Bewertung: 3.5 / 5
Nachdem der erste Nightmare on Elm Street einschlug wie eine Bombe, folgte mit sehr kurzem Vorlauf bereits ein Jahr später 1985 Teil 2. Wes Craven war dieses Mal nicht involviert und so steht natürlich die Frage im Raum, ob es diese Fortsetzung mit dem Original aufnehmen kann, oder man nur einen schnellen Cashgrab in die Kinos warf.
Inhalt:
5 Jahre nach den Ereignissen aus A Nightmare on Elm Street zieht der junge Jesse Walsh (Mark Patton) mit seiner Familie in das Haus Thompsons. Jenes Haus, in dem Nancy damals ihren Kampf gegen Freddy Kruger zuende führte. Jesse wird von Alpträumen geplagt, Träume von einem entstellten Mann mit Klingenhandschuh, der ihn überzeugen will für ihn zu morden. Der seinen Körper will, um draußen in der wirklichen Welt Leid und Unheil zu sähen. Wie lange wird Jesse diesem Monster widerstehen können?
Kritik:
Wo A Nightmare on Elm Street sich in Dualitäten erging ist es in Nightmare 2 vor allem das Sinnbild von Freddy, die Hitze die er mit sich bringt und der innere Kampf Jesses gegen das Monster, die den Film prägen. Zudem gibt es einen starken homoerotischen Subtext, welcher den Film durchzieht und auf den ich noch eingehen werde. Bleiben wir zunächst bei der Hitze. Denn diese verfolgt Jesse und seine Aufeinandertreffen mit Freddy. Immer wenn sich der entstellte Mörder seinen Weg in Jesses Körper bahnt, kocht um diesen herum regelrecht die Luft und visuell wird diese Übernahme vor allem durch die Umgebung klar. Dass diese Hitze im ersten Film noch überhaupt keine Rolle spielte und auch die Fähigkeit den Körper einer Person zu übernehmen völlig neu ist, stört hier jedoch zu einem gewissen Grad, insbesondere da es Regeln hinterfragt, welche das Original aufstellte.
Doch muss man in einer Fortsetzung das Regelwerk des Originals einhalten? Eine schwierige und berechtigte Frage. Für meine Begriffe war es einerseits sehr interessant, Freddy mit dieser völlig anderen Anlage für seine Figur und seine Kräfte zu sehen, andererseits fühlt es sich trotzdem gewissermaßen etwas unrund an. Denn sollte eine Fortsetzung nicht ihren Vorgänger nehmen und auf dessen Figuren, Ideen und Dramen aufbauen und diese erweitern und vertiefen? Hier wurde ein neues Set an Figuren genommen und neue Ideen eingeführt. Das führt uns zurück zu den homoerotischen Untertönen des Films. Denn es fühlt sich über weite Strecken so an, als wäre Jesse latent homosexuell und Freddy wäre quasi eine Versinnbildlichung seiner homosexuellen Seite. Immer wenn Freddy durchbricht wird es "heiß" und die innere Zerrissenheit Jesses unterstützt diese Idee noch. Sicherlich ist es letztlich seine Freundin, Lisa, gespielt von Kim Myers (die der jungen Meryl Streep wahnsinnig ähnlich sieht), die ihm hilft seine Zerrissenheit zu brechen, was diesen Subtext ins Leere laufen lässt. Da liegt aber auch ein Problem dieser Fortsetzung, denn die neuen Ideen werden nicht konsequent genug zuende gedacht.
Entsprechend fühlt sich allerdings vieles innerhalb der Handlung des Films an. Klar, wir erfahren wo Freddy zu Lebzeiten gearbeitet hat und dort findet auch der Showdown am Ende statt, aber wirkliche Relevanz für den Plot hat das nicht. Und auch Nancys Geschichte wird noch einmal aufgegriffen, als Jesse und Lisa ihr altes Tagebuch entdecken, in dem sie ihre Erlebnisse mit dem Killer niederschrieb. Doch verrät uns das nur, was wir als Zuschauer ohnehin bereits wissen: Freddy ist (innerhalb der Filmwelt) real und eine wirkliche Gefahr. Auch sind es insbesondere die homosexuellen "Verlockungen" die als Opfer unter Jesse/Freddys Messer geraten, denn seine ersten Opfer sind alle mit der vermeintlichen latenten Homosexualität verbunden. All das lässt den Subtext des Films zu einem wahren "Kuddelmuddel" werden, aus dem nur hervorgeht, dass man scheinbar selbst nicht so recht wusste, wohin man mit dieser Fortsetzung wollte.
Auch im Score ist dies zu spüren, denn nicht nur greift Christopher Young die Themen aus Teil 1 nicht auf, er liefert dazu selbst einen sehr viel nichtssagenderen eigenen Sound ab. Das Klanggewand ist da, aber eben unspektakulär, wenig im Kopf bleibend und fast schon langweilig. Doch wo der Score versagt, macht Jack Sholder mit seinem Team visuell so Manches richtig. Der Film ist zweifellos nicht mehr so subtil wie es Cravens Erstling war. Klar, auch der hatte Blut und einige explizitere Gore-Szenen, doch so blutrünstig wie Teil 2 stellenweise daherkommt, war er nicht. Was den Film auf eine andere Ebene hieft als den Erstling, denn er fühlt sich durch diese brutalen und recht expliziten Momente roher an, radikaler und direkter.
Das wird auch weiterhin von Robert Englunds Freddy getragen, der immer noch ein eher ernster Zeitgenosse und lange nicht der Sprücheklopfer aus Freddy vs. Jason ist. Brutal übt er seinen Druck auf Jesse aus und noch brutaler geht er zu Werke, wenn er seine Opfer hinrichtet. Sadistische Befriedigung scheint diese Figur zu durchströmen, wenn sie ihr blutiges Tagwerk verrichten darf und alles um sie herum in Flammen aufgeht. Das ist es auch, was diesen Film dann als Horrorfilm so gut zusammenhält. Die überzeugenden Darsteller und die gut gemachten Gore-Effekte, gepaart mit einer gut eingefangenen Horror-Atmosphäre. Wo der Plot zerfahren wirkt, ist der Film hier gradlinig, spaßig und liefert für 90 Minuten eben sehr solide Slasher-Unterhaltung mit einigen übernatürlichen Elementen.
Fazit:
A Nightmare on Elmstreet 2 - Freddy´s Revenge ist ein Film über viele Themen, die sich alle jedoch gegenseitig irgendwie negieren und dabei ein Ungleichgewicht innerhalb des Films hinterlassen. Ein wenig markanter Score rundet dabei die Negativeindrücke ab, die ihn klar unter Cravens Original stellen. Trotzdem hat der Film in Sachen Atmosphäre und explizitem Horror einiges zu bieten, der Zwiespalt zwischen Freddy und Jesse ist gut eingefangen und die Darsteller machen ihre Jobs zweifellos ebenso solide. Für eine so schnell herausgeschossene Fortsetzung bleibt Nightmare 2 definitiv immer noch sehr sehenswert und unterhaltsam, auch wenn er so manche Idee des Erstlings völlig ignoriert und Freddys Kräfte in Richtungen erweitert, die sein Handeln im Hinblick auf das Original teils unlogisch erscheinen lassen. Wen das jedoch nicht stört, bekommt mehr Freddy und blutigere Kills in kompetenter Umsetzung. Von mir jedenfalls gibt es
7/10 Punkte bzw 3,5/5 Hüte,
für eine Fortsetzung, die nicht ihr Vorbild erreicht, jedoch den Mut hatte Neues zu probieren auf einer Grundlage, die noch nicht so in Stein gemeißelt schien wie sie es heute nach 7 Filmen der Reihe sein sollte.