Bewertung: 4 / 5
Viele kennen den Auftritt von Paul Potts in der Show "Britain's Got Talent" aus dem Jahr 2007. Seine Interpretation des "Nessun Dorma" wurde über Nacht zum Hit, bis zum Einsatz in einer bekannten deutschen Werbekampagne. Doch wer ist Paul Potts? Woher kommt der unscheinbar wirkende Mann, der mit seiner Stimme Millionen Menschen verzauberte? Diese Antworten gibt David Frankels One Chance - Einmal im Leben, in dem er das Leben des Tenors bis hin zum Auftritt nachzeichnet.
Als Handyverkäufer schlägt sich Paul in Wales mehr schlecht als recht durchs Leben. Er lebt noch bei seinen Eltern, hat wenig Freunde und träumt davon, als Opernsänger Karriere zu machen. Als er zu einem Vorsingen nach Venedig eingeladen wird, glaubt er sich am Ziel. Doch es werden dem hoffnungsvollen Paul noch viele Steine in den Weg gelegt, bevor die eine Chance daherkommt.
Trailer zu One Chance - Einmal im Leben
Dass das Leben immer noch die besten Geschichten schreibt, beweist sich in dieser wahrhaft tragischen Komödie in jeder Minute. Denn obwohl Paul wahrhaftig viel Pech hat, so warten doch an jeder Ecke kleine Momente der Glückseligkeit. David Frankel gelingt eine glaubwürdige Umsetzung, mit einem pfiffigen Drehbuch, einem authentischen Setting und einer Figurenzeichnung, die in ihrer genauen Milieuzeichnung an die britischen Arbeiterkomödie der 1990er Jahre erinnern. Und obwohl man weiß, wie die Geschichte endet, so ist man doch voller Rührung und Bewunderung für den Handyverkäufer aus Wales, der am Ende auf einer Bühne steht und die Menschen durch die Kraft seiner Stimme begeistert. Ein gut gelauntes Feel-Good-Movie über den großen Traum eines Mannes, der unbeirrt seinen Weg geht.
Auf der Grundlage des packenden Drehbuchs von Justin Zackham, das gekonnt die Balance zwischen tragischen und komischen Elementen hält, ist die Geschichte geradlinig und flott erzählt. Gleich zum Einstieg lernt man den jungen Paul Potts quasi im Schnelldurchlauf kennen, wenn er, ständig auf der Flucht vor seinen ihn verfolgenden Klassenkameraden, im Laufschritt unmerklich älter wird. Die Geschichte ist sozial genau verortet mit einem authentischen Setting und einem guten Blick für die Figuren und den Alltag einer britische Arbeiterfamilie. Dabei setzt die Kamera von Florian Ballhaus die trübe walisische Hafenstadt im Schatten des riesigen Stahlwerks so gekonnt in Szene, dass die Sehnsucht, aus der Enge auszubrechen, physisch spürbar wird, ebenso wie die stimmungsvollen Impressionen aus dem lichtdurchfluteten Venedig die Möglichkeiten der persönlichen und künstlerischen Entfaltung unterstreichen.
Getragen wird der Film von einem hervorragenden Ensemble britischer Schauspieler, wobei Julie Walters und Colm Meaney als Pauls Eltern ebenso überzeugen wie Mackenzie Crook als Braddon und die wundervolle Alexandra Roach als Julie-Ann, die unbeirrbar an das Talent ihres Mannes glaubt und ihn immer wieder unterstützt und anspornt. Vor allem aber beeindruckt in der Hauptrolle James Corden, der mit viel Schwung und entwaffnender Unschuld den liebenswerten Außenseiter in allen Höhen und Tiefen so wahrhaftig und sympathisch verkörpert, dass er dem Zuschauer sofort ans Herz wächst. Durch seine Darstellung wird die Botschaft des Films, dass man allen Widrigkeiten zum Trotz an seinem Traum festhalten und seine Chance nutzen muss, auf anrührende Weise glaubhaft nachempfindbar.
Prädikat: besonders wertvoll
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung