Bewertung: 3 / 5
Da sind sie wieder. Rabauke Marv (Mickey Rourke), der sich dieses Mal nicht nur mit einer Gruppe reicher Jungs rumärgern muss, die ein äußerst menschenverachtendes Hobby hat. Stripperin Nancy (Jessica Alba), die nach dem Ableben ihres Beschützers Hartigan (Bruce Willis) nur ein Ziel hat: Den Verantwortlichen zu töten. Und auch neue Gesichter wie Johnny (Joseph Gordon-Levitt), der sich beim Poker mit dem mächtigsten Mann von Sin City misst und trotz Können doch nur verlieren kann. Und nicht zuletzt Dwight McCarthy (Josh Brolin), der seiner großen Liebe Ava (Eva Green) über den Weg läuft, die tatsächlich "A dame to kill for" ist...
Was war es, fragen wir uns nach der Vorführung von Sin City 2 - A Dame to Kill For, das die US-Zuschauer in Scharen vergangenes Wochenende davon abgehalten hat, sich im Kino die Fortsetzung zum 2005-er Hit Sin City anzuschauen. Mit einem Einspielergebnis von gerade mal 6,32 Mio. Dollar (!) legte die einst heiß erwartete Fortsetzung einen dermaßen schlechten Start hin, dass es schmerzt. Und dafür muss man kein Fan von Frank Miller sein. Andererseits können wir auch nicht ganz nachvollziehen, wie es bei anderen Presseterminen zu begeisterten Ausrufen und Spontanapplaus kommen konnte. Dabei kann es sich nur um absolute Fanboys gehandelt haben, denn was 2005 einst richtig gut funktionierte, reißt heutzutage nicht mehr vom Hocker.
Trailer zu Sin City 2 - A Dame to Kill For
Dabei ist Sin City 2 - A Dame to Kill For wahrhaftig kein schlechter Film. Allein die Darstellerriege ist wiedermal ein Fest: Mickey Rourke, Jessica Alba, Josh Brolin, Joseph Gordon-Levitt, Bruce Willis, Eva Green, Powers Boothe, Dennis Haysbert, Ray Liotta und viele andere bringen Millers Kopfkino zum Leben und zeichnen das Bild einer Stadt, die unfassbar verkommen ist. Selten ist ein Schwarzweißfilm so konsequent darin, keine Schwarzweißzeichnung von Figuren zu präsentieren, denn keiner ist ein unbeschriebenes Blatt, keiner gehört zu den wirklich Guten, alle haben Ecken und Kanten - und manche sind maximal böse. Rodriguez ist erneut überaus konsequent, was den Gewaltgrad angeht und wo andere Filme in expliziten Szenen gerne wegdrehen, wird hier besonders genüsslich draufgehalten, wenn Köpfe rollen und Augen herausgerissen werden. Ein Fest also für alle Fans, die auf extrem brutale und politisch unkorrekte Filme stehen.
Aber die Luft ist raus, da helfen kein Marv, keine hüftenschwingende Nancy und vor allem nicht das bombastische Dekollete von Eva Green als Femme Fatale. Wo Teil 1 einst kreativ war und stilistisch überragend, springt Rodriguez Jahre später nur noch mal auf den fahrenden Zug auf und serviert - nichts Neues. Das machen andere auch nicht, aber er hätte es bei einem Film belassen sollen, der aufgrund seiner Originalität und rotzigen Art in die Filmgeschichte einging. In Sin City 2 - A Dame to Kill For fügen sich die Geschichten gefühlt nicht so harmonisch ineinander, hat man alles schon mal gesehen und hört Sinnsprüche, die aus einer Ratgeberschachtel stammen könnten.
Zudem nervt es irgendwann, während der 100 Minuten sexistische Klischees derart überzogen präsentiert zu bekommen. Frauen haben unter 30 und (halb)nackt zu sein und sind zum Retten da. Männer dürfen aussehen wie der letzte Barschläger, aber kriegen eh jede ins Bett, ob Nutte oder bloß willig, am Ende sind sie eh alle gleich. Dieses Klischee tropft nur so durch den Film, doch wo es in Sin City charmant-unverschämt war, zündet der feuchte Männertraum hier nicht mehr richtig. Allein Jessica Alba hätten wir gegen Ende gern noch länger tanzen sehen wollen... Sin City 2 - A Dame to Kill For wirkt durchweg überstilisiert, es wird teilweise sogar zu viel geredet und ist doch bloß mehr vom selben, nur macht der Inhalt nicht in dem Maße Spaß. Neue Geschichten machen noch keinen guten Film, doch wo der Stil des Originals begeisterte, steht er jetzt über dem Inhalt.
Wir können uns richtig vorstellen, wie Rodriguez in seiner ihm typischen Selbstzufriedenheit davon ausging, dass es ein regelrechter Selbstläufer sein dürfte. Was auch immer der wirkliche Grund war, neun Jahre vergehen zu lassen, die Entscheidung war falsch. Es wurde einfach zu lange gewartet, denn die Einzigartigkeit und das Aha-Erlebnis sind weg - und das macht Sin City 2 - A Dame to Kill For überflüssig. Selbst der 3D-Effekt hebt den Film auf keine andere Ebene, da können noch so viele grafisch reduzierte Glassplitter auf die Zuschauer einprasseln.
Sin City 2 - A Dame to Kill For ist für alle, die Teil 1 mochten und wahre Fans der Graphic Novel sind. Man wird unterhalten und kann sich noch mal richtig sattsehen an Brüsten und Gewalt, wo sonst viel zu viele Filme auf jüngere Zuschauer zugeschnitten sind. Dafür Daumen hoch, konsequenterweise.