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Studios ringen um Zeit- und Kostenpläne

Die Inflation macht auch vor Hollywood nicht halt

Die Inflation macht auch vor Hollywood nicht halt
1 Kommentar - Di, 28.06.2022 von A. Seifferth
Der Hollywood Reporter hat mit verschiedenen Studios die Probleme im Zuge stetig steigender Kosten und Materialmängel besprochen. Die Situation ist deutlich angespannt.

Die Inflation macht auch vor Hollywood nicht halt: Die Unterhaltungsindustrie hat derzeit unter den tendenziell stetig steigenden Kosten und den Lieferschwierigkeiten bei begehrten Materialien und eneretischer Ressourcen zu kämpfen.

Die Preise von Stahl und Holz seien um ungefähr 25 bis 30 Prozent gestiegen, lässt etwa Herb Gains, Executive Vp Physical Production bei Legendary, den Hollywood Reporter wissen. Das gleiche Set sei durch die aktuell explodierenden Kosten doppelt so teuer, wie vor vier Jahren.

Nachdem man bislang sämtliche Materialien einigermaßen zuverlässig beschaffen konnte, scheint sich das Bild zusehends gewandelt zu haben: Laut einem namhaften Executive Producer, der im Major-Bereich tätig ist, setze man bei zahlreichen Kulissenelementen nun radikal den Rotstift an, weil die nationale Nachfrage nach denselben Materialien, Ausrüstungen und Teilen das Setdesign massiv behindern würde. Zeitpläne würde dadurch andernfalls massiv ins Wanken geraten. Man hinterfragt nun etwa, ob man handelsübliche Setdesigns wie eine Toilette benötige, wenn dort keine wesentlichen Handlungsabläufe ausgeführt werden. Diese Ansicht vertritt zumindest Brian Cooper, Partner bei der Bühnenbildfirma S2CO, die derzeit in Georgia einen eine Million Quadratmeter großen Produktionskomplex baut.

Auch bei den Kosten für Treibstoff sei man zunehmend reservierter und rechnet nach. In Anbetracht der verheerenden Situation lässt sich hinterfragen, ob ein Film wie Top Gun - Maverick noch gedreht werden würde.

Für bestimmte Teile wie Beleuchtungselemente bräuchte es teils mehrere Wochen Vorlaufzeit, die die Produktionen extrem hemmen würden. Trotzdem müsse man gut und gern das Doppelte des einst üblichen Marktpreises hinlegen. Insbesondere die ohnehin kostspieligen Schaltanlagen, die man zur Steuerung elektronischer Systeme benötigt, seien noch einmal deutlich preisintensiver geworden.

Doch nicht in allen Firmen macht sich die Krise auf so brutale und unbarmherzige Weise bemerkbar: Frank Patterson, Geschäftsführer der Trilith Studios (u.a. tätig für die Marvel-Produktionen von Black Panther - Wakanda Forever, Ms. Marvel und She-Hulk - Die Anwältin), könne derartige Kosten leichter abfangen, weil seine Firma über moderne VFX-Technologien wie etwa "Stagecraft" verfügt. Dadurch könne man mit virtuellen Umgebungen arbeiten und sei weniger von kostspieligen Materialien des Bühnenbaus abhängig. Seiner Schätzung nach belaufen sich die Mehraufwendungen im Rahmen von ungefähr 15 Prozent.

Der steigende Konkurrenzdruck zwinge die Kräfte nach Meinung von Patterson aber dazu, dass sie sich keine Reduktion des betriebenen Produktionsaufwands erlauben könnten. Man setze auf die gleichen Sets in den gleichen Dimensionen wie zuvor. Es gäbe laut Eindruck des Managers eine Fülle an Inhalten, die um die Gunst der Zuschauer:innen buhlen. Niemand in der Branche wolle deshalb ein solches Risiko eingehen, nur damit man schnell und einfach am Ziel ist. Vielmehr gelte es nun, all diese Herausforderungen bestmöglich zu meistern.

Die COVID-19-Pandemie hat das Ringen um die Kosten allerdings bereits in den letzten Monaten ohnehin schon arg angefeuert und kleinere Produktionsstudios in Mitleidenschaft gezogen. Zahlreiche der Produktionen setzen deshalb auf steuerliche Vorteile, um die Negativeffekte ein wenig abzufedern.

Der Bericht schließt damit, dass die diversen Konzernriesen trotzdem für dieses Jahr enorme Budgets für die Programmgestaltung bereitstellen würden: Bei Disney plant man 33 Mrd. US-Dollar auszugeben, Warner Bros. Discovery und Netflix würden dagegen lediglich mit circa 23 bzw. etwa 17 bis 18 Mrd. US-Dollar kalkulieren.

Wir wollen bei der Berichterstattung natürlich nicht vergessen, dass es im aktuellen Klima deutlich schwerwiegendere Probleme gibt, von denen massig Existenzen bedroht sind. Trotzdem muss man darauf verweisen, dass die Budgetkürzungen und Verzögerungen auch zu derartigen existenziellen Krisen beitragen können. Man muss darüber hinaus betonen, dass Hollywood-Produktionen in Bezug auf den Umgang mit wertvollen Ressourcen eine durchaus diskutable Sparte darstellen, die in den letzten Jahren nach dem Prinzip "höher, schneller, weiter" agierte. Die Budgetaufwendungen im Blockbuster-Bereich sind jedenfalls immens!

Trotzdem möchten auch wir auf eskapistische Leinwandspektakel nicht verzichten und hoffen im Sinne aller Kräfte, dass sich die angespannte Kostensituation beruhigt. Man muss kein Schwarzmaler sein, um zu befürchten, dass sich die zahlreichen Krisen bald auch in höheren Kinoticket- und Streamingservice-Preisen niederschlagen werden. Das wäre ein weiterer Tiefschlag für die Bevölkerung.

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1 Kommentar
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2Cents : : Moviejones-Fan
28.06.2022 19:41 Uhr
0
Dabei seit: 31.03.22 | Posts: 787 | Reviews: 0 | Hüte: 12

Not macht ja bekanntlich erfinderisch. Vielleicht einfach mal wieder was echtes machen. An echten Orten, mit echten Menschen. Stachecraft ist für mich auch keine Lösung. Sieht halt oft zu leer und zu flach aus, wie gerade Kenobi wieder gezeigt hat.

Der frühe Vogel fängt den Wurm, aber erst die zweite Maus bekommt den Käse. Und am Ende ist alles für die Katz.

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