melodramatik eben nicht jedes einzelne Gefühl vor.

Trotz all des Kitsches muss man den Mut, den Leaving Las Vegas in diesem Bereich aufweist, ja doch ein wenig bewundern. Denn das Thema des Alkoholismus und die Sucht, die manche Menschen eben in das Ende aller Dinge treibt, wird zumindest nicht belehrend zum Happy End geführt. Diese Beziehung ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt, jeder weiß das und selbst die doch so pathetische Hollywood-Logik wird hier durch das in diesen Teilen sehr ehrliche Drehbuch nicht bewirtet. Ja, der Wortwitz war unbeabsichtigt. Doch das ist ja genau der Punkt. Es gibt eine Belehrung, diese ist aber keine wirkliche Belehrung, weil die Figur sich nicht ändert, nicht nach irgendeinem pädagogischen Kitsch erkennt, daß es so nicht weitergehen kann. Das ist eben auch nicht der Punkt bei einer Sucht. Menschen leiden an einer Sucht, obwohl sie um die Folgen wissen und Moralisierung dessen führt, keinen weiter. Insofern ist es fast schon eine groteske Liebesgeschichte, weil es sich eben um gesellschaftlich ausgestoßene Individuen handelt, um die man im Alltag eher einen Bogen machen würde. Handwerklich gibt es da auch wenig zu beanstanden, zumindest von der reinen Abfolge des Drehbuchs, sowie der Inszenierung. Es ergibt schon Sinn, was da passiert und die meiste Zeit ist Regisseur Mike Figgis darauf bedacht, eben die Beziehung der beiden Figuren in den Mittelpunkt zu rücken. Da kommt es eben zu Gesprächen und der Film kann dann ganz gut zwischen Privatperson und Job unterscheiden.

Ein einfaches, manipulatives und belehrendes Werk, daß es auf der anderen Seite auch wieder nicht ist, zeigt sich in Leaving Las Vegas. Eine Romanze zwischen zwei Ausgestoßenen, die jeder in den Untergang reiten sieht. Man freut sich, weil es ehrlich ist und weil es sich damit auch etwas traut. Und gleichzeitig wird die sonst so große Verneigung vor dem eigenen Schaffen hier zugunsten von Menschenleben in die Schusslinie gebracht.

Leaving Las Vegas - Liebe bis in den Tod Bewertung
Bewertung des Films
710

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