++ Update vom 26.09.2019: In einem Interview mit AP Entertainment (unten via Twitter) meldet sich Todd Phillips zu Wort. Er findet es nicht fair, seinen Joker mit realer Gewalt in Verbindung zu bringen - schließlich sei es ein fiktiver Charakter in einer fiktiven Welt, den es seit 80 Jahren gebe. Auch versteht Phillips nicht, warum hier mit zweierlei Maß gemessen und ein Film wie John Wick - Kapitel 3, in dem ein Weißer 300 Leute killt, bejubelt wird, während sein eigener unter Beschuss gerät. Das ergebe für ihn keinen Sinn.
++ News vom 25.09.2019: So sehr Joker auch gefeiert wird, einige tun sich mit der von Todd Phillips gewählten Darstellung des Hauptcharakters und DC-Schurken (gespielt von Joaquin Phoenix) schwer. Es gibt Bedenken, der Film könnte zu sehr mit seinem Protagonisten sympathisieren und Zuschauer möglicherweise gar zur Gewaltausübung anstiften.
Solche Sorgen äußern auch fünf Familienangehörige von Opfern des Amoklaufs von Aurora, als am 20. Juli 2012 in einem Kino in Aurora, Colorado während der Mitternachts-Premiere von The Dark Knight Rises zwölf Menschen erschossen und viele weitere zum Teil schwer verletzt wurden. In einem offenen Brief an Warner Bros.-Chairwoman und -CEO Ann Sarnoff schildern sie, wie sehr es ihnen zu denken gab, als sie von Phillips’ Herangehensweise an den Charakter erfuhren.
Statt aber zu fordern, Joker nicht zu veröffentlichen, oder zu einem Boykott des Films aufzurufen, ersuchen sie das Studio lediglich, "seine große Plattform und seinen großen Einfluss zu nutzen, um sich ihnen bei ihrem Kampf anzuschließen, sicherere Gemeinschaften mit weniger Schusswaffen zu errichten". Die Antwort von Warner Bros. ließ nicht lange auf sich warten, in einem offiziellen Statement heißt es:
Waffengewalt sei in dieser Gesellschaft ein kritisches Problem, und man spreche allen Opfern und Familien, die von diesen Tragödien betroffen seien, das tiefste Mitgefühl aus. Warner Bros. unterstütze Gewaltopfer schon lange, einschließlich der von Aurora, und in den vergangenen Woche habe sich die Mutterfirma des Studios anderen Wirtschaftsführern angeschlossen, um an die politischen Entscheidungsträger zu appellieren, parteiübergreifende Gesetze zu erlassen, um diese Epidemie anzugehen. Gleichzeitig glaube man bei Warner Bros., dass eine der Funktionen des Geschichtenerzählens darin bestehe, schwierige Gespräche über komplexe Probleme zu provozieren. Man könne sich sicher sein: Weder der fiktionale Charakter Joker noch der Film selbst befürworte jegliche Gewalt in der realen Welt. Es sei nicht die Absicht des Films, der Filmemacher oder des Studios, diesen Charakter als Helden hinzustellen.
Writer-director Todd Phillips says it isn't fair to link his #JokerMovie to real-world violence: "It's a fictional character in a fictional world that's been around for 80 years." pic.twitter.com/NcT4d9fjOQ
— AP Entertainment (@APEntertainment) 24. September 2019