Bewertung: 4 / 5
Padilha scheut dabei nicht davor zurück, kleine Verbeugungen vorm Original einzubauen. An den richtigen Stellen erklingt der gewohnt markante Soundtrack (wie wir Basil Poledouris vermissen) von 1987 und das in einer ohrenschmeichelnden Version. Während beispielsweise J.J. Abrams bei seinen Star Trek-Filmen das Hauptthema der Reihe regelrecht vergewaltigte, fühlt man sich hier gleich "daheim". Vereinzelte Szenen sind dagegen Anspielungen auf das Original, dezent und unaufdringlich, für Kenner aber offensichtlich. Kein Vergleich zum plumpen Total Recall. Ebenso das markante Design, welches im Film eine Wandlung zum reinen Schwarz durchläuft. Padilha ist aber nicht so dumm, dass alte Design mit Füßen zu treten, es hat seinen Platz im Film, vielleicht sogar den Wichtigsten überhaupt.
Neben Designänderungen stand Robocop vor allem wegen einer Entscheidung in der Kritik, aufgrund derer Fans ein weichgespültes Remake ohne Gewalt vermuteten. In Deutschland war die Freigabekommission gnädig, FSK-12 für den Film, während die 1987-er Version erst wenige Tage zuvor vom Index genommen wurde. Ein Affront gegen Verhoeven? Nein, denn die Neuauflage baucht diese Form der Gewalt nicht. Das Original wurde ähnlich Starship Troopers bewusst überzeichnet, Padilha zeichnet dagegen ein sehr realistisches Bild der nicht mehr so fernen Zukunft. Man muss keine zerfledderten Leichen auf den Straßen sehen, nur weil eine Maschine durchdrehte, das würde nur Glaubwürdigkeit kosten. Es geht ähnlich Christopher Nolans Batman darum, eine doch recht trashige Figur zu erden, in die Realität zu holen. Das "Was wäre wenn?"-Prinzip greift hier. Trotz dieser Änderung ist Robocop aber bei weitem nicht harmlos. Wir hinterfragen sogar die Entscheidung der FSK, denn der Film hat einige Szenen, die richtig unter die Haut gehen. Wenn Alex Murphys Schicksal offenbart wird, werden wohl nur emotionslose Wesen nicht kurz schlucken...
Trailer zu Robocop
Mit zwei Stunden Laufzeit bietet Robocop sehr gute Unterhaltung, die nicht gestreckt und nicht gehetzt wirkt. Vielleicht wäre gegen Ende mehr drin gewesen, etwas mehr Luft und Entwicklung für den Showdown vielleicht. Nicht nur die Effekte wirken real (auch wenn nicht die Qualität eines Elysium erreicht wird), sondern auch das Umfeld. Neben der Transformation zum menschlichen Roboter übt Padilha Kritik an der Meinungsbildung der Medien und an der Macht der Großkonzerne. Es gibt jedoch Abzüge wegen einigen Logiklücken beziehungsweise zu spontan eingebauter Wendungen gegen Ende, denn die zwei Showdowns haben leider nicht die Qualität, die der Rest des Films verströmt. Natürlich ist es packend zu sehen, wenn es Murphy mit mehreren ED-209 aufnimmt, die Hinleitung zum Showdown ist aber holpriger als nötig. Die Schurkenseite bleibt auch etwas blass und die einst so wichtigen Direktiven gehen 2014 etwas unter. Das letzte Drittel des Films hätte wirklich noch etwas Feinschliff gebraucht, dann wäre aus Robocop ein echtes Juwel geworden. So ist es vor allem ein Film, der sehr positiv überrascht und davon hätten wir in diesem Jahr gern noch einige mehr.
Wir können somit jedem Actionfan mit etwas Anspruch nur empfehlen, sich Robocop anzuschauen. Verhoevens Original hat seinen Platz in der Geschichte und unseren Herzen eingenommen, Padilhas Film braucht sich aber nicht zu verstecken. Er wird nicht den popkulturellen Einfluss haben, als Film hat er aber Anerkennung verdient. Das zu erwartende sinnlose Actionfeuerwerk ist ausgeblieben, ein intelligenter und nachdenklich machender Film mit genug coolen Szenen ist herausgekommen. Klare Empfehlung!