Bewertung: 2.5 / 5
Unverkennbar zielt The Darkest Minds - Die Überlebenden auf eine bestimmte Zielgruppe ab und ist darauf aus, wenn möglich eine erfolgreiche Filmreihe zu begründen. Doch was bei relativ jungen Zuschauern funktionieren kann, kippt, wenn man als erfahrener Konsument die ganzen Versatzstücke erkennt, aus denen Roman und Film zusammengeschustert sind. Wäre hier an einigen Stellschrauben gedreht worden, würde der Film deutlich intensiver sein.
The Darkest Minds - Die Überlebenden Kritik
Trailer zu The Darkest Minds - Die Überlebenden
Ein schrecklicher Virus tötete einen Großteil der Kinder und Jugendlichen in den USA. Nur wenige überleben - und die verfügen plötzlich über eine Gabe. Ob hyperintelligent, telekinetisch begabt oder etwas anderes: Ihre Veränderung macht sie zu einer Bedrohung und so werden die Überlebenden umgehend interniert. Der inzwischen seit Jahren gefangenen Ruby (Amandla Stenberg) gelingt eines Tages die Flucht aus dem Lager und sie trifft auf andere Jugendliche, die ein geheimes Ziel verfolgen. Aber Häscher und Staatsgewalt sind nicht fern, denn manche Jugendliche haben eine noch speziellere Gabe als andere - und diese müssen zwingend gefasst werden, dazu gehört auch Ruby...
Meine Güte. Man weiß gar nicht, bei welcher Referenz man zuerst anfangen soll, derer sich The Darkest Minds - Die Überlebenden bedient. Ob nun Gedanken an X-Men aufkommen, die Tonalität an Die Tribute von Panem erinnert oder der Zusammenhalt aus Stranger Things aufglimpst - wie sich einst Suzanne Collins offenkundig von Battle Royale inspirieren ließ, ist auch Alexandra Bracken um keine nötige Kopie verlegen, wenn es dem Produkt dient. Das Ganze dann geschmeidig auf 12-16-Jährige gebürstet und fertig ist ein Film, der sich so aalglatt einem neuen Kinostandard anbiedert.
Dabei bietet The Darkest Minds - Die Überlebenden so manche Szene, die bedrückend und psychologisch intensiv ist. Das Ganze aber so aalglatt inszeniert, alle gut aussehend, inklusive Love Interest und einer ganz bösen Bedrohung durch die Erwachsenen - so dass jeder gezeigte Konflikt an Bedeutung verliert, weil das Ganze so kalkuliert und kalt wirkt. Es mag durchgehen, dass man Twists und kommende Ereignisse auf zehn Kilometer riecht, aber dann reden wir vom Sonntagsnachmittagsprogramm für Sechsjährige und keiner 34 Mio. Dollar Produktion, die irgendeinen Anspruch auf Originalität legt.
Natürlich müssen Abstriche gemacht werden, wenn eine jüngere Zielgruppe anvisiert wird. Dass hier nicht The Walking Dead-gleich Blut spritzen sollte, wenn in Menschengruppen geschossen wird, liegt auf der Hand. Aber die Inszenierung einer Gefahr, von Tod und Internierung sollte die unbedingte Bedrohung ausstrahlen, die allein schon den Worten innewohnt, sobald man sie geistig verarbeitet hat. Vieles wird angedeutet und so mancher Antagonist kreiert eine passende Drohgebärde, aber die zugrundeliegende Romanidee verkümmert, wenn gerade Jugendlichen nicht gezeigt wird, dass Schüsse nun mal Wunden hervorrufen. Apropos The Walking Dead: Wer sich an eine bestimmte Situation in der dritten Staffel erinnert, in der Schutz suggeriert wird, aber hinter den Kulissen ganz andere Dinge ablaufen, kann hier in einer Situation direkt Parallelen ausmachen. Doch die Serie ist ungleich stärker, weil die summende Bedrohung, die über allem liegt, dort kraftvoll umgesetzt, in The Darkest Minds - Die Überlebenden hingegen das Potential viel zu oberflächlich verschenkt wird, um zum Finale zu stolpern.
Und so endet der Film so flott, wie er begonnen hat. Entwicklungen, denen etwas mehr Zeit gut tun würde (und dazu zählt auch der Filmeinstand), werden etappengleich abgehandelt. The Darkest Minds - Die Überlebenden ist eine typische Teenie-Dystopie, der es an allen Ecken und Enden an Biss fehlt, dabei klingen die Zutaten ganz gut. Wie so oft erlebt der Zuschauer ganz nette Momente, aber das alles viel zu handzahm inszeniert. Es gibt diese ein, zwei Augenblicke, wo es fast danach aussieht, dass jetzt gerade was draus wird, aber die verpuffen im Nichts. Und so kommt der Film von Regisseurin Jennifer Yuh Nelson (Kung Fu Panda 2 & 3) nicht über Mittelmaß hinaus, bei dem eine wenn auch nicht ganz neue, aber spannende Grundidee mit einer teils guten Besetzung (darunter Amandla Stenberg und Skylan Brooks) auf eine oberflächliche Umsetzung treffen.