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Unheimliche Begegnung der dritten Art

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Unheimliche Begegnung der dritten Art Kritik

Unheimliche Begegnung der dritten Art Kritik

Unheimliche Begegnung der dritten Art Kritik
0 Kommentare - 20.07.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Unheimliche Begegnung der dritten Art" ist.

Bewertung: 2.5 / 5

Ein mysteriöses Licht erreicht die Erde. Augenzeugen werden Elektriker Roy Neary (Richard Dreyfuss), die alleinerziehende Mutter Jullian Guiler (Melinda Dillon) und ihren Sohn Barry (Cary Guffey). Barry verschwindet und durch die Lichter werden Wissenschaftler auf den Plan gerufen. Unter ihnen auch der UFO-Forscher Claude Lacombe (François Truffaut), die immer neue Entdeckungen machen. So erscheinen verschollene Schiffe oder Flugzeuge ohne Erklärung wieder auf. Ein Mysterium breitet sich aus.

Seit Alfred Hitchcock den Regisseur durch geschicktes Marketing ins Zentrum einer Filmproduktion gerückt hat, können auch Regisseure große Gesichter haben, die die Zeiten überdauern. Natürlich sind Fritz Lang oder Billy Wilder auch abseits dessen unglaublich bedeutende Regisseure, aber mal ehrlich, so richtig ein Gesicht vor sich hat man bei ihnen wohl nur dann, wenn man ihr Schaffen abgöttisch verehrt. Im Zuge der 1970er machte sich ein weiterer Regisseur einen ebenso großen Namen und löste quasi Hitchcock ab. Sein Name war Steven Spielberg, der bis dato vielleicht der populärste und wichtigste Regisseur der letzten fünfzig Jahre ist. Nicht aufgrund dessen, daß seine Filme immer makellose Kunstwerke wären, sicherlich aber deshalb, weil sein Einfluss auf die Popkultur und sein Definieren der Popkultur – neben ein paar anderen Ausnahmen – bis heute fester Bestandteil der amerikanischen Filmgeschichte ist. Allein mit dem Namen Spielberg lässt sich sicherlich ein Film verkaufen, auch wenn nicht wenige Anzweifeln, daß seine große Schaffenszeit schon lange vorbei ist. Und eines dieser Werke, daß Spielberg zu dem immens wichtigen Regisseur machte, der er bis heute ist, ist Unheimliche Begegnung der dritten Art. Ein Effektfilm, wie üblich für Spielberg. Ein Film fürs kindliche Staunen, ebenso üblich für den US-Amerikaner und ein Film, bei dem man vielleicht auch schon in den 1970er Jahren das Pulverfass zum Explodieren bringen konnte, wenn man den denn kritisch betrachtet hätte.

Denn Unheimliche Begegnung der dritten Art ist ein Werk, daß über seine Prämisse nie hinausgeht. Die große Ankündigung, daß Aliens auf die Erde kommen, sollte für Spielberg nicht die letzte Auseinandersetzung mit außerirdischem Leben sein. Was hier passiert ist, daß die Menschen sich je nach Angehörigkeit entscheiden, anders mit der Ankunft umzugehen. Besonders die Regierung nimmt hier eine für sie typische Funktion ein. Es geht also darum, Dinge zu verschleiern. Auf die Frage hin, was denn genau passiert, bekommt die Öffentlichkeit keine Antwort. Das mag auch in den 1970er Jahren sicherlich gewagter sein, als es das heute ist. Aber mittlerweile hat man sich Kinotechnisch schon sehr gut daran gewöhnt, daß der Staat das Individuum austrickst. Das ist also nicht gerade bedeutsam. Wohingegen Spielberg aber eine große Bedeutung legt, ist die Familie. Auch hier könnte man wieder den Psychoanalytiker raushängen lassen und infrage stellen, warum der Vater die Familie verlassen hat. Dieses Trauma wird Spielberg sein Lebtag nicht mehr überkommen, wie Die Fabelmans (2022) eindrücklich beweist. Doch abseits dessen, daß Familienmitglieder einander lieben und vom Staat, besser gesagt deren Vertretern verraten werden, gibt das Werk dem Zuschauer erschreckend wenig an die Hand, womit er etwas anfangen kann.

Tatsächlich erinnert der Film bisweilen an Arrival (2016) und das mag mit Sicherheit auch seine Gründe haben. Beides irgendwo eindeutige Werke ihrer jeweiligen Künstler und dahinter erzeugt Spielberg den Schrecken einer Welt, die über die Welt hinausgeht. Ist diesen Wesen zu trauen, die da von Oben herabsteigen? Kann man den eigenen Mitmenschen trauen, wenn sie das Leugnen? Insofern steckt im Werk schon eine universalistische Aussage. Denn immerhin könnte man manches davon auch etwa auf den Klimadiskurs übertragen. Unterdessen ist das aber auch als eindeutiges Kind seiner Zeit zu verstehen, denn Misstrauen wurde gerade in der McCarthy-Ära durch die Gesellschaft hinweg gesät. Man muss Spielberg vielleicht einen gewissen Tribut dafür zollen, daß er die Menschheit und ihren Anspruch an das Böse von Außen negiert. Denn die Außerirdischen sind hier keine Feinde. Ganz anders machte es Roland Emmerich mit Independence Day (1996). Das Problem hierbei ist, daß Spielberg mit unseren Erwartungen spielt und dabei einen sehr leisen und ruhigen Film erzählt, der in seiner Zeit verhaftet ist. Denn ja, daß ist ungewöhnlich, sorgt aber auch dafür, daß der Film bisweilen sehr leer und sehr langweilig daherkommt. Gerade wenn man mit Effekten vergangener Tage argumentiert, wird Unheimliche Begegnung der dritten Art doch recht schnell, recht langweilig. Zumal der Film auch seine Figuren kaum ausdefiniert.

Sicher, auch Der weiße Hai (1975) ist eigentlich ein recht minimalistischer Film. Und in gewisser Weise lassen sich beide Filme auch sehr gut vergleichen. Nur ist ersterer wesentlich spannender, weil tatsächlich auch etwas passiert, was die Figuren, aber auch die Gesellschaft herausfordert. Und das hat man hier leider nicht. Es ist fast so, als seien alle im Film nur Beobachter. Frei nach dem Motto „Huch, da waren ja Aliens“ werden diese Dinge recht schnell hingenommen und auch der politische Diskurs bleibt lange oberflächlich. Wie gesagt, man konnte in den 1970er Jahren sicherlich noch mit so etwas argumentieren, allerdings leben wir eben nicht mehr dort. Spielberg will auch hier die kindliche Faszination begründen und nennt das bloße Staunen dann Kunst. Daß dieser Umstand aber auch in unzähligen Werken Effekthascherei bleibt, will man hier wohl nicht wissen. Auch heute gibt es nach wie vor Filme, die schöne Bilder erzeugen können. Aber schöne Bilder sind eben nicht alles und wenn man über vierzehn Jahre Alt ist, dann staunt man hier vermutlich sehr schlecht. Zumindest kann man sagen, daß der Film seine Figuren vor die Wahl stellt. Sollen sie darin eine Bedrohung sehen? Göttliche Fügung? Oder doch einfach eine rationale Antwort? Insofern, auch hier ein gewisser Universalismus. Allerdings macht man dafür zu wenig damit.

Zurück in der Zeit geworfen wurde Unheimliche Begegnung der dritten Art längst von dieser überholt. Es ist Effektkino zum Staunen, daß große Themen andeutet, sie aber nie ausdefiniert. Dazu sicherlich ein wenig behäbig und über den Kitsch wollen wir mal besser schweigen. Das ist nett und für Hobby-Filmhistoriker auch sicherlich einen Blick wert, aber verhaften bleibt da nichts.

Unheimliche Begegnung der dritten Art Bewertung
Bewertung des Films
510

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