Bewertung: 3.5 / 5
Beetlejuice Beetlejuice ist ein ungewöhnlicher Film in diesen Zeiten. Auf den ersten Blick ist dies erneut einer von diesen vielen Versuchen, in denen ein Schauspieler oder ein Regisseur (oder beide wie in diesem Fall) zurück zu ihren Wurzeln gehen, um mit einer Fortsetzung zu einem bekannten und beliebten Film (nicht selten wie hier aus den 80ern) an alte Erfolge anzuknüpfen. Und wie bei vielen Filmen dieser Art kehrt auch hier so manch weiteres bekanntes Gesicht zurück, während gleichzeitig eine neue Generation eingeführt wird. Der Begriff, der bei solchen Fortsetzungen oft verwendet wird, ist Legacy-Sequel. Doch warum Beetlejuice Beetlejuice anders ist und dieser Begriff hier keine Anwendung finden sollte, erklären wir im Folgenden.
Beetlejuice Beetlejuice Kritik
Nach einer unerwarteten Familientragödie kehren drei Generationen der Familie Deetz nach Winter River zurück. Das Leben von Lydia, die noch immer von Beetlejuice heimgesucht wird, gerät völlig aus den Fugen, als ihre rebellische Teenager-Tochter Astrid das rätselhafte Modell der Stadt auf dem Dachboden entdeckt und das Tor zur Welt der Toten unbeabsichtigt geöffnet wird. Sowohl im Diesseits als auch im Jenseits braut sich schnell Unheil zusammen und es ist nur eine Frage der Zeit, bis jemand den Namen Beetlejuice dreimal ausspricht und der schelmische Dämon zurückkehrt, um seine ganz eigene Art von Chaos zu verbreiten.
Trailer zu Beetlejuice Beetlejuice
Der erste Teil Beetlejuice erschien im Herbst 1988 und war die erste Zusammenarbeit zwischen Regisseur Tim Burton und seinem Batman Michael Keaton. Der Film genießt heute Kultstatus und gehört zu den vielen Klassikern der 80er Jahre, die bis heute große Beliebtheit genießen. Dass der Film eine Fortsetzung erhält, ist nicht wirklich überraschend. Dass es jedoch 36 Jahre gedauert hat, schon ein wenig.
So erscheint Beetlejuice Beetlejuice in einer Zeit, in der nicht selten versucht wird, eine beliebte Marke von einst neu zu beleben, Stichwort: Legacy-Sequel. Doch handelt es sich hierbei um solch ein Projekt? Tatsächlich nicht so wirklich, zu unserer großen Überraschung. Ja, oberflächlich werden hier viele Punkte abgehakt, die ein Legacy-Sequel ausmachen, doch der wichtigste eben nicht: Nostalgie bzw. Wiederholung.
Um fair zu sein, hat es natürlich etwas Nostalgisches, Keaton erneut in der Rolle zu sehen. Aber der zweite Teil macht eben nicht den Fehler, den viele Filme dieser Art begehen, indem sie schlicht wiederholen, was bekannt und beliebt ist oder was zuvor bereits funktioniert hat. Ja, wir gehen zurück ins bekannte Haus aus dem ersten Teil, aber dies hat hier einen guten Grund und wird durch die Story erklärt. Abseits dessen ist dies tatsächlich eine neue Geschichte. Wir bekommen keine Zitate aus dem ersten Teil um die Ohren geschlagen und es werden auch keine bekannten Szenen rekreiert.
Dabei gelingt dem Film zudem der Balanceakt, sowohl Fans des Vorgängers anzusprechen als auch Menschen, die den ersten Teil gar nicht kennen. Vorkenntnisse sind für Beetlejuice Beetlejuice nicht zwingend erforderlich. Dies hat einen Grund, den wir unbedingt positiv hervorheben wollen: Beetlejuice Beetlejuice ist im besten Sinne ein richtig altmodischer Film, wie sie heute eigentlich gar nicht mehr gemacht werden.
Hier müssen wir jetzt mehrere Punkte ansprechen, um dies zu verdeutlichen. Zum einen ist der Film mit 104 Minuten für heutige Verhältnisse verdammt kurz. Ein Grund für die Kürze: Der Film verschwendet nicht, wie viele heutige Filme, Unmengen an Zeit, um uns die Charaktere umständlich vorzustellen. Er geht hier den klassischen und viel effektiveren Weg: Er zeigt sie uns einfach. Selbst Leute, die den ersten Teil nicht kennen, brauchen nur wenige Minuten, um herauszufinden, wer diese Figuren sind und was sie ausmachen. Nach spätestens zehn Minuten im Film ist jedem Zuschauer alles über die Figuren und diese Welt klar. Marvel braucht dafür in der Regel zwei Stunden.
Dass dies ein altmodischer Film ist, wird einem direkt zu Beginn klargemacht, denn wir bekommen hier etwas, was wir für ausgestorben hielten: Opening Credits! Ganz klassisch. Wir hören den Score des Films, fliegen minutenlang mit der Kamera über eine Stadt hinweg und durch Straßen hindurch, während die Credits eingeblendet werden, ehe wir bei der Hauptfigur landen und der Film beginnt.
Auch das Tempo des Films kommt sehr klassisch daher. Der Aufbau ist ruhig und es dauert ein wenig, bis alles etwas Fahrt aufnimmt. Auch der Titelcharakter darf erst nach der Hälfte des Films so richtig loslegen. In gewisser Weise bietet der Film zumindest also handwerklich dann doch ganz viel Nostalgie auf. Für Filmliebhaber, die mit Freude an die früheren Tage zurückdenken, dürfte dies ein Genuss sein, wenngleich auch hier man sich erst wieder daran gewöhnen muss. Gespannt darf man jedoch sein, wie die heutige TikTok-Generation auf so einen Film reagiert. Für jüngere Menschen könnte dies alles zu langsam und zu langweilig sein.
Neben den tollen Sets und den ebenfalls tollen praktischen Effekten ist der ganz große Pluspunkt von Beetlejuice Beetlejuice der Cast. Man spürt einfach, dass Michael Keaton es liebt, diese Rolle zu spielen. Doch auch der Rest geht voll in ihren Rollen auf. Catherine O’Hara stiehlt fast jede Szene, in der sie drin ist, und sie ist in vielen Szenen drin. Willem Dafoe hat vergleichsweise nur eine kleine Rolle, aus dieser holt er aber alles heraus. Und Winona Ryder schafft es wunderbar, zum einen noch dieselbe Lydia zu spielen, wie man sie aus dem ersten Teil her kennt, und gleichzeitig eine glaubhafte Weiterentwicklung dieser Figur zu sein. Auch Jenna Ortega macht ihre Sache gut und sie ist tatsächlich eine passende Ergänzung zum Cast aus dem ersten Teil.
Einzig mit Monica Bellucci hatten wir unsere Probleme, was jedoch nicht ihre Schuld ist. Ihre Figur ist einfach der große Schwachpunkt des Films. Weder bekommt sie wirklich etwas zu tun, noch war ihre Rolle am Ende wirklich brauchbar. Obwohl sie ein zentrales Element sein sollte, würde der Film größtenteils komplett ohne sie genauso gut funktionieren. Zudem ist sie Teil der optisch schlechtesten Szene, da hier sichtbar CGI-Effekte zum Einsatz kamen. Was sich zudem mit dem kompletten Rest des Films beißt, der, wie bereits erwähnt, fast ausschließlich auf praktische Effekte setzt. Fast alles, was mit ihrer Rolle zu tun hat, sind die Dinge im Film, die nicht wirklich funktionieren wollen.
Dadurch, dass der Film sich eben nicht auf altbekanntes besinnt, sondern neue Wege beschreitet, liefert er auch die ein oder andere tolle originelle Idee. Doch hierzu wollen wir nicht mehr sagen, auch wenn wir gerne würden, da wir euch diese schlicht nicht spoilern wollen. Wobei zumindest eine Sache wollen wir ein wenig anteasen: Es ist erstaunlich, wie gut man einen Darsteller in einen Film einbauen kann, ohne den Darsteller selbst zu verwenden.
Wenngleich dies alles jetzt sehr positiv klingt, so sind wir nicht mit einem breiten Grinsen aus dem Kino gegangen. Auch wenn die Fortsetzung versucht, neue Wege zu gehen, so kann sie natürlich nicht dieselbe Originalität besitzen wie der Vorgänger. Die Story reißt ebenfalls keine Bäume aus und es passiert vermutlich weniger, als die meisten sich erhoffen würden. Sobald der Abspann läuft, fragt man sich "Wie, das war es schon?" Leider hat es der Film auch kaum geschafft, uns zum Lachen zu bringen. Mitunter lag dies vielleicht auch daran, dass viele auch unterhaltsame Szenen bereits durch die diversen Trailer bekannt waren. Zum Gruseln ist hier auch nicht wirklich etwas. Generell hat der zweite Teil, vor allem im Vergleich zum ersten, einen wesentlich fröhlicheren Ton. Der ganze Film ist fast wie eine Party, während der erste eher einer unheimlichen Séance glich. Diesen Punkt wollen wir jedoch nicht kritisch sehen, da dies eher ein Punkt ist, der ihm ein eigenständiges Feeling verleiht.
Fazit
Eine Fortsetzung nach über 30 Jahren, die das Original nicht zu kopieren versucht, sondern tatsächlich eigene Wege geht. Keine bekannten Zitate, keine nachgestellten Szenen. Allein dafür muss man Tim Burton loben! Er schafft es hier, zu alter Stärke zurückzufinden, wenngleich er sich gerne noch mehr in diese typisch humorvoll dunkle Burton-Ecke hätte wagen können. So bleibt dies alles hier etwas handzahm im Vergleich zu seinen vor allem früheren Werken.
Beetlejuice Beetlejuice ist ein gelungenes Sequel, welches vor allem durch den toll aufspielenden Cast viel Freude verbreitet. Zudem ein Film, der auf viele klassische Elemente setzt und sich so wie ein Produkt aus einer längst vergessenen Zeit anfühlt. Man möchte fast behaupten, der Film selbst ist ein wiederauferstandener Toter, ein altes Relikt in einer modernen Zeit, wo viele ihn vielleicht nicht mehr verstehen werden. Diejenigen, die es jedoch tun, werden sich wieder jung fühlen.