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Wasser für die Elefanten

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Zirkuswelt der 1930er und dazwischen die ganz große Liebe. Oder so ähnlich.

Wasser für die Elefanten Kritik

Wasser für die Elefanten Kritik
4 Kommentare - 22.06.2011 von Nothlia
In dieser Userkritik verrät euch Nothlia, wie gut "Wasser für die Elefanten" ist.

Bewertung: 3 / 5

Es gibt Filme, die eine Art schleichendes Interesse wecken. In diese Kategorie fällt für mich [i]Wasser für die Elefanten[/i]. Obwohl die Liebesgeschichte mehr meine Freundin ansprach als mich, war ich durch dieses Genre in der Vergangenheit immer wieder mal positiv überrascht worden. Obwohl auch hier mich der Kontext mehr interessiert, die Zirkuswelt zur Zeit der Großen Depression Anfang der 1930er, Zeit und Umstände, die sich heute nur noch schwer vor Augen führen lassen.   Der [b]Film[/b] startet jedoch nicht in den 1930ern, sondern etliche Jahre später. Ein älterer Knabe, der sich als Jacob Jankowski (Hal Holbrook) vorstellt, kommt nach einer Zirkusvorstellung mit einem der Zirkusleute ins Gespräch. Er berichtet, wie er selbst einst beim Zirkus war und eines der größten Zirkusunglücke der Geschichte und gleichzeitig das Ende der Benzini Brothers miterlebte. Der Zirkusmann ist so fasziniert von dem Alten, dass er ihn nach Details der Geschichte fragt. Und so beginnt die Erzählung.   Der junge Jacob (Robert Pattinson) sitzt gerade in seiner Abschlussprüfung für Tiermedizin, als er aus dem Raum geholt wird, um eine schreckliche Nachricht zu erfahren. Die nächste Hiobsbotschaft folgt auf dem Fuße und letztendlich beschließt der nun besitz- und mittellose Jacob zu Fuß in die nächste große Stadt zu gehen, um dort Arbeit zu suchen. Er wandert die Gleise entlang und springt schließlich auf einen Zug auf. Der Zug entpuppt sich als der Zirkuszug der Benzini Brothers, wo er zunächst unwissend vom Direktor mitfährt und probearbeitet, schließlich aber Direktor August Rosenbluth (Christoph Waltz) vorgestellt wird. Aufgrund seiner tiermedizinischen Kenntnisse stellt Rosenbluth Jacob als Pfleger ein.   Den psychotischen Charakter des Direktors lernt Jacob das erste Mal kurz danach kennen, als er eines der Pferde aus Gnade erschießt. August lässt ihn nur nicht aus dem fahrenden Zug schmeißen – eine schon oft praktizierte Tat, die auch für Angst unter den anderen Zirkusleuten sorgt –, weil er mit der Tötung des Pferdes das Versorgungsproblem der Löwen gelöst hat. Das ambivalente Verhältnis zwischen den beiden, eine Mischung aus Freundschaft, Hass und Angst (auf beiden Seiten) wird zunehmend schwieriger, als sich Jacob in Augusts Frau und Kunstreiterin Marlena (Reese Witherspoon) verguckt und sie beginnt, seine Zuneigung zu erwidern. Dreiecksbeziehung, Dressurmethoden, psychotische Schübe und Gewalt bringen das Fass in der Folge zum Überlaufen.   Die [b]Story[/b] kann man zunächst einmal als klassisch bezeichnen. Er verliebt sich in sie, sie ist in einer schrecklichen Beziehung und wendet sich ihm zu, natürlich gibt es dann reichlich Konflikte, drei sind nun mal einer zu viel in der Geschichte und am Ende … Wissen wir sicher alle. Da [i]Wasser für die Elefanten[/i] mehr Drama als Liebesfilm sein will, ist die Beziehungskiste nur die halbe Wahrheit. Zwischen der Liebesgeschichte steht die schwierige und gewaltvolle Zirkuswelt, in der es manchmal nicht weniger als um das nackte Überleben geht. Interessanterweise funktionieren beide Ebenen nicht wirklich.   Obwohl die Story geradlinig und schnörkellos erzählt wird, macht sie stellenweise einen leicht konfusen Eindruck. Offenbar war man sich nicht so recht sicher, welche Aspekte ausgebaut werden, welche Figuren wie viel Ausprägung erhalten und wie viele Informationen gestreut werden sollen. Echte Dramatik kommt nicht so wirklich auf, obwohl genug Gelegenheiten und emotional aufgeladene Situationen gegeben sind. Viel wird übertüncht mit Brutalität. Die dazwischen angesiedelte Liebensgeschichte kommt dabei oft zu kurz und ist nicht selten kaum glaubhaft.   Eine Ursache liegt womöglich in den [b]Figuren[/b]. Der Hauptprotagonist Jacob ist an sich nicht schlecht gelungen, aber irgendwie übersteht er alles weitgehend unbeschadet und man hat nie das Gefühl, dass es auch anders hätte sein können. Möglicherweise hat er zu wenig Kanten, ist zu sehr auf liebevoller, guter Junge getrimmt. Interessanter, weil ambivalenter ist da sicher der Zirkusdirektor. Allerdings steigt man nie völlig hinter seinen Charakter, Motivation und Handlung fallen nicht immer zusammen. Warum eine Freundschaft zwischen Jacob und August herrschen soll – oder zumindest so etwas wie gegenseitiger Respekt – wird nicht klar. Ab Marlena verblassen die Figuren allerdings zusehends, ihr wird wenig echte Entwicklungsmöglichkeit eingeräumt, allenfalls sprunghaft erscheint ihre Veränderung. Die Rolle des Elefanten Rosie ist bei weitem nicht so groß und entscheidend (obwohl am Ende nicht unwichtig) wie uns die Inhaltsangabe verspricht, der Aufhänger an der Elefantennummer ist eigentlich nicht wirklich einer.   Eine zweite Ursache liegt sicher in der [b]Inszenierung[/b] und den [b]Dialogen[/b]. Trotz verfolgen des roten Fadens bleibt erstere irgendwie unbeständig, die Figuren wirken nicht selten einfach verloren in einer Szene, einige Szenen sind auch einfach schlecht gemacht (z.B. die Sexszene, die „Flucht“, auch die ein oder andere Dressurszene). Es gibt jede Menge guter Dialogstellen, oft zwischen den Schaustellern und Jacob, manchmal zwischen August und Jacob, aber auch einige fast schon dumme, v.a. zwischen Marlena und Jacob. Gemischtes Bild also auf dieser Seite.   Durchmixt auch das [b]Schauspiel[/b]. Pattinson ([i]Twilight[/i]-Reihe) macht seine Sache recht gut. Der verlorene, manchmal naive, aber lernwillige und sich durchbeißende Junge nimmt man ihm ab. Ausgerechnet die romantischen Szenen sind von seiner Seite aus eher schwach, was gerade im Vergleich mit seiner Filmpartnerin irritiert. Aber er hat Potenzial, sich in Zukunft zu steigern. Waltz ([i]Green Hornet, Inglourious Basterds[/i]) übertrumpft den übrigen Cast, vielleicht lebt er aber seine Rolle in einigen Momenten zu extrem aus. Die nicht-psychotischen Teile gefallen mir etwas besser, der freundschaftliche oder auch rational kühle August. Und der manchmal angesprochene Vergleich zu seiner Paraderolle Landa hinkt aus meiner Sicht gewaltig. Der Direktor ist sicher keine Variante des SS-Mannes. Witherspoon fand ich ein wenig enttäuschend, wenn man sich vor Augen führt, was sie kann. Ihre Rolle lässt vielleicht auch nicht so viel zu, aber die Kunstreiterin nimmt man ihr jetzt auch nicht zu hundert Prozent ab. Allerdings ist ihr Part in den romantischen Momenten sehr gut, mindestens eine Liga besser als Pattinson. Der Rest ist weitgehend gut bis überzeugend, ein negativer Ausreißer findet sich nicht darunter.   Ins Bild gesetzt ist das ganze allerdings mindestens gut. Über die [b]Kameraarbeit[/b] kann man sich kaum beschweren, umso auffälliger dadurch auch die inszenatorischen Schwächen. Wie nicht anders zu erwarten, herrschen statische, ruhige Shots vor, trotzdem durchaus vielseitig und der Zuschauer darf dann schon auch das ein oder andere schöne Bild bewundern. Der [b]Schnitt[/b] bleibt da etwas zurück, Übergänge sind okay, manchmal hart, einige Szenen muten seltsam an (z.B. auch hier die Sexszene). [b]Ausstattung und Szenenbild[/b] ist glaubhaft, manchmal vielleicht ein wenig zu „sauber“, da nicht wirklich zu merken ist, dass der Zirkus in permanenten finanziellen Schwierigkeiten steckt. [b]Musik[/b] etc. blieb mir nicht besonders in Erinnerung.   [b]Insgesamt[/b] bleibt [i]Wasser für die Elefanten[/i] ein mittelmäßiger Film mit leichter Tendenz nach oben, aber er hat sein Ziel doch verfehlt. Drama und Liebesgeschichte funktionieren nicht richtig, zu unstetig Story und Inszenierung, zu seicht das Drama, zu tumb die Gewalt, zu unglaubhaft die Liebesbeziehung. Ob auch der historische Kontext getroffen wird, mag ich nicht abschließend beurteilen, aber mir kommt es so vor, als hätte Hollywood nicht alles weggeglättet. Auch ein [b]Vergleich zur Romanvorlage[/b] von Sara Gruen kann ich nicht geben mangels Kenntnis des angeblichen Bestsellers (im Vorfeld nie was von gehört und ich lese eigentlich recht viel – zugegeben nicht unbedingt die Bestsellerlisten rauf und runter). Schauspielerisch unterm Strich mehr als in Ordnung bleibt das Gefühl, einen Film mit viel Luft nach oben gesehen zu haben. Zumindest schlimme Langeweile ist immerhin nicht aufgekommen.   [b]Fazit:[/b] Drama mit inszenatorischen und storytechnischen Schwächen, guter Kamera, passablem Schauspiel und die kleine Enttäuschung, dass aus dem Stoff nicht das beste herausgeholt wurde. Dafür gibt es [b]6/10 Punkten[/b].

Wasser für die Elefanten Bewertung
Bewertung des Films
610

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4 Kommentare
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Nothlia : : Man in Black
05.07.2011 19:30 Uhr
0
Dabei seit: 04.05.10 | Posts: 1.150 | Reviews: 54 | Hüte: 6
Danke für eure Kommentare!

Man kann den Film mal sehen, wenn man vom Thema zumindest angesprochen wird, denke ich. Waltz ist wirklich nicht schlecht, gleichzeitig ist sein Charakter tatsächlich auch noch der interessanteste.

Und Sean Penn wäre sicher auch interessant gewesen. Genau Gründe für seinen Ersatz gibt es nicht, oder? Auf die Schnelle hab ich da nichts gefunden. Er wirkt leider in letzter Zeit wenig in Filmen mit, hab ich das Gefühl.
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Micha93 : : Moviejones-Fan
03.07.2011 21:12 Uhr
0
Dabei seit: 25.08.10 | Posts: 374 | Reviews: 0 | Hüte: 2
waltz soll gut ein.ich lass aber das man Sean Penn für die rolle urssprünglich vorsah. hätte auch gepasst, denk ich.
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cayman2300 : : Rocker
03.07.2011 20:57 Uhr
0
Dabei seit: 20.05.11 | Posts: 1.480 | Reviews: 49 | Hüte: 10
Super Kritik.
Wollte mir den Film immer mal gern ansehen, ich mag nämlich Walz ziemlich. Werd ihn mal auleihen (also den Film, nicht Walz), aber danke für die Kritik nochmal, so hab ich schon mal ein erstes Bild davon.
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Micha93 : : Moviejones-Fan
03.07.2011 20:35 Uhr
0
Dabei seit: 25.08.10 | Posts: 374 | Reviews: 0 | Hüte: 2
danke. meine schwester rief mich an und sagte der film sei gut. ich fand deine kritik toll und gib dir 10 punkte.

wenn ich den film seh meld ich mich nochmals wink
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