++ Update vom 03.07.2020: Nachdem wir kürzlich schon erfuhren, dass sich Lost völlig anders entwickelte, als ursprünglich geplant, gibt Serienschöpfer Damon Lindelof nun einen Einblick in das Finale.
Schon sehr früh hätte man gewusst, dass dieses mit Jacks Tod enden sollte. Man wollte, nachdem man die Serie mit seinem sich öffnenden Auge begonnen hatte, sie mit seinem sich schließenden Auge beenden. Aber dann hätte sich Lost in nicht-linearem Storytelling verloren und wäre in der Zeit vor und zurück gesprungen. Man hätte nach einem trojanischen Pferd gesucht, mit dem man Jacks "Nach-dem-Tod"-Erfahrung in die Serie packen und verstecken konnte. Man wollte dem Publikum geben, was es wollte, was in gewisser Weise ein Fegefeuer war.
Laut Lindelof hätte man sich an Rod Serling, Owl Creek und Sixth Sense orientiert, die alle zeigen, dass der menschliche Geist nach dem Tod wachse. Es sei der Moment, in dem man sich frei von seiner sterblichen Hülle, selbst unter die Lupe nehmen könne und herausfinden könne, was man getan habe, ehe man aufsteige, absteige oder eine neue Form annehme. Vor allem das Tibetanische Buch des Todes hätte ihn für Lost Staffel 6 inspiriert, denn dieses handle von einem Ort, an dem man erst zu der Erkenntnis käme, dass man tot sei. Man würde Hinweise erhalten oder vorangetrieben werden, aber niemand könne einem wirklich sagen, dass man tot wäre. Das muss man selbst herausfinden.
++ News vom 01.07.2020: Lost stammt noch aus einer TV-Zeit, in der es normal war, pro Staffel bis zu 25 Folgen zu haben, auf die man Woche für Woche wartete, Woche für Woche die neuesten Wendungen diskutierte und sich selbst hasste, wenn man einmal vergessen hatte, die neue Folge zu programmieren - heißt, per Videorekorder aufzunehmen. Heutzutage können 25 Folgen drei Staffeln bedeuten, und ganze Seasons gehen auf einen Schlag online.
Ok, mit früherem Maßstab, halbe Staffeln. Wenn Lost-Serienschöpfer Damon Lindelof also von einem originalen Plan für drei Staffeln für die Mysteryserie spricht, die bekanntlich über sechs Seasons lief, kann man sich das wie heutzutage 6 bis 7 Staffeln Game of Thrones vorstellen. Man stelle sich GoT nun also ausgedehnt auf 12 Staffeln vor! Ungefähr das, was wir derzeit mit The Walking Dead erleben, mit deutlichen Ermüdungserscheinungen. Dass Lindelof für Lost also bereits in der Pilotzeit ein klares Ende vor Augen hatte, ist weder kurz gedacht noch kurz geschaut.
Doch zu ihrer Zeit war die ABC-Serie für den TV-Sender ein wahrer Goldschatz, warum nur drei Staffeln für eine Serie planen, welche die Leute wahrscheinlich gerne schauen werden? Wäre es nach ABC gegangen, hätten es 10 Staffeln sein können! Das zumindest soll ABC nach Staffel 3 Teil 1 - die Season wurde erstmals nach 6 Folgen gesplittet - vorgeschlagen haben.
Während ABC gedacht haben soll, es ginge Lindelof und Co-Schöpfer Carlton Cuse in ihrem Beharren auf drei Staffeln Lost und nach zwei Seasons daher nur Jahresverträgen darum, mehr Geld herauszuschlagen, wollten die beiden aber wohl tatsächlich nach drei Jahren alles aufgelöst und ein befriedigendes Finale geliefert haben, so sah es Lindelofs ursprünglicher Pitch vor. Man wollte nur ein paar Mysterien haben, die aufgelöst dann noch ein paar neue Fragen aufwerfen, in einer guten Balance. Doch sie stimmten zu, dass diese Balance durch das Abweichen vom ursprünglichen Plan nach Staffel 3 Teil 1 verloren ging.
Ja, Lost wird noch lange dieses Reminder-Erbe eines enttäuschenden Finales tragen, auch nach drei Staffeln Dark mit gerade einmal insgesamt 26 Folgen der ganzen Serie sind die Fans happy über ein befriedigendes Finale - eben "nicht wie bei Lost".
Das gesamte Lindelof-Interview geht noch viel mehr ins Detail als wir es hier tun, ihr könnt es euch per Klick auf die Quelle unten in Gänze durchlesen.