Bewertung: 3.5 / 5
Küchenchef Carl Casper (Jon Favreau) ist sozusagen der Star eines bekannten französischen Restaurants in Los Angeles. Kein Entrecôte, kein Moelleux au Chocolat, das ihm nicht gelingt. Als sich eines Abends der einflussreiche Restaurantkritiker Ramsey Michel (Oliver Platt) ankündigt, möchte Carl seinem Gast ganz neue Geschmackswelten eröffnen - nur sieht das sein Chef Riva (Dustin Hoffman) ganz anders. Der nötigt Carl, das bewährte Menü zu kredenzen und so kommt es wie es kommen muss: Ein Verriss, der sich gewaschen hat. Von seinem zehnjährigen Sohn Percy (Emjay Anthony) erfährt Carl zu seinem Leidwesen, dass sich die vernichtende Botschaft zudem in Windeseile per Twitter verbreitet hat, doch eine Chance, die Scharte auszuwetzen, bekommt er nicht. Plötzlich steht Carl ohne Job da und aus der Not eine Tugend machend, besinnt er sich auf seine Wurzeln - mit einem Foot-Truck!
Bevor ihr mit dem Gedanken spielt, euch Kiss the Cook - So schmeckt das Leben anzusehen, möchten wir euch warnen: Geht um Himmelswillen nicht hungrig in diesen Film! Wir sind um eine Lehre reicher und möchten Regisseur und Hauptdarsteller Jon Favreau danken, dass er uns diesen wahrhaftigen Feeldgood-Movie beschert hat. Nein, Kiss the Cook ist sicherlich keiner dieser intelligenten Filme, mit denen sich das Feuilleton schmückt und erfindet auch nicht die Küche neu, aber man erlebt zwei wohlige Stunden im Kinosessel und freut sich mit über jeden kleinen Fortschritt, den Carl macht.
Trailer zu Kiss the Cook - So schmeckt das Leben
Dabei haben wir uns ertappt, dass wir Jon Favreau in seiner Rolle wirklich überzeugend fanden. Nicht nur macht er in der Küche beim Hacken, Pürieren, Tranchieren und Kochen (für unser Laienauge) seine Sache echt gut, auch schauspielerisch wirkt er nicht so blass wie in manch anderer Rolle. Als Happy Hogan bei Iron Man kennen wir ihn, aber da ist seine Rolle überschaubar - hier muss er einen ganzen Film in der Hauptrolle wuppen und das macht er überraschend gut. Auch seine Körperfülle unterstreicht die Rolle, mit der er regelrecht verwachsen zu sein scheint. An seiner Seite erleben wir Sofia Vergara als Ex-Ehefrau, die so spielt, wie man sie kennt, als heiße Latina, die direkt dem Set von Modern Family entsprungen sein könnte. Mit der Besetzung von kleinen Nebenrollen durch Scarlett Johansson und Robert Downey Jr. lässt Favreau seine guten Bande zur Avengers-Garde spielen und erhöht damit auch den Sexyness- und Witzfaktor des Films. Zudem bewiesen die Macher eine gute Hand, was die Besetzung des Percy angeht. Mit Emjay Anthony wurde ein sympathischer Junge gefunden, der dem Zuschauer nicht auf die Nerven geht und seinen Vater rechtzeitig auf den Boden der virtuellen Tatsachen holt.
Apropos Twitter. Es wird schnell klar, dass die Betreiber des Portals sicher nicht nur lieb geschaut haben, um eine derart wichtige Rolle in Kiss the Cook - So schmeckt das Leben zugesprochen zu bekommen. Aber dem Nachrichtendienst steht in den USA eine ganz andere Bedeutung zu als in unseren Breiten und so ist es nicht verwunderlich, dass uns der Film dieses überaus relevante interaktive Multitasking-Bild präsentiert. Kann bisweilen ein bisschen nerven, aber dennoch freut man sich mit Carl, der später die Möglichkeiten erkennt und nutzt. Und über die Selbstverständlichkeit staunt, mit der Percy noch ganz andere Sachen anstellt.
Wir könnten noch viel mehr über Kiss the Cook - So schmeckt das Leben schreiben, aber im Grunde ist alles gesagt. Zwar wirkt Favreaus neuer Film ziemlich lang (und ist es gar nicht wirklich) und auch das Finale garniert mal wieder den typischen Hollywood-Kitsch, aber der Film macht einfach Spaß und bietet eine tolle musikalische Untermalung mit bekannten Songs. Wer zudem Miami, New Orleans oder andere Ecken in den USA kennt, die dieser kulinarische Road-Trip kredenzt, wird sich gut aufgehoben fühlen. Wir konnten uns jedenfalls nach unserem mehrwöchigen USA-Trip ein Grinsen nicht verkneifen, als uns Kiss the Cook erneut an Orte unserer Reise entführt hat. Ein spaßiger Film mit überzeugenden Darstellern, der so manchem Kochmuffel den Weg in die Küche erleichtern dürfte - oder ins nächste Restaurant.
