Bewertung: 4 / 5
Nach der Kritik von MJ betrat ich heute vorsichtig den Kinosaal. Mit der Lehre im Gedächtnis, mir nicht noch einmal einen Kinobesuch im Voraus zu vermiesen, hatte ich mir den letzten Trailer gar nicht erst angeschaut. Und etliche Kommentare bestätigten meine Angst, dass diese letzte Vorschau alle elementaren Szenen vorweg nehmen könnte.
Nun nach dem zweistündigen Spektakel fällt es schwer, eine Rezension zu verfassen, nicht zur Kritik der Kritik mutiert. Weil im Vorfeld aber schon so viel über den Inhalt gesprochen wurde, möchte ich genau hier ansetzen:
Trailer zu Kong - Skull Island
Ich kann die Grundpfeiler der MJ-Rezension gut nachvollziehen, sehe diese aber deutlich weniger gewichtig. So trifft es meines Erachtens keineswegs zu, dass man, nachdem sich die Kinotüre hinter einem schließt, bereits vergessen hat, was man soeben sah. Besonders das Szenenbild ist sehr einprägsam - die (Kaiju-)Kampfsequenzen (die im Vergleich zum Vorgänger "Godzilla" doch etwas kurz ausfallen, besonders jene mit dem Riesenkraken) stehen jenen von "Pacific Rim" kaum nach. Und der Film hat natürlich sehr wohl eine, dem Genre entsprechende, gefällige Handlung zu bieten. Dass nun dabei das Sein und das Universum nicht hochphilosophisch in Frage gestellt werden, war absehbar.
Die Charaktere sind sehr oberflächlich und einstweilen auch stereotyp gezeichnet. Und es stimmt, dass man kaum in die Lage versetzt wird, sich mit Einzelpersonen zu identifizieren. Dies hat aber einen guten Grund: Die Figuren werden im Handlungsverlauf in zwei Gruppen à 5-10 Leute geteilt, wobei der Film dem Zuschauer ganz klare Pisten liefert, mit welcher Gruppe Eindringlinge er sich im Geiste verbünden soll. Ein zweiter Grund ist zudem, dass Kong logischerweise selbst den Hauptcharakter darstellt, auch wenn dieser nicht unentwegt im Fokus der Kamera steht. Gerade gen Schluss fiebert man doch eher mit dem Monster als mit den Menschen. (Gerade als Kaiju-Fan.) Die Figuren können also deswegen undeveloppiert wirken, weil die Handlung auf tiefgründige Protagonisten verzichten kann (auch wenn ich zugeben muss, dass die Autoren auf dieses Recht nicht hätten pochen müssen und ein wenig mehr Hintergrundwissen sehr interessant gewesen wäre).
Man sollte den Film wohl am besten als das betrachten was er ist: Als Einzelteil eines größeren Geflechts. Denn zu keinem Zeitpunkt wird der Streifen dem Anspruch gerecht, als eigenständiges Werk in Anschein genommen zu werden. Dies war jedoch von Vornherein klar und dessen kann und sollte sich der Kinogänger bewusst sein.
Einige weitere Macken blieben jedoch auch mir nicht unauffällig: Zu oft kommt es zu Ungereimtheiten, die zwar den Verlauf des Films antreiben sollen, sich jedoch der menschlichen Logik zu Wehr setzen. Gerade in Anbetracht der infrastrukturellen Möglichkeiten eines kleinen "Stammes" auf einer Südpazifik-Insel müsste man den Kopf schütteln.
Und auch die mitunter sehr gezwungen wirkenden, humorvollen Einlagen sind gänzlich Fehl am Platz. So weiß der Film zwischen (zu meiner Verwunderung doch fast schon heftigen) Schockelementen und Witz nicht immer ganz, wo die klare Linie bleibt.
Zu guter Letzt die Post-Credit-Szene: Nachdem was ich links und rechts aufgeschnappt hatte, (obwohl ich alles daran gesetzt hatte, so wenig zu hören und zu sehen wie möglich) waren meine Erwartungen kaum zu erfüllen. Und sie wurden es auch nicht. Ich verweise nochmals ausdrücklich auf den nachstehenden SPOILER: Es gibt keinen Rodan, keine Mothra und keinen King Ghidorah zu sehen! Es handelt sich lediglich um Zeichnungen besagter legendären Monster.
Fazit: Der Film ist einer der besseren Kaiju-Filme. Eine nicht zu hoch gesetzte Erwartungshaltung kann durchaus belohnt werden. Wir sehen uns hier keinen tiefgründigen Independent-Film an, sondern ein Zwischenglied auf dem langen Weg hin zum Kampf des Jahrhunderts von Hollywood. Jedoch habe ich meine Zweifel, dass der Film ein Kassenschlager wird. Der Kinosaal hier in Luxemburg war nur dürftig gefüllt.
Die letzte Frage die sich unweigerlich aufdrängt: Ich persönlich fand "Godzilla" besser. Und ein Verlgeich mit dem 33er Original braucht man gar nicht erst ziehen zu wollen. Dies wäre unrespektvoll, beiden Filmen gegenüber.