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Source Code

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Source Code

"Source Code": Unsere Filmkritik

"Source Code": Unsere Filmkritik
9 Kommentare - Di, 31.05.2011 von Moviejones
Duncan Jones beweist auch mit "Source Code", dass ein guter Film kein exorbitantes Budget und viele Darsteller braucht.

Orientierungslos erwacht Captain Colter Stevens (Jake Gyllenhaal) in einem Personenzug im Körper eines Unbekannten. Eine hübsche Frau (Michelle Monaghan) sitzt ihm gegenüber und stellt sich als Christina vor. Doch Stevens ist das egal, er will nur wissen, was vor sich geht. Kurz darauf explodiert der Zug, alle Insassen sterben, bis auf Stevens, der kurze Zeit später allein in einer Kammer aufwacht. Eine Soldatin, die sich als Carol Goodwin (Vera Farmiga) vorstellt, teilt ihm mit, er gehöre zu einem streng geheimen Militärprojekt namens "Source Code": Dieses ermöglicht es einem Menschen, die letzten acht Minuten im Leben eines anderen Menschen zu durchleben. Colter Stevens' Auftrag ist es nun, in diesen zur Verfügung stehenden Minuten herauszufinden, wo die Bombe im Zug und wer der Bombenleger ist! Denn eines steht fest, gelingt ihm das nicht, steht das Schlimmste noch bevor, denn der Attentäter will im Laufe des Tages noch eine schmutzige Bombe mitten in einem bewohnten Gebiet zünden. Je öfter Colter Stevens in die Zeit zurückreist, desto näher kommt er dem Täter, aber auch einer schrecklichen Wahrheit - denn nicht alles, was Goodwin und Erfinder Rutledge (Jeffrey Wright) ihn glauben lassen, scheint auch der Wahrheit zu entsprechen...

Bereits mit seinem Debütfilm Moon bewies Regisseur Duncan Jones, dass auch heutzutage noch mit einem schmalen Budget und kleinem Cast große Filme gedreht werden können solange die Idee stimmt. Diesem Erfolgsrezept bleibt sich Jones auch bei Source Code treu. Zwar sieht man dem Film das moderat höhere Budget an, aber es rückt nicht in den Vordergrund. Erneut widmet sich Jones der Science Fiction, wenn auch dieses Mal sehr viel bodenständiger, die Atmosphäre vermittelt jedoch einen ähnlichen Eindruck wie in Moon. Natürlich mag man diesmal anmerken, dass sich Jones bei Source Code durch die Zeitreisethematik in einem gut bestückten Genre bewegt und Kennern werden Ähnlichkeiten zu anderen Filmen auffallen. Manchmal erinnerte uns Colter Stevens an Bill Murray in Und täglich grüßt das Murmeltier und auch ein 12 Monkeys ist nicht so abwegig. Doch Source Code ist kein Zeitreisefilm im klassischen Sinne, deswegen sind Ähnlichkeiten nebensächlich und Jones schafft es im Laufe des Films, etwas Eigenständiges zu erschaffen.

Je weiter die Story voranschreitet, desto mehr rückt die Suche nach dem Attentäter in den Hintergrund und als Zuschauer ist man stärker an der Wahrheit über Colter Stevens interessiert. Hier werden wieder Konzepte von Moon aufgegriffen: So wie dort Sam Rockwell die Erfahrung machen musste, dass nichts ist, wie es scheint, so hat auch Stevens einiges zu durchleiden. Oft steckt dahinter die Frage, ob das Bild, welches wir von uns selbst haben und durch unsere Umwelt vermittelt wird, überhaupt der Wahrheit entspricht. So eine Story kann natürlich nur durch eine gute Besetzung überzeugend vermittelt werden und hier zeigte Jones ebenfalls größtenteils ein glückliches Händchen. Auch wenn der Personenzug voll besetzt ist, konzentriert sich der Regisseur auch in Source Code auf einige besondere Figuren. Dass Jake Gyllenhaal schauspielern kann, hat er bereits in der Vergangenheit mehrfach bewiesen und so schafft er es auch hier, die Hauptrolle zu schultern. Mal energisch, mal zerbrechlich, aber nie aufgesetzt, mimt der Darsteller die Höhen und Tiefen von Colter Stevens. Michelle Monaghan bleibt da weitestgehend dezent im Hintergrund, jedoch im positiven Sinne. Die verschiedenen Reaktionen von Christina in den unterschiedlichen Zeitsträngen spielt sie souverän und - besonders wichtig -, die Chemie zwischen ihr und Gyllenhaal stimmt. Vera Farmiga ist als Goodwin zu Beginn schwer einzuschätzen, im Laufe des Films, wenn ihre Zweifel zunehmen, überzeugt auch sie. Leider kann dies nicht über Jeffrey Wright gesagt werden, der ein gravierender Schwachpunkt in der Besetzung ist, dessen Rutledge den ganzen Film zu aufgesetzt und eher störend auf den Zuschauer wirkt - dessen Leinwandzeit ist zum Glück aber auch begrenzt.

Mit etwas über 90 Minuten ist Source Code recht kurz geraten, aber dies ist sogar von Vorteil. Jones zieht den Film nicht unnötig in die Länge, streut regelmäßig Überraschungen ein und löst das Ende relativ logisch auf, ein Punkt, an dem viele Zeitreisefilme scheitern. Neben dem genannten Jeffrey Wright gibt es auch nur einen wirklichen Kritikpunkt an Source Code und diese Schwäche hat der Film mit Moon gemein: Zwar schafft es Jones, die Spannung konsequent auf hohem Niveau zu halten, aber er schafft auch keine wichtigen Ausreißer nach oben, denn es fehlt die Ausarbeitung eines echten finalen Aha-Moments. Sowohl Moon als auch Source Code bieten sich an, nicht nur das Weltbild des Protagonisten, sondern vor allem auch das des Zuschauers auf den Kopf zu stellen - doch statt eines wirklich intensiven Moments splittet Jones diesen auf und wirft die Auflösungen dem Zuschauer immer nur bröckchenweise vor die Füße. In Summation sind die daraus gewonnenen Erkenntnisse wirklich intensiv, als einzelne Teile des Puzzles aber oft nicht stark genug, um die Spannung konsequent zu steigern. Jones hat viele gute Ideen, nur bei der Vermittlung an den Zuschauer hapert es noch ein wenig. Trotzdem wächst hier ein Regietalent heran, welches man im Auge behalten sollte.

Trotz dieses finalen Abers erlebt der Zuschauer mit Source Code einen gelungen Kinoabend und die Mängel sind bestenfalls Jammern auf hohem Niveau. Kurzweilig erzählt mit einer kleinen, aber größtenteils überzeugenden Besetzung kann der Film definitiv punkten. Ein Film, der Erholung abseits der groß produzierten Blockbuster in diesem Jahr bietet, erhält von uns satte 4 von 5 Hüten und wir freuen uns auf die nächsten Filme von Duncan Jones.

Der Source Code Filmstart ist am 2. Juni.

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Quelle: Moviejones
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9 Kommentare
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BlackSwan : : Moviejones-Fan
17.05.2011 18:19 Uhr
0
Dabei seit: 05.02.11 | Posts: 0 | Reviews: 22 | Hüte: 57
Tolle Kritik - das läd zum Kinobesuch ein!! Wird vorgemerkt - ich fand Moon ja schon klasse - auch wenn das mit dem fehlenden großen Aha-Moment stimmt - aber auch die kleinen Überraschungen reichen mal - für einen neuen Film sollte er sich allerdings dann tatsächlich noch ein großes Aha überlegen ;) Damit er auch weiter über sich hinaus wächst - wäre ja fein, wenn hier ein neues Talent sich langsam heran entwickelt... bisher sieht es ja recht vielversprechend danach aus...
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Tim : : King of Pandora
13.05.2011 23:07 Uhr
0
Dabei seit: 06.10.08 | Posts: 3.037 | Reviews: 192 | Hüte: 85
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Fantom : : Moviejones-Fan
13.05.2011 21:20 Uhr
0
Dabei seit: 13.04.11 | Posts: 35 | Reviews: 0 | Hüte: 0
Was für eine Tolle Kritik, macht wirklich lust auf den Film trotz der wenigen negativ Argumente. 

Kann mir vielleicht jemand sagen wie viel der Film eingespielt hat in USA. 

Der Film flog völlig an mir vorbei, erst jetzt wurde ich durch euch aufmerksam gemacht, erwarte den Film schon. 

Danke
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Klopper : : Monster of the Eighties
12.05.2011 17:17 Uhr
0
Dabei seit: 03.01.11 | Posts: 135 | Reviews: 2 | Hüte: 0
Ich will jetzt nichts spoilern, aber die angesprochenen Paradoxa sind teil der Handlung und werden alle aufgelöst (soweit ich mich richtig erinnern kann). 
Captain Colter Stevens wacht immer in der selben Person auf, warum wird auch kurz angeschnitten. Und es geht - wie Nothlia bereits geschrieben hat - darum Informationen zu sammeln um einen weiteren Anschlag zu verhindern.
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patertom : : Fieser Fatalist
12.05.2011 15:35 Uhr
0
Dabei seit: 20.01.10 | Posts: 4.401 | Reviews: 95 | Hüte: 23
gute kritik.

ich freu mich schon den film anzuschauen, da er hier ja eine gute kritik bekommen hat und der trailer mich schon vor wochen überzeugt hat.
und nach jake gyllenhalls toller leistung in prince of persia ist der film sicherlich auch sehenswert.
(=0:
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Nothlia : : Man in Black
12.05.2011 13:13 Uhr
0
Dabei seit: 04.05.10 | Posts: 1.150 | Reviews: 54 | Hüte: 6
Tolle Kritik! Einer der Pflichtfilme aus meiner Sicht dieses Kinojahr.

Ja, die lieben Zeitparadoxi (?). Wenn ich das richtig verstanden habe, soll der Typ Informationen sammeln, um einen weiteren Anschlag (in der Zukunft, also auch von der Gegenwart aus gesehen) zu verhindern. Ob es dann doch möglich wird, in der Vergangenheit einzugreifen? Das ist dann wohl eine Frage, die auch unser Hauptprota aufwerfen wird, vermute ich mal ganz stark.
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movieProphet : : Sentinel Jones
12.05.2011 12:45 Uhr
0
Dabei seit: 24.06.10 | Posts: 860 | Reviews: 12 | Hüte: 10
@Ater: Die Gedanken bzgl "die letzten 8 Minuten" und "immer wieder das gleiche machen" hatte ich auch grad. Da zieh ich doch glatt meinen Hut wink

Klingt wirklich interessant. Wohl wieder eine Woche weniger, in der ich mal nicht im Kino bin :-D
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Ater : : Moviejones-Fan
12.05.2011 12:25 Uhr | Editiert am 12.05.2011 - 12:28 Uhr
0
Dabei seit: 09.12.10 | Posts: 663 | Reviews: 0 | Hüte: 44
Wenn ich das richtig verstanden habe, dann reist der Held in die Vergangenheit und kann für acht Minuten den Körper eines anderen Menschen übernehmen -  und zwar immer dieselben acht Minuten. Er hat also jeweils acht Minuten um das Problem - hier in Form einer Bombe - zu finden und zu lösen. Da das in einem Durchgang nicht zu machen ist, muss er das wohl immer und immer wieder wiederholen.
 
Ich frage mich jetzt aber - kommt der Held jedesmal in denselben Körper zurück - oder ändert sich das ständig? Wenn der Held in seinen acht Minuten etwas macht und verändert - bleibt diese Veränderung dann im nächsten Durchlauf? Das dürfte ja eigentlich nicht der Fall sein. Der Held sollte sich ja eigentlich nur Wissen aneignen können, das seine Handlungen von Durchgang zu Durchgang zeitlich verbessern sollte. Außerdem weiß der Zuschauer ja von Beginn an, dass der Held gar keinen Erfolg haben kann - wenn er es schaffen würde, die Bombe im Zug zu entschärfen, erlebt der Körper, den der Held übernimmt, ja nicht seine letzten acht Minuten - ergo kann der Held auch nicht zurückspringen und die Bombe entschärfen, was natürlich wieder zu der Explosion der Bombe führt und eine Zeitreise ermöglicht... verdammt... immer diese Paradoxa! 
 
Hört sich aber wirklich sehr spannend an!
§ 46A: Wenn während eines Gefechtes Nachrichten übertragen werden, sind verschlüsselte Nachrichten in jedem Fall untersagt.
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Klopper : : Monster of the Eighties
12.05.2011 10:51 Uhr
0
Dabei seit: 03.01.11 | Posts: 135 | Reviews: 2 | Hüte: 0
Super Kritik der ich wieder voll und ganz zustimmen muss. Hab den Film vor 6 Wochen in UK gesehn und fand ihn richtig gut.
Kinoempfehlung.
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