Bewertung: 4 / 5
Die WM 2018 ist rum - Gratulation an Frankreich - Zeit, sich den wichtigen Dingen zu widmen: Filmen und Serien! Vielleicht hat jemand von euch trotzdem bereits in Marvels Luke Cage Staffel 2 reingeschaut, wenn nicht, wir haben die neue Runde bei Netflix für euch natürlich angeschaut. Auch wenn diese Defender-Soloserie zu den im Vergleich weniger gefeierten gehört, können wir euch eine unterhaltsame Staffel empfehlen mit gleich zwei coolen Gegnern und einem Superheld, der ein wenig auf die schiefe Bahn gerät. Zudem erfährt man mehr Hintergründe zur Familie von Titelheld Luke Cage (Mike Colter), ohne dass es damit zu soapig werden würde.
Wer langsame Entwicklungen nicht mag, wird sich eher ungeduldig durch die Premiere von Marvels Luke Cage Staffel 2 schleppen und auch sonst lässt man sich Zeit. Uns hat das nicht gestört, da immer wieder genug flottere Szenerien oder Überraschungen das Ganze aufpeppen und der Verlauf scheinbar Nebensächliches später wichtig werden lässt. Was euch gefallen wird: Man fragte sich oft, wie man jemand Spannendes einem unzerstörbaren Superheld entgegen setzen will. Staffel 2 beantwortet diese Frage mit Oberschurke Bushmaster (Mustafa Shakir), dem es im Verlauf dank gewisser mysteriöser Power-Mittelchen, Intelligenz und guter Kampftechnik gelingt, Luke mehrfach ziemlich mies aussehen zu lassen.
Trailer zu Marvels Luke Cage
Zu Beginn ist Luke jedoch der nach Marvels Luke Cage Staffel 1 enttarnte gefeierte Held auf Harlems Straßen, Jamaikaner Bushmaster baut derweil erstmal in Brooklyn seine Front mit der jamaikanischen Yardies-Gang auf. Dennoch bekommt Luke genug zu tun, wie einen Dealerring zu vermöbeln und auszuschalten, der Drogen mit der Aufschrift "Luke Cage" auf den Päckchen vertickt. Seine Beliebtheit sorgt für eine "Wo ist Luke Cage gerade"-App, die ihm unbemerkte Aktionen deutlich erschweren. Und für einen ziemlich anhänglichen Fan sorgen, der gern wie aus dem Nichts auftaucht und mit dem Handy drauf hält, wenn Luke wen verhaut. Die Videos sorgen allerdings auch dafür, dass man ständig nach seiner Hilfe fragt und die Polizei ziemlich angenervt auf diese Selbstjustizler-Konkurrenz reagiert. Und im Verlauf dokumentieren sie natürlich auch Lukes Niederlagen, wodurch sein Ruf ziemlich leidet...
Apropos Polizei, Misty Knight (Simone Missick) ist natürlich auch zurück, es dauert aber ein bisschen, bevor sie ihren neuen Arm bekommt und damit kämpfen lernt. Allerdings sorgt ihre traurige Lage dann auch für eine Verlinkung zu Marvels Iron Fist, auch wenn der Titelheld selbst viel später auftaucht als man sich angesichts der Verlinkung vielleicht gedacht hätte. Ganz verstanden haben wir nicht, warum man die Fans solange zappeln ließ. Der spätere Auftritt im Duo macht trotzdem Spaß. Und Mistys spätere Rückkehr in die Ermittlungsarbeit bietet dann eine eigene interessante Geschichte, Luke wird damit dennoch eng verbunden.
Spannend ist in Marvels Luke Cage Staffel 2 aber vor allem die Entwicklung von Mariah Dillard (Alfre Woodard), die sich im Verlauf tatsächlich zu Black Mariah wandelt und eine damit gefährlichere Gegnerin wird. Ihre moralische Abwärtsspirale verbunden mit ihrer Stokes-Familiengeschichte ist fast noch interessanter als die Bushmaster-Story, die Verbindung von beidem lässt die letzten Folgen dann zu richtigen Krachern werden. Die Familienstory zu Luke ist zu Beginn ein netter Zusatz, wer hofft, dass sich da auch noch eine coole Wendung mit Verlinkung zu den Bösewichten auftut, wird nicht enttäuscht. Und auch Mariahs Romanze mit Shades (Theo Rossi) und dessen eigene Entwicklung und Reaktion auf ihren finsteren Weg ist eine coole Story für sich, die später wiederum interessant mit Mistys Story verknüpft wird.
Auch Rosario Dawson ist als Claire Temple zurück, wenn auch nicht viel dabei, denn Lukes Ego und eigene arrogante Abwärtsspirale treibt sie recht bald fort aus Harlem. Die Parallele von Mariahs und Lukes negativer Entwicklung in moralischen Fragen - bei allem Verständnis für das Warum - rundet das Ganze clever ab, denn Harlem First, Familie First, diese Zwecke heiligen nicht die Mittel. Uns gefällt die neue Runde besser als die erste, was der spannenden Verbindung der Bösewichte und einem weniger unkaputtbaren Superheld zu verdanken ist, sowie der gelungenen Vertiefung der wichtigsten Charaktere. Marvels Luke Cage Staffel 3 kann gerne kommen! Das "All connected"-Motto beschränkt sich allerdings weiterhin größtenteils auf das Marvels The Defenders-Universum mit Cameos und netten Referenzen, das wird mancher sicher als Manko empfinden. Zusatz: Ja, die Musik ist auch wirklich toll, ist wem der "Night Nurse"-Song in der Premiere aufgefallen? ;-)