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Who Am I - Kein System ist sicher

Kritik Details Trailer News
Des Fightclubs kleiner Bruder

Who Am I - Kein System ist sicher Kritik

Who Am I - Kein System ist sicher Kritik
4 Kommentare - 25.04.2015 von luhp92
In dieser Userkritik verrät euch luhp92, wie gut "Who Am I - Kein System ist sicher" ist.

Bewertung: 4 / 5

Es war einer dieser Tage, in denen man ins Kino geht, und plötzlich einen Bekannten trifft. Auf dem Land geschieht sowas schonmal häufiger. In diesem Fall handelte es sich um einen guten Freund, wie ich ebenso ein großer Filmliebhaber. Schnell hatten wir uns auf den neuesten filmtechnischen Stand gebracht. "[i]Schau dir Who Am I an, der strotzt nur so vor Fight Club Anspielungen! Ich bin sicher, dass er dir gefallen wird![/i]" Das waren die ersten Worte, welche ich über den Film gehört habe. Eine Fight Club Hommage? Ich war unsicher, ob und wie das überhaupt funktionieren sollte. Nun, jetzt kann ich sagen: Es funktioniert! Benjamin (Tom Schilling) ist schüchtern, unscheinbar und von schweren Kindheitstraumata geprägt. Sein Vater verließ die Familie früh, seine Mutter beging Selbstmord und seitdem lebt er bei seiner Großmutter. Um dem Trauma zu entfliehen, begibt er sich in die Welt der Superhelden. Spider-Man, Batman, Superman - sie alle teilen sein elternloses Schicksal. Im realen Leben alleine gelassen, widmet er sich mehr und mehr dem virtuellen Leben und der Kunst des Hackens. Nachdem er wegen eines "Auftrags" seines Schwarms Marie (Hannah Herzsprung) aufliegt und zu Sozialarbeit verdonnert wird, trifft er den extrovertierten und charismatischen Max (Elyas M´Barek). Dieser erkennt seine Fähigkeiten und stellt ihn seinem Team Stephan (Wotan Wilke Möhring) und Paul (Antoine Monot Jr) vor. Nach mehreren erfolgreichen Angriffen erregen sie sowohl die Aufmerksamkeit anderer Hacker als auch die der polizeilichen Ermittlungen... Man merkt, dass Regisseur Baran bo Odar wie David Fincher aus dem Werbefilmbereich stammt. Beide haben ein Gefühl dafür, Geschichten rasant inszenieren zu können und den Zuschauer dadurch in den Bann zu ziehen. Handwerklich ist "Who Am I" perfekt. Die Kamera passt sich der Handlung an. In ruhigen Momenten verweilt sie bei den Charakteren und zeichnet das Bild gelassen auf. Actiongeladenere Momenten werden durch schnelle Schnitte und wilde Kamerafahrten unterstützt. Verschiedenste Blickwinkel wechseln sich ab, so manche Einstellung könnte glatt aus "Fight Club" übernommen worden sein. Musikalisch wird die Kameraarbeit durch peppige, elektronische Melodien aufgewertet. Für seine Bilder wählt Odar dunkle bis schwarze Farbtöne. Insgesamt ergibt sich dadurch eine düstere und packende Atmosphäre. Sowas braucht die erzählte Geschichte jedoch auch, denn diese ist nicht minder rasant und verrückt. Es folgt gefühlt ein Party- und Drogenexzess dem nächsten, Odars Inszenierung funktioniert aber so gut, dass man als Zuschauer sofort einbezogen ist. Des Weiteren vermag Odar es, die Planung und Durchführung der Hackerangriffe spannend und interessant darzustellen. In bestimmten Szenen wird es sogar ziemlich witzig. Als besonders gelungen empfand ich die visuelle Ausarbeitung der virtuellen Welt. Ein Eisenbahnwagon als Chatroom, maskentragende User stehen oder sitzen sich gegenüber und unterhalten sich mithilfe von Sprechblasen in englischer Sprache. Statt E-Mails gibt es Briefe, etc etc. Das hat schon ordentlich Flair! Einen großen Einfluss auf die Geschichte und die Atmosphäre haben natürlich auch die Schauspieler. Manche der Darsteller bleiben zwar im Hintergrund, Ausfälle gibt es jedoch keine. Vor allem mit dem Viererteam Schilling, M´Barek, Möhring und Monot hatte Odar ein glückliches Händchen. Monot mimt in bester Tech-Nick Manier den Hardwarespezialisten und Möhring ist... einfach nur krank drauf. Allein schon die Szene, in der er in Unterhose zu der Elektromusik tanzt, der Hammer! Schilling und M´Barek bilden bezüglich ihrer Charaktereigenschaften einen Kontrast aus. Von Elyas M`barek mag man ja halten, was man will, aber in die Rolle des extrovertierten, charmanten Max passt er perfekt rein. Er ist sowas wie der Brad Pitt der Geschichte. Tom Schilling meistert die Rolle des schüchternen Benjamin ohne Mühe, gibt seinen Charakterwandel authentisch wieder und sieht obendrein noch genauso aus wie Edward Norton. Dies hier ist eindeutig sein Film! Wenn ich hier jetzt aber schon bei Darstellervergleichen bin: Natürlich spielen Norton und Pitt in Fight Club in einer weit höheren Klasse und auch Hannah Herzsprung ist keine Helena Bonham Carter. Allerdings macht dies dem Filmempfinden keinen Abbruch, denn für "Who Am I" funktioniert der Cast außerordentlich gut. Des Weiteren nimmt der Film genügend Abstand von "Fight Club", Handlung und Charaktere sind definitiv nicht die gleichen! Trotz all des Lobes hat "Who am I" aber auch ein paar Schwächen vorzuweisen, vornehmlich in der Ausarbeitung der Geschichte. Zum Einen gerät der Film vor dem Finale etwas in Leerlauf, wodurch sich ein paar Längen ergeben. Zum Anderen werden manche Themen nur angerissen, da hätte ich dann gerne mehr gesehen. Vor allem bezüglich der Superheldenthematik ist mir das aufgefallen. Benjamin wurde von diesen Helden geprägt und aus dem Gedankengang "[i]In der Realität ein Superheld sein[/i]" hätte man noch mehr rausholen können. Mit der Komplexität eines "Fight Club" kann "Who Am I" nicht dienen, aber das hat der Film auch gar nicht vor. [b]Fazit:[/b] Baran bo Odar ist mit "Who Am I" sowohl eine großartige Hommage an David Finchers Fight Club als auch ein spannender Hackerthriller gelungen. Eine packende und düstere Atmosphäre sowie ein toller Cast sind ein guter Ausgleich für die paar Schwächen des Drehbuchs. Für diese Leistung vergebe ich [b]8/10 Punkten[/b] bzw. [b]4/5 Hüten[/b].

Who Am I - Kein System ist sicher Bewertung
Bewertung des Films
810

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4 Kommentare
MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
25.04.2015 18:55 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.340 | Reviews: 180 | Hüte: 634
@Shalva
Nachteule, auch ja. Aber vor allem deswegen, weil ich die Kritik direkt nach dem Anschauen geschrieben habe^^
Schade, dass du mit deutschen Filmen wenig anfangen kannst. Wie Sully es schon schrieb, dir entgehen da so einige gute Sachen. Aber hey, immerhin hast du eine Begründung dafür. Meistens muss man sich da ja das Argument "Deutsche Filme sind generell Mist" anhören...

Vielleicht werde ich Who Am I trotzdem gucken, aber nur wenn Du endlich mal Drachenzähmen leicht gemacht 2 guckst

Deal! :-)
Wobei ich dir Befürchtung habe, dass mir "Drachenzähmen leicht gemacht 2" besser gefallen wird als dir "Who Am I" laughing

@Sully
Ich stimme dir zu, "Who Am I" ist jetzt kein Film, den ich mir unbedingt öfter angucken müsste. Einmal anschauen lohnt sich jedoch auf jeden Fall! Vor allem dann, wenn man Fight Club mag und sich auf die zahlreichen Anspielungen einlassen kann. Baran bo Odar macht selbst schließlich auch gar keinen Hehl daraus, wo er den Stoff für den Film herhat.
Eigentlich wollte ich gar keine Kritik schreiben. Irgendwas trieb mich dann doch dazu, ausschlaggebend war denke ich das großartige Ende.
Für den in der Kritik angesprochenen Freund ist "Who Am I" mittlerweile in den Club seiner Lieblingsfilme aufgestiegen.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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Sully : : Elvis Balboa
25.04.2015 10:32 Uhr | Editiert am 25.04.2015 - 10:35 Uhr
0
Dabei seit: 29.08.09 | Posts: 10.557 | Reviews: 30 | Hüte: 555
Hi ihr Beiden,
habe den Film zufällig gestern Abend geschaut.

Luph, Deine Kritik ist gut geschrieben und bringt alles gut auf den Punkt. Nur am Ende kommen bei mir eher 3,5 und mein Slogan ein "guter 1x Anguckfilm " raus.
Also ein Blick lohnt allemal!

Shalva, Deine Ansicht zu deutschen Filmen kenne ich ja schon, finde ich zwar schade, weil ich sie nicht teile und ich der Meinung bin, dass Dir dadurch auch viele gute Filme durch die Lappen gehen.
Da Deine Ansicht aber aus Deinem eigenen Empfinden resultiert will ich sie aber auch gar nicht in Abrede stellen. Ist eben bei jedem anders.

Ich selbst empfinde das Schauspiel vieler deutscher Darsteller um Welten realistischer als das vieler amerikanischer Stars.

Für mich gibt es viele hochklassige deutsche Filme (darunter auch "Sein letztes Rennen")

Es kommt im Leben nicht darauf an wie viel Du austeilst, sondern darauf wie viel Du einstecken kannst und trotzdem weiter machst!

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Shalva : : Moviejones-Fan
25.04.2015 05:55 Uhr | Editiert am 25.04.2015 - 05:56 Uhr
0
Dabei seit: 04.06.11 | Posts: 4.513 | Reviews: 2 | Hüte: 128
Na Du Eule... kannst wohl auch nicht schlafen... ;)

Who Am I kannte ich gar nicht und nach dem Trailer gerade eben ist mein Interesse eher gesunken. Der Film kann gut gemacht sein, und auch interessant und spannend, aber ich habe so mein "altes Problem" mit deutschen Filmen! Jede Szene im Trailer war für mich extrem sichtbar geschauspielert… diese Illusion-Film geht bei mir total verloren und ich merke nur noch, wer von den Schauspielern in der Schauspielerschule am fleißigsten war! ;)

Es gibt aber auch einige deutsche Filme, die ich ziemlich packend und absolut grandios finde, wie z.B. Sein letztes Rennen! Da war ich komplett in „dem Film“ und für mich zählt es in jeder Hinsicht zu den 10/10 Filmen!

Vielleicht werde ich Who Am I trotzdem gucken, aber nur wenn Du endlich mal Drachenzähmen leicht gemacht 2 guckst... laughing laughing
MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
25.04.2015 05:06 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.340 | Reviews: 180 | Hüte: 634
Aus irgendeinem Grund hat mich der Film zu einer Kritik gereizt^^
Bin gespannt auf eure Meinung, falls ihr "Who Am I" schon gesehen habt.
Es lohnt sich echt, nur "Fight Club" sollte man vorher gesehen haben.

stinson, ich zähle auf dich wink

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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