Die um zwei Tage verlängerte Wartezeit auf den weiteren Verlauf unserer aktuellen Lieblingsserie ist endlich vorbei! Nach der brutalen Konfrontation im Finale der vorangegangenen Folge von The Last of Us setzen Ellie (Bella Ramsey) und Joel (Pedro Pascal) ihre Reise fort. Zwar konnten sie die Horde von Untoten und menschlicher Aggressoren körperlich unversehrt hinter sich lassen, doch in "Familie" (Originaltitel: "Kin") drohen einmal mehr alte Narben aufzureißen. Wie sich das ungleiche Duo in eisigen Gefilden zurechtfindet, möchten wir auf unserer weiteren Suche nach dem Licht klären.
Das Zauberwort lautet für diese Folge einmal mehr: "Entschleunigung". Wir haben im bisherigen Verlauf von The Last of Us gemerkt, dass Action- und Horrorelemente sehr dosiert eingesetzt werden. Demgegenüber ist die zwischenmenschliche Komponente der Videospiele deutlich betont ausgefallen. Durch den nuancierten Einsatz verschiedener Scharmützel mit unbekannten Menschen und infizierten Widersachern erhalten die jeweiligen Momente deutlich an Gewicht. Stets schwebt das Damoklesschwert des Todes über dem ungleichen Gespann, doch man weiß selten, aus welcher Ecke sich diese Klinge ankündigt.
Mit Folge 6 schenkt man dem Für und Wider verschiedener Perspektiven besondere Aufmerksamkeit und weiß gleichfalls die Nerven durch stilsicheren Spannungsaufbau trotzdem gehörig zu beanspruchen. Besonders werden in den knapp 56 Minuten unangenehme Fragen behandelt, die sich mit dem eigenen Vermächtnis und zu begleichender Schuld(-en) in einer moralisch wie kulturell verödeten Welt befassen. Erneut werden dabei der komplexen Beziehung von Ellie und Joel neue Seiten abverlangt, wobei die Frage nach ihrem weiteren Weg auf eine wahrhaftige Belastungsprobe gestellt wird, die man so in der Videospielvorlage The Last of Us Part I nicht ausbreitet.
Es ist keinesfalls als Zufall zu werten, dass diese The Last of Us-Episode das Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu gleichen Teilen als Lost Place und als Mikrokosmos einer im steten miteinander agierenden Wertegemeinschaft skizziert. Mehr als nur ein bisschen Western-Atmosphäre ist bei alledem freilich spürbar. Wenn sich Ellie und Joel am Lagerfeuer die müden Knochen zu einem Gespräch wärmen und bei Tag durch die schier unendliche Weite der Prärie reiten, dann weist das unabweisbar eine malerische Gestalt auf. Wie man hier das Lebensgefühl eines vergangenen und zugleich verloren scheinenden Amerikas in aller Melancholie zum Ausdruck bringt, verdient eine Menge Anerkennung, denn es wirkt bei aller Vertrautheit geradezu unpathetisch und unglamourös.
Wieder einmal lässt man es nicht bei zarten Anpassungen bewenden und so bekommt manche Figur aus der von Sony und Naughty Dog geschaffenen Reihe einige neue Charakterzüge spendiert, die sich jedoch auf organische Weise in das Universum der HBO-Serie einfügen und mit überzeugenden Leistungen des Casts zum Ausdruck gebracht werden. Bemerkenswert ist, dass manch unter der Oberfläche brodelnder Gedanke auch tatsächlich ausgesprochen wird, wodurch man dem Klischee künstlich aufgebauschter Konflikte entgegentritt.
Derweil sollten Menschen, die auch The Last of Us Part II gespielt haben, ganz genau hinschauen, welche vermeintlich (?) bekannten Figuren beiläufig ins Blickfeld geraten. Da man aufgrund des bahnbrechenden Erfolgs der Serie bereits Staffel 2 angekündigt hat, dürften sich derartige Aspekte auch auf den Plot der weiteren Episoden niederschlagen.
In der nächsten The Last of Us-Episode, "Left Behind", wird man einen Story-Abstecher in den gleichnamigen DLC des Videospiels unternehmen. Natürlich sind wir bereits gespannt darauf zu sehen, wie Storm Reed ihre Rolle als Riley meistert und inwiefern die Erzählung mit der Hauptgeschichte korrespondiert. Die lauernde Passage stellt eine der härtesten Erfahrungen des Videospiels in Aussicht. Einen kleinen Ausschnitt auf die Ereignisse von Folge 7 möchten wir euch selbstverständlich nicht vorenthalten: