Bewertung: 3.5 / 5
Mit Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen ist Regisseur Mike Flanagan ein würdiger Nachfolger gelungen, der sich an vielen Stellen vor dem Vorgänger Shining verbeugt und dennoch genug eigene Akzente setzt. Beim Unterhaltungsfaktor steht dieser Film bei uns sogar eine ganze Ecke höher im Kurs, denn den Rummel um Stanley Kubricks Version konnten wir nie ganz nachvollziehen. Tolle Schauspieler sorgen hier dafür, dass eine Vision Realität wird, die den Zuschauer schnell in ihren Bann zieht, auch wenn das Ergebnis vielleicht etwas mehr Fantasy als Horror ist. Kein Meisterwerk, aber dennoch sehr gutes und unterhaltsames Kino.
Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen Kritik
Inzwischen sind vierzig Jahre vergangen, seitdem Danny Torrance (Ewan McGregor) dem Terror im Overlook-Hotel ausgeliefert war. Das Trauma, welches er seinerzeit erleiden musste, sitzt tief, und lange hat er gebraucht, um ein wenig Ruhe und Frieden zu finden. Da taucht die junge Abra Stone (Kyliegh Curran) auf, welche wie er das Shining in sich trägt. Danny muss zusammen mit Abra eine ungewöhnliche Allianz eingehen, denn ein mysteriöser Kult, unter der Führung von Rose the Hat (Rebecca Ferguson) hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen mit dem Shining zu jagen, um so die Unsterblichkeit zu erlangen...
Trailer zu Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen
Es ist nicht leicht, einen Nachfolger zu einem wahren Filmklassiker auf die Beine zu stellen, vor allem wenn es sich um einen Film wie Shining handelt, der bei vielen Filmfans hoch angesehen wird. Ein Film, der in seiner Art aber auch so weit von der Vorlage weg war, dass selbst King die Vision von Stanley Kubrick ablehnte. Mit Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen scheint er hingegen weit mehr im Einklang zu sein und so hat Regisseur Mike Flanagan etwas vollbracht, was dem Großmeister Kubrick seinerzeit nicht gelang. Dabei ist aus heutiger Sicht Shining kein besonders gut gealteter Film und abseits seines imposanten Schauspiels streckenweise sogar ziemlich öde.
Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen wirkt hingegen fast schon erfrischend und passt zu der aktuellen Entwicklung der letzten Zeit, Horrorfilmen ein wenig mehr Laufzeit zu gönnen. Nachdem bereits Es - Kapitel 2 Überlänge aufwies und den ersten Teil toppte, Midsommar Sitzfleisch bedurfte und bald noch länger wird, schlägt Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen in die gleiche Kerbe. Mit über 150 Minuten bietet sich Regisseur Mike Flanagan genug Zeit, den Figuren und deren Entwicklung Raum zu lassen. Aber schon Shining war ja nur wenige Minuten kürzer.
Während der Aufhänger für die Story zu Beginn mit vielen bekannten Stereotypen aufwartet, entsteht dennoch recht schnell ein eigener Fluss und vor allem die Atmosphäre wird bei Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen zu einer treibenden Kraft. Hier ist vor allem das Casting hervorzuheben. Ein Ewan McGregor macht seinen Job bekanntlich immer gut und passt wunderbar in die Rolle des gealterten Danny, doch der Höhepunkt ist Rebecca Ferguson als fiese Gegenspielerin. Schon in den letzten Jahren hat sie ihr Talent in vielen Filmen unter Beweis stellen können, aber hier übertrifft sie sich selbst und ihre bösartige Rose gehört mit zu dem Besten, was in den letzten Jahren auf Schurkenseite zu sehen war.
Zwar ist Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen für einen Horrorfilm nicht ohne Schrecken, aber er ist auch kein übermäßig gewalttätiger Film. Fans von brutalen Szenen werden eher enttäuscht sein, Flanagan lässt das Grauen im Kopf des Zuschauers entstehen, wobei der Film durchaus seine Spitzen hat, aber den Horror nicht über ständige exzessive Gewalt porträtiert. Manch einem mag das zu wenig sein, vor allem wenn im Mittelteil ab und zu ein wenig Leerlauf entsteht und manche Szene vielleicht doch etwas kürzer für mehr Knackigkeit gesorgt hätte, andererseits wird so eben auch die Atmosphäre besonders unterstützt.
Zu einem Klassiker wie Shining wird Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen sicherlich nie werden, doch im direkten Vergleich empfinden wir den Neuling als unterhaltsameren Film. Er strapaziert mit seiner Laufzeit manchmal durchaus die Nerven des Zuschauers, bringt jedoch genug Spannung mit, spielt mit dem Vorgänger und verlängert die Geschichte sehr gut. Im Unterhaltungsbereich bewegt man sich auf jeden Fall auf Augenhöhe und das ist eine Leistung, die nur wenige Fortsetzungen zu Filmklassikern schaffen.