Mit gespannter Aufmerksamkeit richteten sich die Blicke der Filmwelt heute nach Venedig, wo Guillermo del Toro mit seiner Adaption von Mary Shelleys Frankenstein auf dem Filmfestival Premiere feierte.
Der visionäre Regisseur, bekannt für seine Liebe zu Monstern und seiner einzigartigen Bildsprache (Pans Labyrinth, Shape of Water - Das Flüstern des Wassers), hat sich mit Frankenstein einem seiner Herzensprojekte gewidmet - einem Werk, das er selbst als „den Höhepunkt meiner Lebensreise“ bezeichnet. Mit einer Laufzeit von stolzen 2 Stunden und 29 Minuten, gedreht mit einem Budget von rund 120 Millionen Dollar und getragen von einem Ensemble, das Oscar Isaac als Dr. Frankenstein, Jacob Elordi als Kreatur sowie Mia Goth, Christoph Waltz und Charles Dance umfasst, verspricht der Film eine emotionale und visuell opulente Neuinterpretation des Klassikers.
Schon die ersten Reaktionen unterstreichen, dass Del Toro seiner Linie treu bleibt: Düstere Märchenbilder, gotische Architektur, praktische Sets statt reiner CGI-Welten und ein Creature-Design, das die Kreatur nicht als plumpen Horror-Effekt, sondern als tragische Figur inszeniert. Für den Regisseur ist Frankenstein kein Schauerstück, sondern eine Meditation über Menschlichkeit, Schuld und Einsamkeit. „Monster sind mein Glaubenssystem“, erklärte er schon beim Netflix-Tudum-Event, und diese Überzeugung durchzieht jede Einstellung.
Entsprechend polarisierte die heutige Premiere in Venedig: Während die South China Morning Post 4,5 von 5 Sternen vergibt und den Film als „den vielleicht definitivsten Frankenstein“ feiert, der mit emotionaler Tiefe und del Toros charakteristischer Bildsprache überzeugt, lobt auch Deadline die Adaption. Kritiker Pete Hammond spricht von einer „faszinierenden Reflexion über Menschlichkeit“ und hebt neben Isaacs und Elordis herausragenden Leistungen die aufwendigen Produktionswerte hervor - für ihn ein potenzieller Oscar-Kandidat.
Demgegenüber zeigen sich andere Stimmen deutlich zurückhaltender: Die Times of London bezeichnet den Film als „stilistisch überzogen“ und kritisiert, dass Elordis Kreatur kaum Bedrohlichkeit ausstrahle. Variety lobt zwar die visuelle Pracht, bemängelt jedoch eine „überladene“ Erzählweise, die eher für Streaming als für die Kinoleinwand geeignet sei, während The Independent die starke Optik anerkennt, aber eine fehlende Tiefe sowie eine uneinheitliche Darstellung Isaacs bemängelt, und Elordis Kreatur eher als romantisch denn als furchteinflößend beschreibt.
Ab dem 7. November wird der Film auf Netflix verfügbar sein, nachdem er zuvor ab dem 17. Oktober für eine begrenzte Zeit in ausgewählten Kinos zu sehen sein wird, um die Oscar-Vorgaben der Academy of Motion Picture Arts and Sciences zu erfüllen. Diese schreiben vor, dass ein Film mindestens sieben Tage lang in qualifizierenden Kinos in bestimmten Städten gezeigt werden muss, darunter Los Angeles County, New York City, die San Francisco Bay Area, Chicago, Atlanta oder Washington, D.C. - und das noch vor Ablauf des hiesigen Kalenderjahres.
Ob del Toros Frankenstein letztendlich überzeugt, wird sich dann an den Reaktionen der Zuschauer zeigen und daran, wie stark sie von seiner visuellen Pracht und emotionalen Tiefe gefesselt werden.