++ Update vom 29.03.2022: Da dachten wir, endlich mit dem Artikel fertig zu sein, da hölt uns die Aktualität unvermittelt ein: Vor wenigen Minuten hat Will Smith über Instagram ein offizielles Statement veröffentlicht und sich für sein Verhalten entschuldigt.
In dem Statement schreibt Will Smith: Gewalt in all ihren Formen ist giftig und zerstörerisch. Mein Verhalten bei der Oscar-Verleihung gestern Abend war inakzeptabel und unentschuldbar. Witze auf meine Kosten gehören zum Job, aber ein Witz über Jadas Gesundheitszustand war zu viel für mich und ich reagierte emotional.
Ich möchte mich öffentlich bei dir entschuldigen, Chris. Ich ging zu weit und ich lag falsch. Es ist mir peinlich und mein Verhalten stellt nicht den Mann dar, der ich sein möchte. In einer Welt der Liebe und Freundlichkeit ist kein Platz für Gewalt.
Ich möchte mich auch bei der Academy, den Produzenten der Show, allen Teilnehmern und allen Zuschauern auf der ganzen Welt entschuldigen. Ich möchte mich bei der Familie Williams und meiner King Richard-Familie entschuldigen. Ich bedaure zutiefst, dass mein Verhalten eine ansonsten für uns alle wunderschöne Reise befleckt hat.
Ich bin ein Mensch, der sich noch weiterentwickelt.
Aufrichtig,
Will
King Richard; border:0; border-radius:3px; box-shadow:0 0 1px 0 rgba(0,0,0,0.5),0 1px 10px 0 rgba(0,0,0,0.15); margin: 1px; max-width:540px; min-width:326px; padding:0; width:99.375%; width:-webkit-calc(100% - 2px); width:calc(100% - 2px);">King RichardKing Richard; line-height:0; padding:0 0; text-align:center; text-decoration:none; width:100%;" target="_blank">King RichardKing Richard; line-height:0; padding:0 0; text-align:center; text-decoration:none; width:100%;" target="_blank">Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
++ News vom 29.03.2022: Auch einen Tag nach der Oscar-Verleihung beherrscht der Skandal die Schlagzeilen. Es wirkt immer noch surreal und uns fällt es nach wie vor schwer zu glauben, was wir letzte Nacht live im Fernsehen gesehen haben. So etwas hat es in der Geschichte der Oscars noch nicht gegeben.
Vor Beginn der Veranstaltung schrieben wir noch in unserem Liveticker, dies könnte der große Abend von Will Smith werden. Das wurde er auch, aber wohl anders als alle es vermutet hätten. Es war kurz vor halb fünf morgens deutscher Zeit, als Chris Rock die Bühne betrat, um den Oscar für den besten Dokumentarfilm zu verleihen. Doch bevor er dies tat, feuerte er ein kurzes Stand-up ab und unterhielt das Publikum. Für einen Moment hatte man das Gefühl, er wäre spontan als Moderator für die Oscars eingesprungen.
Dann jedoch machte er einen Witz über Jada Pinkett Smith, der nicht wirklich gut ankam und mit dem er eine Grenze überschritt. Auch für Ehemann Will Smith. Sah man ihn zuerst noch lachen, zeigte die Reaktion von Pinkett Smith deutlich, dass ihr dieser "Scherz" nicht gefiel und sehr nahe ging. Die Kamera zeigte wieder Rock und in diesen Sekunden muss etwas passiert sein. Denn der zuvor noch gut gelaunte Will Smith betrat die Bühne, ging gerade auf Rock zu und schlug ihn.
Niemand wusste in diesem Moment, ob dies ernst oder eine Show zwischen den beiden war. Selbst die Verantwortlichen der Show waren verwirrt. Als Will Smith dann wieder saß, und zweimal zu Rock hochbrüllte "Keep my wife´s name out of your fucking mouth" war allen klar: Dies ist kein Scherz, das ist ernst. Und die Aggression war Will Smith deutlich anzuhören. Vor allem als er es das zweite Mal, diesmal hörbar wütend, brüllte, wurde es ganz Stil im Saal. Da hatten es alle verstanden.
Auch Chris Rock selbst wusste in dem Moment wohl, dass der Spaß vorbei war. Er suchte kurz nach Worten und leitete dann professionell zur Verleihung des Oscars für den besten Dokumentarfilm über und überreichte ihn.
Im weiteren Verlauf der Verleihung wurde im Grunde versucht so zu tun, als sei alles ok. Von Chris Rock hörte und sah man den ganzen Abend nichts mehr. Im Presseraum nebenan, wo all die Gewinner kurz nach dem Erhalt ihrer Oscars vor die Presse treten, gab es an die Journalisten die strikte Anweisung, auf gar keinen Fall den Vorfall anzusprechen, andernfalls wird sofort abgebrochen.
Videos auf Twitter zeigen, wie unter anderem Denzel Washington und Tyler Perry nach dem Vorfall mit Smith geredet haben und ihm wohl Trost spendeten. Auch Bradley Cooper soll zu Smith während der Werbeunterbrechung gegangen sein.
After Will Smith slapped Chris Rock onstage at the Oscars, fellow best actor nominee Denzel Washington and Tyler Perry comforted him
— The Hollywood Reporter (@THR) March 28, 2022
In his acceptance speech, Smith said Washington told told him, “At your highest moment, be careful, that’s when the devil comes for you” pic.twitter.com/1sCZJVsyaL
Mittlerweile hat man erfahren, dass im Hintergrund die Verantwortlichen durchaus diskutiert hatten, wie sie vorgehen sollten. Es gab die Option, Will Smith aus der Veranstaltung entfernen zu lassen und dies wurde ernsthaft in Betracht gezogen. Dies geschah jedoch nicht. Grund war, so hört man, die anfängliche Verwirrung der Verantwortlichen, da auch sie zunächst nicht wussten, wie das ganze einzuordnen war. Als man dann hätte reagieren können, stand er schon auf der Bühne, um seinen Oscar entgegenzunehmen und kurz darauf war die Show auch schon vorbei.
Dennoch wurde die Polizei über den Vorfall informiert. Immerhin handelte es sich hier im Körperverletzung. Chris Rock wurde wohl auch befragt, dieser lehnte jedoch ab, Anzeige gegen Smith zu erstatten, sodass erstmal wohl nicht mit einer Anklage zu rechnen ist.
Aber was war jetzt eigentlich so schlimm an dem, was Chris Rock gesagt hat? Über die Hintergründe und mögliche Konsequenzen klären wir auf der nächsten Seite auf.
Jada Pinkett Smith machte im letzten Jahr ihre Alopecia-Erkrankung öffentlich. Dabei handelt es sich um Haarausfall. Jahrelang trug sie Perücken, um dies zu verstecken. Sie litt und leidet sehr unter dieser Erkrankung und der Schritt, damit an die Öffentlichkeit zu gehen, fiel ihr nicht leicht. Aufgrund dessen hat sie sich eine Glatze rasiert und war auch so bei den Oscars an der Seite ihres Mannes Will Smith zu sehen.
Der "Witz", den Chris Rock sagte, war folgender: "Jada, I love you. G.I. Jane 2, can´t wait to see it, allright?" - "Jada, ich liebe dich. Kann es kaum erwarten, G.I. Jane 2 zu sehen, ok?"
Wer sich nicht erinnert: Bei G.I. Jane handelt es sich um den in Deutschland als Die Akte Jane bekannten Film von 1997 mit Demi Moore in der Hauptrolle. Sie geht als Frau zum Militär und muss sich dort den Kopf kahl rasieren lassen.
Dies war zudem nicht das erste Mal, dass Chris Rock sich über Jada Pinkett Smith lustig gemacht hat. Bereits vor sechs Jahren, als sie öffentlich verkündete, die Oscars zu boykottieren, da diese nicht divers genug nominieren würden und auch ihren Mann, damals für den Film Erschütternde Wahrheit, übergangen hätten, war sie Ziel einiger Sprüche von Chris Rock. "Jada boycotting the Oscars is like me boycotting Rihanna’s panties: I wasn’t invited!" (Witze sind oft schwer zu übersetzten: "Dass Jada die Oscars boykottiert, ist, als würde ich Rihannas Höschen boykottieren: Ich war nicht eingeladen!")
Auch in den folgenden Jahren soll er in seinen Stand-up-Programmen immer wieder Witze auf Kosten von Jada Pinkett Smith abgeliefert haben. Der Vorfall bei den Oscars war eventuell nur der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
In einem Punkt sind sich wohl alle einig: Der Witz war geschmacklos, nicht lustig und hat eine Grenze überschritten. Dass Will Smith darauf reagiert, den Impuls verspürt, seine Frau, die er liebt, zu verteidigen, ist komplett nachvollziehbar. Der große Streitpunkt zurzeit ist aber die Art und Weise, wie er reagiert hat.
Es hätte viele Möglichkeiten gegeben, angemessen darauf zu reagieren. Selbst bloßes anschreien, wie er es dann ja auch getan hat, wäre die wesentlich bessere Lösung gewesen. Aber jemanden zu schlagen? Das sollte immer der allerletzte Ausweg sein. Smith hat seinem Ruf und seinem Ansehen massiv geschadet. Er selbst verkörpert gewisse Werte, an die er sich mit seiner Aktion selbst nicht gehalten hat.
Das Echo ist aktuell geteilt. Während die einen Smith für seine Attacke verurteilen, können andere sein Handeln nachvollziehen und finden sogar, Rock habe bekommen, was er verdient habe. Als er seinen Oscar entgegennahm, erhielt Smith sowohl zu Beginn wie auch am Ende Standing Ovations. In seiner Rede versuchte er, sein Handeln unter Tränen zu erklären. Wie Richard Williams, den er in King Richard verkörperte, wolle auch er diejenigen, die er liebe, unter allen Umständen verteidigen. Und aufgrund von Liebe tue man auch schon mal verrückte Dinge. Immerhin entschuldigte er sich noch bei den anderen Nominierten wie auch bei der Academy, jedoch nicht bei Chris Rock. Auch sagte er nicht, dass sein Verhalten falsch war. Vielmehr wirkte es teils so, als wolle er seine Tat rechtfertigen.
Here’s Will Smith’s tearful acceptance speech at the Oscars. https://t.co/ulvT7fsB57 pic.twitter.com/Uq2krBbBld
— Variety (@Variety) March 28, 2022
Doch wie geht es jetzt weiter? Ob es Konsequenzen geben wird, steht aktuell noch nicht fest. Sorge machen, dass er seinen Oscar wieder zurückgeben muss, braucht er sich aber nicht. Dies ist zumindest extrem unwahrscheinlich. Selbst Harvey Weinstein musste dies nicht tun. Vielleicht wird er von der Academy ausgeschlossen. Auch wäre es gut möglich, dass dies Auswirkungen auf seine zukünftigen Projekte haben wird. Es gibt durchaus Produzenten und Regisseure, die verurteilen, was Will Smith getan hat. Bei diesen Leuten wird er es zukünftig äußerst schwer haben. Mit diesem einen Schlag hat Will Smith auch viele Türen in Hollywood für sich zugeschlagen.
An diesem einen Abend jedoch ließ es sich der frisch gebackene Oscargewinner nicht nehmen, seinen Sieg auch gebührend zu feiern.
Will Smith is celebrating and dancing to his own hits at the Vanity Fair Oscars party - via @nekesamumbi pic.twitter.com/c118DPVPjk
— The Hollywood Reporter (@THR) March 28, 2022
Der Vorfall hat einen Schatten über die Veranstaltung gelegt und auch den nachfolgenden Leuten einen Teil ihres wichtigen Moments genommen. Sowohl Will Smith wie auch Chris Rock schulden einer Menge Leute eine Entschuldigung.
Jemanden zu schlagen, nur weil man einen Witz nicht ok findet oder sich beleidigt fühlt, kann und darf nicht richtig sein. Das soll Chris Rocks Verhalten nicht entschuldigen, auch dafür muss es Konsequenzen geben. Aber wenn jeder demnächst zuschlägt, wenn ihm etwas nicht gefällt, erschaffen wir uns eine Welt, die niemand haben möchte.
The Academy does not condone violence of any form.
— The Academy (@TheAcademy) March 28, 2022
Tonight we are delighted to celebrate our 94th Academy Awards winners, who deserve this moment of recognition from their peers and movie lovers around the world.