Bewertung: 5 / 5
Seinerzeit brutal gefloppt hat sich Snake Eyes im Laufe der Zeit zu einem veritablen kleinen Klassiker gewandelt. In diesem Kurzreview erörtere ich ob das auch gerechtfertigt ist.
Brian De Palma war schon immer ein Mann, der sowohl großartige Hommages an die Großmeister vor ihm fabrizierte und berühmte Szenen zitierte, als auch irfgendwann dies als Selbstzeckmittel einsetzend anfing sich selbst zu zitieren. Nebenbei setzte er auch immer wieder Mittel der Plansequenz und Wahrnehmung als Mittel ein, um eine Geschichte über Schein und Sein zu erzählen.
Mit Snake Eyes ist er diesbezüglich auf einem späten Höhepunkt, vorbei die Zeiten eines Dressed to Kill, wo es teilweise auch um Style over Substance ging, hier ist alles im Einklang. Und doch ist alles trotzdem Over the Top.
Zum einen haben wir die Geschichte eines korrupten Bullen, der binnen kürzester Zeit ein Komplott aufdeckt und sich dabei entscheiden muss, wie korrupt er tatsächlich ist. Zum anderen aber auch eine unglaubliche Reise durch De Palmas eigene Filmhistorie. Und es fängt alles mit einer mittlerweile legendären Plansequenz an, die einfach auch heutzutage noch ihresgleichen suchen würde.
Es werden Szenen und Szenerien aneinander gereiht und abgedreht, dass einem Sehen und Hören vergeht, da wird mal munter Dressed to Kill, Blow Up, sogar Scarface fantastisch mit eingebunden, und gleichzeitig aber auch eine clever und verschachtelte Geschichte erzählt, die eben auch nicht mit dem Ende des Falls endet sondern tatsächlich noch einen recht finsteren (für damalige Verhältnisse) Epilog bereit hält, und trotzdem gelingt es dem Film auf einer guten und beschwingten Note zu enden.
Einen Großteil dafür kann und muss man hier Nicolas Cage zu Gute halten. Was der Mann hier abliefert gehört zu seinen besten Karriereleistungen, der Mann beherrscht die Klaviatur seines exzessiven Schauspiels wie kaum ein Zweiter, und es macht ungemein Spass ihm zuzuschauen, wie er von einer Szene zur nächsten von einem Extrem ins Nächste verfällt. Vor allem in der Plansequenz ist das zutiefst beeindruckend. De Palma hat schon immer aus seinen Darstellern das beste rausgekitzelt, doch so überragend wie in Snake Eyes eigentlich nirgendwo (sorry Scarface, aber nur weil einer mächtig übertreibt heisst es nicht, dass es the best of the best ist).Und obwohl Cage exaltiert wie sonstwas ist, es passt einfach ins Bild.
Aber damit nicht genug: Der Film hat eine extrem knackige Laufzeit von etwa 95 Minuten inkl. Abspann, und in diesen wenigen Minuten wird alles erklärt, und darüber hinaus, die ganze Geschichte auserzählt, inkl grandiosem Epilog, und Cage darf einfach nur von vorne bis hinten glänzen.
Um es ganz klar auszudrücken, es hat schon seinen Grund, warum Cage trotz seiner selbstverschuldeten zig Schundfilme nach wie vor als einer der besten Darsteller angesehen und von seinen Fans gefeiert wird, der Mann liefert immer ab, egal was für einen Dreck er da dreht, und wenn er mal in einem guten Film ist, dann erst recht.
Snake Eyes ist einer seiner frühen Höhepunkte und im Review auch noch deutlich höher anzusiedeln als zum Zeitpunkt des Erscheinens, also ja, er ist zu Recht heute ein kleiner Klassiker. Vor allem aber nimmt er die Entwicklung seines Charakters in Bad Lieutenant (wenn schon, dann wenigstens das Keitel Original bitte ansehen!) vorweg und leiefrt zudem auch noch den besseren Film ab.