Selbst Yariv Lerner, Sohn von Avi Lerner und CEO des Produktionsstudios Nu Boyana, zog nach diesen ganzen Eskapaden zu Red Sonja einen schmerzhaften Vergleich mit Terry Gilliams The Man Who Killed Don Quixote. Auch diese namhafte Person versuchte über mehrere Jahrzehnte gegen alle nur erdenklichen Widrigkeiten anzukämpfen, um sein Traumprojekt Wirklichkeit werden zu lassen. Letztlich gelang ihm das auch.
Im Frühjahr 2022 passierte dann endlich die bekannte Kehrtwende und M.J. Bassett bekam die Chance, den Red Sonja-Film zu realisieren. Bassett ist laut eigenen Angaben in die mittlerweile über neunzig Jahre alte von Figur Red Sonya vom legendären Pulp-Autoren Robert E. Howard seit Kindesbeinen vernarrt. Jene Figur war bekanntlich der Ausgangspunkt für die 1973 erstmals in Erscheinung getretene Marvel-Heldin Red Sonja.
Avi Lerner, Chef von Millenium Media und damit auch Eigentümer von Nu Boyana, soll Bassett bei den Ausführungen zu etwaigen Plänen unterbrochen haben, indem er sagte, dass es ihm um einen Film gehe, der gewinnbringend vermarktet werden könne.
Die vom Studio zu diesem Zeitpunkt auserkorene Game of Thrones-Darstellerin Hannah John-Kamen wurde kurzerhand gegen die unbekannte Matilda Lutz getauscht. Bassett lobt insbesondere ihre temperamentvolle und taffe Seite. Die scheint durchaus vorhanden, wenn man bedenkt, dass Lutz 13 Pfund an Muskelmasse zugelegt hat, um Red Sonja angemessen verkörpern zu können: "Jeden Tag heißt es entweder Klettern, Reiten oder Kämpfen." Lutz sieht Sonja als eine Frau, die allein in einer lebensfeindlichen, verrückten Welt zurechtkommen müsse.
Wer nach diesen Zeilen aber sofort blind mit der "Wokeness-Keule" um sich zu schlagen versucht, den (oder die) müssen wir allerdings enttäuschen, da Bassett dem bisherigen Drehbuch eine Abfuhr erteilte, in dem es um identitätspolitische Fragen gegangen sein soll. Aus der Perspektive einer spannenden Geschichte sei das für Bassett keine besonders interessante Ausgangslage, weshalb es in dem neuen Red Sonja-Beitrag einfach um eine starke Frau gehen solle.
Aus demselben Grund werde auch nicht die im Originalfilm von 1985 vorkommende Vergewaltigungsszene im Rebootwerk rezitiert. Für Bassett, deren/dessen non-binäres Dasein auch in dem zugrundeliegenden Bericht des Hollywood Reporter thematisiert wird, sei eine Vergewaltigung kein sinnhafter Ausgangspunkt, um eine Figur mit Leben zu füllen.
Spannend ist ebenfalls, dass man für Red Sonja mit vielen praktischen Effekten rechnen darf, da CGI-Effekte nicht denselben Effekt beim Publikum erzielen. Als Production-Designer konnte Clint Wallace, Supervising Art Director von Top Gun - Maverick, gewonnen werden, was alles anderes als ein schlechtes Omen für den Fantasy-Film sein dürfte. Sogleich verweist er darauf, dass er hier ganz anders als bei einem Marvel-Film tüfteln könne. Dabei vergleicht er die Produktion mit einer Mischung aus Gladiator, Der Herr der Ringe und Spartacus und teilt außerdem mit, dass einem Elemente aus Steam Punk, Mad Max und dem architektonischen Schaffen Frank Lloyd Wrights erwarten, die auf einzigartige Weise kombiniert würden.
Zu den bislang größten Hits von Millenium Media zählen B-Movie-Beiträge wie Olympus Has Fallen und die The Expendables-Reihe mit Sylvester Stallone an der Front.
Aktuell wird der Film in der Nähe von Bulgariens Hauptstadt Sofia gedreht. Noch ist unklar, wann dieses B-Movie-Projekt auf internationaler Bühne erstrahlen kann, doch immerhin mangelt es an einer gewichtigen Zutat nicht: Herzblut! Die große Frage lautet letztlich aber, ob das zusammen mit den begrenzten Mittel dazu gereicht, um ein überzeugendes Fantasy-Epos aufs Parkett zu zaubern. Damit Red Sonja Anklang beim Publikum finden kann, wird man sich in den kommenden Monaten auch um einen Vertrieb kümmern müssen, denn der fehlt beispielsweise in den USA nach wie vor.