
Bewertung: 3.5 / 5
Liam Neeson gehört auf seine alten Tage zu den Actionstars des gegenwärtigen Kinos. Neben seiner Paraderolle als Bryan Mills in der 96 Hours-Reihe spielte er seitdem in mehreren ordentlich inszenierten Actionfilmen mit, gern an der Seite von Regisseur Jaume Collet-Serra (Unknown Identity, Non-Stop). So auch im Falle von Run All Night, der ebenfalls von Collet-Serra umgesetzt wird und in dem wir einen Neeson erleben, dem man sein Alter zwar ansieht, der aber dennoch nicht zu unterschätzen ist.
Jimmy Conlon (Liam Neeson) gehörte einst zum engsten Kreis von Mafiaboss Shawn Maguire (Ed Harris). Doch jetzt, im Herbst seines Lebens angekommen, holen ihn die Dämonen der Vergangenheit ein und ist von dem einst so stattlichen Killer nur noch ein Wrack übriggeblieben. Als sein Sohn Mike (Joel Kinnaman) eines Tages unschuldig zwischen die Fronten gerät und Jimmy in Notwehr Shawns Sohn Danny (Boyd Holbrook) erschießt, ist von der alten Freundschaft der beiden Haudegen nichts mehr zu spüren: Jimmy hat im Grunde nur eine Nacht, um seinen Sohn zu retten und dessen Familie zu schützen. Jedoch lässt ihn Mike nur allzu deutlich spüren, dass er jetzt auch nicht mehr beweisen muss, wie viel Familiensinn in ihm steckt...
Trailer zu Run All Night
Kurz und knapp zusammengefasst: Wem die Actionfilme mit Neeson in den vergangenen Jahren gefallen haben, der wird auch an Run All Night seine Freude haben. Geradlinig und schnörkellos inszeniert, kommt Collet-Serra auf den Punkt, erzählt die Story ohne große Ablenkung und Brüche und zeigt erfreulicherweise Personen, die nicht nur in Schwarz-weiß-Facetten gezeichnet sind.
Liam Neeson, der mit seiner Rolle als Jimmy Conlon ein bisschen an Bryan Mills erinnert, hat andererseits so gar nichts von dem sorgsamen Übervater. Als Vater eine Null, hat er zudem im Dunstkreis seines Mafiakumpels Shawn nicht nur einmal im Leben die feine Linie zwischen legal und illegal überschritten und sich aufgrund schwerer Vergehen die jahrzehntelange Aufmerksamkeit von Detective Harding (Vincent D&39;Onofrio, Criminal Intent) verdient. An dieser Stelle möchten wir erwähnen, dass es schön ist, das eine oder andere bekannte ältere Gesicht in Run All Night mal wieder zu erleben, sei es eben D&39;Onofrio, Ed Harris (Abyss) oder auch Bruce McGill, den man vor allem aus diversen Serien kennt. Darüber hinaus spielt auch Joel Kinnaman seine Rolle sensibel genug, den wir als Robocop noch ganz anders in Erinnerung haben.
Man kann dabei Run All Night vorwerfen, dass mal wieder nur mehr vom Gleichen geboten wird. Aber wo beispielsweise Fast & Furious inzwischen auf sieben Teile kommt und ebenfalls immer aufs gleiche Rezept setzt, bekommt man als Fan bei Neesons Filmen wenigstens noch immer bodenständige Action geboten. Erlebt Menschen mit keiner 1A-Vita, die auch mal hinfallen und sich nicht gleich wieder mit nem flotten Spruch aufrappeln, wenn das Leben einem nur Zitronen serviert. Das macht sympathisch und bleibt länger in Erinnerung.
Wir wollen dennoch nicht verhehlen, dass Neeson auch gern mal wieder andere Rollen spielen darf. Jedoch fühlten wir uns während der 114 Minuten, auf die es Run All Night bringt, über weite Strecken solide unterhalten und vergeben deswegen gern eine gute Wertung.
PS: Wer übrigens befürchtet, Liam Neeson könnte sich am Telefon so bescheuert anhören wie im Trailer oben, den können wir leider nicht beruhigen - wir haben den Film auf Englisch gesehen und drücken euch einfach die Daumen ;-)
