Bewertung: 3.5 / 5
Kann eine Frau ihre Vergangenheit hinter sich lassen, die von einem Drama geprägt ist? Wie seinen Dämonen entfliehen, wenn ein schrecklicher Mehrfachmord dein Leben prägt und du einfach nicht neu anfangen kannst? Vor diesem Dilemma steht Charlize Theron in Dark Places, in dem sie eine verzweifelte junge Frau spielt, die immer und immer wieder von der Vergangenheit eingeholt wird.
Libby Day (Theron) musste als kleines Mädchen im Jahr 1985 miterleben, wie ihre Mutter (Christina Hendricks) und ihre beiden Schwestern brutal ermordet wurden. Libby war sich sicher, dass ihr Bruder Ben (Tye Sheridan) verantwortlich war und brachte ihn mit dieser Aussage hinter Gitter. Das Massaker wurde zu einem medialen Phänomen und selbst 28 Jahre nach der Bluttat kann Libby keinen Abstand gewinnen. Als eine Gruppe von nahezu besessenen Hobbydetektiven sie kontaktiert, die versuchen, einstige Verbrechen aufzuklären, entschließt sich Libby, sich ein letztes Mal mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen - und die Frage zuzulassen, ob Ben tatsächlich der Täter ist...
Trailer zu Dark Places
Wir sind mit einer völlig falschen Erwartung in diesen Film gegangen, weil wir uns unbewusst wohl vom Poster zu Let Me In aus dem Jahr 2011 verwirren ließen und eine Geschichte mit Untoten erwarteten. Nichts da! Dark Places präsentiert ein spannendes Psychodrama mit einer tollen Charlize Theron und einer noch tolleren Christina Hendricks. Dabei erwartet einen kein lauter Film, sondern ein persönliches, tief erschütterndes Drama, in dem eine Familie nahezu ausgelöscht wird und tiefe Spuren bei den Überlebenden - Libby und ihrem Bruder Ben - hinterlässt. Oder wie er treffend im Gespräch mit seiner Schwester gegen Ende des Films sagt: "Du bist ebenso gefangen wie ich.".
Charlize Theron (Monster, Young Adult) spielt, wie man es von ihr gewohnt ist, und stellt sowohl die starken als auch verletzlichen Facetten ihrer Rolle überzeugend heraus. Man spürt, wie Libby selbst als Frau Ende Dreißig ohne festen Halt von Gelegenheit zu Gelegenheit rudert, in sich gekehrt unnahbar und gleichzeitig stolz wirkt und dabei eigentlich nur ihre innere Erschöpfung vergessen will. Ihr begegnet eines Tages Lyle (Nicholas Hoult, Warm Bodies), der mit ihr den Fall aufklären will, weil viele Details gegen Bens Schuld sprechen. Mitunter wirken seine Szenen ein bisschen reinkonstruiert und auch die "Erleuchtung" kommt zwar nicht aus dem Nichts, wirkt aber nicht ganz so harmonisch. Erwähnenswert ist auch Sweetie Chloë Grace Moretz (Carrie), die in Dark Places so gar nicht unschuldig wirkt. Wer so schön lasziv-gerissen und gleichzeitig unschuldig gucken kann, hat es faustdick hinter den Ohren. Besonders ergreifend spielt jedoch Christina Hendricks (Mad Men) die verlassene Ehefrau und Mutter von vier Kindern. Sie wirkt so zerbrechlich und aufopfernd und ist bei aller Zurückhaltung der starke Star des Films.
Nein, Dark Places ist kein Drama, das auf Filmfestivals hochgelobt werden würde, aber die sich stets abwechselnden dramatischen und ruhigen Momente ergeben mit den eingestreuten Rückblenden einen wirklich guten Film, der berührt. Und die Spannung in keiner Weise außer Acht lässt. Dabei wird auch das Thema Satanismus - angeblich von vielen Teenies in den 80ern für sich entdeckt - als Aufhänger durchgespielt, das es schafft, den Zuschauer ausreichend zu verwirren - und ob der Faszination auch staunend und zugleich ein bisschen hilflos sich überlässt.
Sofern Dark Places auch bei uns in Deutschland in die Kinos kommen sollte, können wir den Film absolut guten Gewissens empfehlen. Für uns ist er überdurchschnittlich hinsichtlich Spannung und Unterhaltung, der zwar das Rad nicht neu erfindet, aber doch zumindest zu überraschen weiß.