Die 85. Oscar-Verleihung ist Geschichte und nach einer Nacht ohne Schlaf sind wir jetzt etwas schlauer, was die Glücklichen und Unglücklichen angeht. Doch zuerst ein kurzes Wort zu: Seth McFarlane. Es mag nicht jeder Witz gezündet haben, doch der Drehbuchautor, Schauspieler und Sänger brachte frischen Wind in die über lange Strecken doch weiterhin recht angestaubte Veranstaltung. Allein sein "We saw your Boobs"-Song (weiter unten) war einen Lacher wert.
Was gab es sonst Spannendes? Die Witze waren wirklich etwas zügelloser und deftiger (das Wort Sex kam vor!) und die Avengers waren auf der Bühne, Downey Jr., Evans, Ruffalo, Renner und Jackson, die aber besser vor die Kamera gehören, wenn ihre Dialoge besser ankommen. McFarlane klatscht wie ein Bauer, Jessica Chastain sah heiß aus, aber die Farbe des Kleides war nix und Travolta hat wieder Haare, wirkt aber, als sei Sprechen eine Qual. Es wurde gefühlt zu viel gesungen (Chicago, Dreamgirls, Les Misérables), auch wenn Adele erneut bewies, was für eine grandiose Stimme sie hat (trotz der miesen Abmischung) und die großartige Barbra Streisand ehrte den verstorbenen Marvin Hamlisch mit "The Way we were", bei dem sich das Publikum austobte, das zuvor nicht klatschen durfte beim Gedenken an die verstorbenen Künstler. Die wirklich spannenden Kategorien ließen wieder auf sich warten, weil man sich von Seiten der Veranstalter dachte, ziehen wir die Show doch mal als verkapptes Musical auf.
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Apropos, die Verleihung gab es wirklich. Wer durfte sich freuen? Lincoln ging mit beeindruckenden 12 Nominierungen ins Rennen, gefolgt von Ang Lees Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger mit 11, wohingegen Silver Linings - Wenn Du mir, dann ich Dir mit 8 Preisen nach Hause gehen wollte. Theoretisch hätte sich nach 20 Minuten Christoph Waltz über das Buffet hermachen können, der als erster am Abend einen Oscar gewann und nach Inglourious Basterds die zweite höchste filmische Auszeichnung sein eigen nennen (wer der Meinung ist, die SAG-Awards & Co. wären bedeutender, sollte die Website wechseln). Anne Hathaway gewann verdient als Beste Nebendarstellerin in Les Misérables.
Wie zu erwarten räumte Adele mit "Skyfall" als Bestem Titelsong ab und Michael Hanekes Liebe, das als ausländischer Film ganze 5 Nominierungen erhielt, darunter auch in der Kategorie Bester Film, gewann schließlich den Oscar als Bester fremdsprachiger Film. Jennifer Lawrence stach Jessica Chastain und Naomi Watts als Beste Hauptdarstellerin aus, nach der Daniel Day-Lewis kurz darauf den Oscar als Bester Hauptdarsteller in Lincoln einheimste. Verdient. Sein dritter in einer Hauptrolle, der viel Humor seiner Laudatorin Meryl Streep gegenüber offenbarte.
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Dennoch war Spielbergs Film der große Verlierer des Abends, der zwar in dieser wichtigen Kategorie punktete, aber des Weiteren nur noch den Oscar für das Beste Szenenbild gewann. Auch Life of Pi, Les Misérables sowie Silver Linings gewannen trotz schöner Preise nur einen Bruchteil der Oscars, mit denen sie als Favoriten ins Rennen gegangen sind. Schaut man sich die Übersicht der Favoriten an, kommt man fast zu dem Schluss, dass jeder mal ran durfte und die Academy nur nicht anecken wollte. Absolut überrascht durften jedoch sicherlich die Macher von Argo gewesen sein, die sich gegen den Favoriten Lincoln in der Kategorie Bester Film durchsetzen konnten. In der Kategorie Bester Tonschnitt gab es sogar zwei Gewinner, Zero Dark Thirty und Skyfall.
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Natürlich war es wieder amüsant, die ganzen Stars gedrängt vor und auf der Bühne zu sehen, aber nicht durchweg sind gute Schauspieler auch gute Comedians. Alles in allem war die Verleihung zu Zeiten eines Hugh Jackman als Host oder sogar eines Billy Crystal deutlich flüssiger, die heute recht zäh wirkte. Jedenfalls wurden allzu ausufernde Dankesreden, wenn man auch dem letzten Caterer seine Sekunde Bekanntheit gönnen wollte, mit der enervierenden Melodie aus Der Weiße Hai abgewürgt - an dieser Stelle bewiesen die Macher ebenfalls Humor.
Alle Gewinner und Verlierer der 85. Academy Awards findet ihr in unserer Übersicht. Seid ihr enttäuscht oder haben eure Favoriten gewonnen?
Ich freu mich vor allem für Waltz, Tarantino, Hathaway und Adele! Natürlich auch für die anderen Gewinner - auch wenn ich statt Lawrence gern Naomi Watts den Goldjungen hätte gewinnen sehen. 
Desgleichen hab ich Life of Pi noch nicht gesehen, der ja ganz schön abgeräumt hat. Und für Merida freuts mich natürlich auch 
