
Bewertung: 2.5 / 5
So denn. Nachdem ich am Wochenende keine Zeit hatte, die Kritik zu Rocky V zu verfassen, hab ich jetzt etwas Zeit und werde euch den neuesten Teil meiner Kritikenreihe präsentieren. Rocky V entstand 1990, 5 Jahre nach Rocky IV und wird als der schwächste Teil der Reihe gehandelt. Warum das so ist, werde ich unter anderem im Nachfolgenden versuchen, herauszufinden. [b][u]Inhalt:[/u][/b] [b][/b] Der Film setzt, wie auch seine Vorgänger, direkt am Ende des vorhergehenden an und zeigt noch einmal den mörderischen Kampf Rockys (Sylvester Stallone) gegen den Russen Ivan Drago (Dolph Lundgren) in der Sowjetunion. Der Kampf stimmt mit dramatischer Musik in einem tollen Schnitt gut auf den Film ein. Man ist sofort wieder in dieser „Rocky-Stimmung“ die einen die vergangenen vier Filme begleitet hat. Rocky ist nach dem Kampf schwer gezeichnet und hat, wie sich herausstellt, einen bleibenden Hirnschaden zurückbehalten, der ihm das Boxen in Zukunft unmöglich macht. Damit nicht genug, hat Paulie (Burt Young) Rockys Steuerberater Handlungsvollmacht über dessen Vermögen gegeben und dieser hat Rockys gesamtes Vermögen verspekuliert. Damit stehen Adrian (Talia Shire) und Rocky wieder ganz am Anfang und sind gezwungen wieder in die Straßen Philadelphias zu ziehen. Eines Tages steht der Junge Boxer Tommy Gunn (Tommy Morrison) vor der Boxhalle, die Rocky von Mickey (Burgess Meredith) hat und bittet ihn, sein Trainer zu werden. Rocky wird sein Trainer und führt ihn von Sieg zu Sieg. [b][u]Kritik:[/u][/b] [b][/b] 16 Jahre nach dem glorreichen ersten Rockyfilm ist es Rocky V, der den Zuschauer wieder in die Straßen Philadelphias zurückführt und ihn an den Anfang der Geschichte zurückwirft. Der Film beginnt mit einer traurig, dramatischen Stimmung und hält diese zu Beginn auch wunderbar. Durch Rückblenden, die Rockys Zeit mit Mickey zeigen, werden Rockys Gefühle wunderbar eingefangen. Die sentimentalen Erinnerungen geben dem Film eine emotionale Note, die er braucht, um als Charakterdrama zu wirken. Die Figuren sind es hier, die wieder in den Mittelpunkt rücken und damit besinnt sich der Film auf die Tugenden des Originals. [b]Figuren:[/b] [b] [/b] [i]Sylvester Stallone [/i]bleibt in der Rolle [i]Rocky Balboas[/i] weiterhin eine wunderbare Besetzung. Auch wenn er sich in diesem Film mitunter in Overacting verstrickt, verkörpert er die Rolle trotzdem überzeugend. Die Figur erhält ihre emotionale Erdung durch die Rückbesinnung nach Philadelphia zurück und gewinnt damit wieder an Tiefe, die in Teil drei und vier leicht verloren ging. [i]Talia Shire [/i]bleibt in der Rolle der [i]Adrian Balboa [/i]ebenfalls natürlich die Idealbesetzung. Die Chemie zwischen Stallone und Shire stimmt auch hier und die beiden geben sich immer wieder wie ein Ehepaar. Sie ist es, die die Rückbesinnung auf die Tugenden der Bürgerlichkeit unterstützt und Rocky immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Damit leistet sie einen Löwenanteil daran, den Film und dessen Handlung plausibel zu machen. Denn entgegen des Drängens von George Washington Duke und Rockys eigenem Antrieb, wieder in den Ring zu steigen, gelingt es ihr, eben das zu verhindern. [i]Tommy Morrison [/i]in der Rolle des [i]Tommy Gunn[/i] ist eine eher schwache Besetzung. Die Schauspielerei ist ihm als Profiboxer natürlich nicht unbedingt in die Wiege gelegt und dadurch ist es ihm auch nicht zum Vorwurf zu machen, dass es ihm kaum gelingt, Akzente zu setzen. Morrison glänzt nur in den Szenen wirklich, in denen er im Ring stehen darf und damit das tut, was er ohnehin macht. Die Figur selbst macht eine Wandlung durch, die nicht unbedingt leicht nachzuvollziehen ist, jedoch trotzdem in gewissem Maße plausibel bleibt. Der junge Mann sucht den Erfolg, wird jedoch von Rocky vorerst noch am Titelkampf gehindert und dann vom zwielichtigen George Washington Duke überzeugt und mit Geld und Erfolg gelockt. [i]Burt Young [/i]ist in der Rolle des [i]Paulie[/i] wieder permanent an der Seite Rockys. Die Rolle sitzt genau wie in den vergangenen Filmen immer noch wie angegossen und wird absolut perfekt verkörpert. Das knorrige, sympathische Ekelpaket ist immer noch die Paraderolle Youngs. Hier übernimmt er zudem im Laufe des Films sogar eine gewisse Paten-Rolle für Rockys Sohn Robert, der sich durch Rockys Begeisterung für Tommys Laufbahn vernachlässigt fühlt. [i]Sage Stallone[/i] verkörpert hier Rockys Sohn [i]Robert „Rocky jr.“ Balboa[/i]. Er macht seine Sache recht solide und passt einigermaßen in die Rolle. Es ist Sylvester Stallone am ehesten zum Vorwurf zu machen, dass Sage nicht die Idealbesetzung ist, da er es war, der seinen Sohn unbedingt in diese Rolle bringen wollte. Trotzdem weiß er in seinen Szenen zu überzeugen und im Rahmen seiner Rolle seine Sache ordentlich zu machen. Der Film arbeitet stark mit der Rückbesinnung auf das Original aus dem Jahr 1976. Tommy Gunn ist hier jedoch der Underdog auf dem Weg nach oben und Rocky wird zum Mentor gemacht. Viele Szenen greifen Pendants aus dem Original auf und atmen damit seinen Geist. Markant sind hier natürlich besonders die Original-Drehort aus Rocky, die genutzt werden. So zum Beispiel die Tierhandlung, in der Adrian arbeitet, die alte Boxhalle Mickeys, oder auch das Haus von Paulie, in dem die Familie nun wohnt. Aber auch die Eröffnungsszene aus dem Original wird aufgegriffen, als Tommy Gunn seinen ersten Kampf unter Rocky macht. Hier wird der Drehort aufgenommen ebenso wie die Einstellungen zum Teil. Ebenfalls zu gefallen wissen die Momente, die mit den Emotionen des Zuschauers spielen. Der sehr starke Anfang des Filmes, bei dem es ruhig und traurig angeht, sticht hier sehr hervor. Spätestens mit der Story um Tommy Gunn spürt man zwar die Begeisterung Rockys und fiebert mit ihm mit. Mit Gunn sympathisiert man jedoch relativ wenig, da er kaum mehr als ein Abziehbild des jungen Rocky ist und durch seine eher mangelhafte Darbietung selten im Gedächtnis bleibt. Recht wenig überzeugend ist die Geschichte um Rocky jr. und seine Wandlung vom verzogenen Jungen zu einem Kind Philadelphias, das sich wehren kann. Er lässt sich von Rockys Co-Trainer unterweisen und erkämpft sich seinen Status an der Schule, auf der er zu Beginn von einigen Schlägern verprügelt wird. Hier übertreibt es Stallone in seinem Drehbuch mit der Charakterentwicklung und macht sie sehr schwer nachvollziehbar. Das Motiv des schmutzigen Box-Business ist überzeugend und taugt als Handlungstriebfeder glücklicherweise sehr gut. Dass Rocky versucht, ein guter Trainer wie Mickey zu sein und Tommy vor G. W. Duke zu schützen, lässt einen die dunklen Seiten des Business spüren. Doch leider gelingt es Rocky nicht, den jungen Boxer vor den Verlockungen zu bewahren und er verliert ihn an den zwielichtigen Manager. Die größten Schwächen weist der Film vor allem in der mitunter schrecklichen Rapmusik auf. Zwischendurch in den emotionalen Szenen des Filmes arbeitet er mit der Musik des Originals oder abgewandelten Themen, die eine Nähe zu den Figuren schaffen. Jedoch werden viele andere Szenen, wie zum Beispiel die zwischen Rocky und Tommy, von der miserablen Musikauswahl regelrecht herunter gezogen. Hier gelingt es nicht Nähe zu erzeugen, es wird im Gegenteil Befremdung erzeugt, weil die Musik nicht zur Stimmung passen mag. Ebenfalls schwer tut man sich mit der Motivation für die Rückkehr nach Philadelphia, die sich vor allem darin begründet sieht, dass auf hahnebüchene Weise Rockys Vermögen verschwindet. Dass ein Mann wie Rocky dann auch noch die Werbung als Möglichkeit ablehnt, wieder zu Geld zu kommen, lässt einen dann schon sehr an der Geschichte zweifeln. Es fehlen einem die Kampfszenen, es fehlt die Trainingsmontage, es fehlt einem einfach der Kämpfer Rocky. Glücklicherweise wird mit dem Straßenkampf am Ende ein halbwegs versöhnliches Finale geboten, wodurch dem Film zumindest noch eine gewisse Ehrenrettung gelingt. [b][u]Fazit:[/u][/b] [b][/b] Rocky V versucht sich an einer Rückbesinnung auf das Original, was jedoch über weite Strecken nicht gelingen mag. Der Film zeigt sich relativ bemüht und wirkt in den guten Szenen dem Original überaus verbunden. Die Musik, die Einstellungen, die Sets, das alles überzeugt den Zuschauer, es hier mit einem Rocky-Film zu tun zu haben. Auf der anderen Seite sind da die mitunter schwierigen Charakterentwicklungen und die teilweise scheußliche Musik. Damit polarisiert der Film absolut. Dem Film fehlt einfach die Konsequenz, eine Quintessenz aus der Reihe herauszubilden. Er versucht sich vor allem an einem Remake des ersten Filmes, mit Rocky in der Rolle des Mentors. Man könnte sagen, dass der Film in den Einzelteilen wie Schauspieler, Einstellungen, Sets und Musik über weite Strecken überzeugen kann, es jedoch nicht gelingt, diese zu einem ganzen zu vereinen, das voll überzeugt. Damit fällt der Film gegenüber den anderen Filmen schon ab. Trotzdem hat er seine starken Momente und ist kein Totalausfall. Das Drehbuch Stallones ist eher unteres Mittelmaß und die Dialoge sind vergleichsweise hölzern. Die Regie von John G. Avildsen geht in Ordnung und gibt sich sehr am Original verhaftet, ohne jedoch dessen Klasse zu erreichen. Ich gebe dem Film insgesamt [b][u]5/10 Boxhandschuhe,[/u][/b] weil ihm die Originalität stark abhanden gekommen ist. Das Drehbuch ist weit schwächer als die der vergangenen Filme und die Regie gibt sich mit Kopie zufrieden und bleibt ansonsten unauffällig und uninspiriert. Rocky V hätte ein großer Abschluss werden können, so liefert er leider nur einen schwachen Abklatsch des großen Originals. Ein Glück für die Fans, dass Stallone sich weitere 16 Jahre später ein Herz fasste und mit [i][u]Rocky Balboa [/u][/i]ein richtiges Finale schuf. Doch dazu in meiner bald folgenden Kritik mehr.
Rocky 5 Bewertung


