Bewertung: 2 / 5
Zugegeben, die Serie ist hammergeil gemacht, zugegeben, man fiebert extrem mit Frank Castle mit, zugegeben der Spannungs- und Brutalitätsfaktor sprengt mitunter die bisherigen Konvetionen (wenn ich mich wirklich anstrenge, fallen mir durchaus Serien mit mehr Gore ein (Ash vs Evil Dead zB)), aber wenn man das alles bei Seite wischt, komme ich nicht umhin, die ganze Sache zweischneidig zu sehen, und das aus mehreren Gründen, vieles davon mit Spoilern:
1. Wir haben es hier mit einem Monster von Menschen zu tun, der schon bevor seine Familie starb, gewisse gewalttätige Tendenzen hatte (Im Einklang mit den Comics)
Trailer zu Marvels The Punisher
2. Er tötet eine geliebte Person der Chefermittlerin , trotzdem ist sie auf seiner Seite
3. Er foltert eine ganze Folge lang eine andere Hauptperson, trotzdem verzeiht ihm diese Person nicht nur, sondern ist sogar fast bereit für ihn zu sterben. Siehe hierzu auch den Charakter Karen Page . Oder stellvertretend sogar den geneigten Zuschauer. Man könnte meinen, man ist solange mit dem Charakter gefangen, dass er an einem StockholmSyndrom zu leiden beginnt.
4. Würde die Staffel mit der vorletzten Folge enden, hätten wir ein brutales fast schon geniales Psychogramm eines Monsters und Meisters der Selbstverleugnung, aber die Staffel geht noch eine Folge weiter, was uns zum nächsten Punkt bringt...
5. Es wird eigentlich recht beliebig ein Finale aufgetischt, damit der Antagonist JigSaw entstehen kann. Dies kann man durchaus geschickter anstellen als es in der Dramaturgie hier geschieht.
Unabhängig davon haben wir verschiedene Fingerübungen, die einfach zum mit der Zunge schnalzen sind, und sehr häufig die Problematik der Selbstjustiz angehen, aus verschiedenen Perspektiven und mit den verschiedensten filmischen Stilübungen. Man hat mit Jon Bernthal den perfekten Punisher gefunden. Und auch sonst macht die Serie im Grunde alles richtig.
Dass der Charakter nunmal diese Grenzen auslotet und als Held der Reihe auch dem Zuschauer positiv näher gebracht werden muss, geschenkt. Aber nach der vorletzten Folge hat man eindeutig die Möglichkeit, den Comic-Charakter zu transzendieren und eine geniale Serie zu erschaffen. Dies wird nicht nur fatal unterlaufen mit dem lächerlichen Jigsaw-Twist (der eigentlich unausweichlich war) sondern auch noch mit dem mehrfachen Happy-End.
Ohne jetzt moralinverseucht daher zu kommen: Frank Castle ist der letzte, der ein Happy End verdient, seine Wut ist sein Antrieb, ein Happy End für ihn kommt einem Shalom in der katholischen Kirche gleich. Grundsätzlich ist die Serie handwerklich perfekt gemacht, da sie aber nicht die Eier hat, die letzte Konsequenz zu gehen und den Charakter als gebrochene Psyche aufrecht zu erhalten, sie also einerseits der Lächerlichkeit preisgeben, dennoch ihre Würde behalten lassen. Aber da muss man glaube ich Abstriche machen, die Serie ist ohnehin nur für Erwachsene geeignet, aber dann wäre sie wahrscheinlich komplett nicht mehr Mainstream gewesen.
Wahrscheinlich ist die Wahrheit über die Serie irgendwo zwischen 6-8 Punkte, und durchaus empfehelenswert, aber wegen den oben genannten subjektiv wahrgenommenen Kritikpunkten, gibt es doch erhebliche Minuspunkte, so dass ich nicht ruhigen Gewissens mehr als 4 Punkte geben kann. (Aber wer bin ich schon, ich mag ja schon solche Filme wie Taken, Equalizer usw nicht besonders)