
Bewertung: 3 / 5
Der blaue Igel Sonic (Ben Schwartz) stammt aus einer anderen Dimension und flieht vor außerirdischen Verfolgern auf die Erde. Dort angekommen, wird Sonic bald schon vom Militär ins Visier genommen. Denn auch die US-Regierung sieht in Sonic eine Bedrohung und nach einem Stromausfall wird der wahnsinnige Dr. Robotnik (Jim Carrey) damit beauftragt, Sonic zu jagen. Dieser hat aber auch eigene Pläne mit dem Igel und möchte mit seiner Hilfe die Weltherrschaft erlangen. Doch Sonic hat auch Freunde auf der Erde und kommt bei dem Kleinstadt-Polizisten Tom (James Marsden) und dessen Frau Maddie (Tika Sumpter) unter.
Daß Videospielverfilmungen in Hollywood lange Zeit einen miserablen Ruf genossen, ist sicherlich allen bekannt. Wenngleich sich die Trash-Liebhaber an Werken wie Super Mario Bros. (1993) oder Street Fighter – Die entscheidende Schlacht (1995) mit den Jahren sicherlich ein Standbein des eigenartigen Geschmacks erhalten konnten, galt das Genre viele Jahre für Kassengift und es hagelte miserable Kritiken. Seit einigen, wenigen Jahren scheint sich dies wieder ein wenig zu wandeln und was einst mal unglaublich schwer war, ist inzwischen lukrativ. Da verwundert es auch nicht, daß man mit Sonic the Hedgehog eine Ikone der Videospielwelt auf die Leinwand bringt. Seltsam blauer Igel mit Turnschuhen und dem Zappelphilipp-Syndrom. Ja, das wäre die einfache und ungenügende Zusammenfassung. Doch so ansehnlich die Welt von Sonic auch ist, umso weniger findet sie tatsächlich in Sonic the Hedgehog eigentlich statt. Denn ein altes Phänomen, daß dieser fast schon anachronistische Film ist, zeigt auch, daß man hier wieder nicht ganz verstanden hat, oder einfach nicht die finanziellen Möglichkeiten hatte, warum das so interessant ist für Zuschauer. Und daß es sicherlich nicht die reale Welt, mit realen Menschen und realen Beziehungsproblemen sind, die man sehen möchte, braucht man wohl auch nicht jedem zu sagen. Und somit hat man das Kernproblem dieser Geschichte gleich gefunden.
Abseits dessen ist Jeff Fowlers Regiedebüt vor allem deshalb interessant, weil es die Rückkehr eines Komikers der 1990er Jahre ist. Jim Carrey, der sich vor allem bei Fans des körperlichen Spiels einen Namen machte, ist hier erstmals seit langer Zeit wieder in einem großen Blockbuster zu bestaunen. Und dann spielt er den Sidekick eines CGI-Igels. Ein Max Wright hätte nach Abschluss der Dreharbeiten vermutlich wortlos das Set verlassen und wäre nie wieder gekehrt. Wobei diese Starallüren bei Carrey auch eher zutreffend wären, denn abseits irgendwelcher Zielgruppen von sechs bis zehn Jahren, weiß eigentlich jeder, daß Sonic the Hedgehog primär ein Jim Carrey-Film, als einer des CGI-Igels ist. Und ehrlich gesagt ist das auch absolut richtig, weil Carreys Szenen, eben bedingt durch sein interessantes und eigenwilliges Schauspiel das sind, was hier Kunst noch am nächsten kommt. Sonic the Hedgehog ist generisch, wenngleich charmant anachronistisch. Da hat man eben die tausendste Variante einer Alien-Geschichte. Außerirdischer kommt zur Erde, versteckt sich bei Menschen. Dann kommen irgendwie Regierung und Antagonismus auf den Plan und die Menschen um das Wesen herum erkennen die Menschlichkeit des Außerirdischen. Ist jetzt nicht gerade sonderlich originell und wirkt auch im Kontext der frühen 2020er Jahre eher wie die Rückkehr zu einer Erzählweise, die man so jetzt nicht unbedingt als modern bezeichnen würde.
Im Kern von Sonic the Hedgehog steht der Schutz des Lebens. Ein Mann, der das Leben eines Außerirdischen schützt und dabei auch eine Freundschaft zu ihm aufbaut. Ehrlich gesagt ist das keine besonders originelle Prämisse und erinnert dabei irgendwo auch stark an E. T – Der Außerirdische (1982). Gleichzeitig bietet der Film dennoch eine Rückkehr zu einer Art Story-Telling, die am Ende des Tages doch eher aus einem anderen Jahrzehnt stammt und im Hinblick auf die unzähligen Popular-Filme der 2010er fast erfrischend wirken. Die Welt im Film ist einfach gehalten, die Wünsche und Bedürfnisse der Charaktere einfach und irgendwo ist das auch infantil und auf den Igel zugeschnitten. Dadurch erhebt der Film glücklicherweise nie den Anspruch, ein tiefsinniges und nachdenkliches Werk zu sein. Die Werte, die hier vertreten werden, gehen von Freundschaft über zur Familie, bis hin zu einem gewissen Staatsmisstrauen. Das sind in ihrem Kern natürlich irgendwo konservative Themen, die aus heutiger Sicht auch eher vom Rechts-Konservativen bis Rechtsradikalen Lager aufgegriffen werden. Doch grundsätzlich und auch in der Ausführung innerhalb dieses Films kann man mit den Thesen leben. Daß sich der Film auch eher als konservativ versteht, findet man ebenso im Heimat-Begriff um Tom und Maddie Wachowski wieder. Sie beide planen eigentlich das beschauliche Örtchen zu verlassen, um Karriere in der Großstadt zu machen. Daß sie sich dagegen entscheiden, spricht für ihren Lokalpatriotismus, ist aber im Kern auch entgegen ökonomischen Interesses und insofern fast schon wieder sympathisch.
Ansonsten kaut Sonic the Hedgehog das Einmaleins des Unterhaltungsfilms durch. Viel Slapstick und Wortwitze und das Spiel mit dem Verhältnis zweier Welten. Ja, das ist nett und mehr kann man wohl vom Film nicht erwarten.
In Sonic the Hedgehog erwacht eine Videospielikone zum Leben und prügelt sich zunächst durch die Banalität des amerikansichen Alltags. Natürlich nicht originell, doch ganz nette Effekte und einen viel zu guter Antagonist machen das Seeerlebnis zumindest moderat.
Trailer zu Sonic the Hedgehog
