Bewertung: 2.5 / 5
Borderlands ist ein gutes Beispiel, wie eine Videospieladaption im Jahr 2024 nicht mehr sein sollte. Beim Versuch einen Film für alle Zuschauer zu machen, verprellt man Spieler wie neue Zuschauergruppen gleichermaßen mit einem austauschbaren Film, der die falschen Akzente setzt, falsch seine Figuren besetzt und dazu über weite Strecken unlustig ist. Zwar ziehen sich die 102 Minuten nicht wie Kaugummi und der Erzählfluss ist solide, aber Charakterentwicklung, Motivationen oder so etwas wie Spannung, sucht man leider auch vergebens. Bei so vielen guten Spielen dort draußen, die alle eine Adaption verdienen, gehört die Marke Borderlands ganz sicher nicht dazu!
Borderlands Kritik
Eigentlich hat Kopfgeldjägerin Lilith (Cate Blanchett) ihre besten Jahre bereits hinter sich und auch von dem Job mehr oder minder die Nase voll, als ihr aber der Chef der Waffenfirma Atlas (Edgar Ramírez) eine gewaltige Summe Geld anbietet, um nach dessen Tochter Tiny Tina (Ariana Greenblatt) zu suchen, kann sie schlecht nein sagen. Auch nicht, wenn es sie auf den abgefucktesten Planeten des Universums, dem Drecksloch Pandora verschlägt. Da wurde Lilith geboren und wollte nie wieder zurück, denn der Planet lockt seit jeher Glücksritter an, die nach einer sagenumwobenen Kammer suchen, in der mächtige Artefakte eine längst untergegangenen außerirdischen Spezies schlummern sollen. Und auch wenn Lilith das alles nicht wollte, stolpert sie bei der Suche nach Tiny Tina mitten rein in dieses Kammersuchdingens.
Trailer zu Borderlands
Nachdem Borderlands bereits in der vergangenen Woche in den USA startete und vernichtende Kritiken von Kritikern und Zuschauern erhalten hatte, rechneten wir bereits mit dem Schlimmsten. Hier aber erst mal eine Entwarnung, denn ein Totalausfall ist Borderlands auf keinen Fall geworden, er ist flott inszeniert und man kann kurze 102 Minuten damit totschlagen. Damit ist alles Positive an dem Film aber auch schon zusammengefasst, denn dieser Film ist nach vielen guten Beispielen der letzten Jahre wieder ein Beispiel dafür, wie man Videospieleverfilmungen normalerweise nicht machen sollte.
Wie so oft bei dieser Art von Umsetzung ist nicht klar, für welche Zielgruppe der Film eigentlich gedacht ist. Ungeachtet dessen, dass die Marke Borderlands eigentlich völlig ungeeignet ist für eine Umsetzung, denn der spielerische Fokus richtet sich nicht danach, möglichst spannende Geschichten zu erzählen, sondern einfach nur viel zu ballern, verrückte Figuren zu treffen und dabei eine Bazillion an Waffen zu testen. All dies lässt sich in einem Film nur schwerlich unterbringen und wenn man es versucht, muss die Zielgruppe klar sein. Entweder die Spieler, oder die Zuschauer, die nichts mit den Spielen am Hut haben.
Für die Normalos da draußen, die nichts mit Borderlands bisher zu tun hatten, müssen die inneren Werte stimmen. Die Handlung muss sitzen, die Figuren gut rüberkommen, das World-Building plausibel sein und einfach ein guter Film/Serie dabei entstehen. Wie dies funktioniert, haben The Last of Us und eben auch kürzlich Fallout gezeigt. Hier liegt dann auch eines der Kernprobleme, so würde es im Spielekosmos ein Borderlands sicherlich nicht ohne ein Fallout geben und wenn ein normaler Zuschauer eine abgedrehte postapokalyptische Zukunft mit Monstern und schrägen Typen sehen will, wurde er genau mit dieser Adaption kürzlich perfekt bedient und Furiosa - A Mad Max Saga hat sogar die farbenfrohe Endzeit noch einmal abgedeckt. Borderlands hingegen ist als Film bunt, schrill, oft nervig und der Zuschauer fragt sich ständig, wieso eigentlich? Charakterentwicklung und World-Building wurden vollkommen ignoriert, der Film wirkt auf jene Zuschauer wie ein Guardians of the Galaxy nur unlustig und das ein Deadpool & Wolverine aktuell genau die gleiche Zielgruppe an Zuschauern bedient, hilft Borderlands auch nicht wirklich.
Kenner der Spiele haben hingegen ganz andere Sachen an Borderlands auszusetzen. So wirken die aus den Spielen übernommenen Elemente ziemlich wahllos und werden nach Lust und Laune geändert, ohne das es einem Spieler plausibel erscheint. Tiny Tina, ein Meilenstein in den Spielen, verkommt im Film zu einer recht langweiligen Göre, die zwar ein wenig mit Bomben spielt, aber sonst nichts mit der völlig durchgeknallten Irren zu tun hat. Cate Blanchett wurde als Lilith optisch gut gecastet, ist aber für die Rolle viel zu alt. Roland mit Kevin Hart zu besetzen ist mutig, aber wie eigentlich alle Rollen im Film, eine völlige Fehlbesetzung. Warum man sich überhaupt auf diese Figuren konzentriert, ein Rätsel, denn sie sind nicht der Kern der Borderlands-Spiele. Das man diesen Figuren mit dem Atlas-Chef einen völlig langweiligen Gegenpart entgegensetzt, wo man mit Handsome Jack & Co wirklich gute Figuren hatte, ebenfalls ein größeres Mysterium, als die Kammer selbst.
Und dann ist da noch Claptrap, gerade im ersten und zweiten Teil der Reihe ein Garant für Witze oder hochgradige Nervigkeit. Dass man im Deutschen nicht seine bekannte Stimme nimmt, schlimm genug, aber ihn dann so umzusetzen, dass von dieser Gratwanderung zwischen Slapstick, Humor und Nervigkeit nur letztere Eigenschaft übrig bleibt, ist schon erschreckend. Wo ist überhaupt der Gewaltgrad in Borderlands? Die Spiele lebten von ihrer anarchischen Note mit überzogener Gewalt: Mad Max in bunt. Man merkt dem Film an, dass er anders gedreht wurde und das ist wohl auch der Grund, warum man einst Eli Roth holte. Aber von dessen Handschrift ist nicht viel geblieben, bei dem Versuch, Borderlands für ein jüngeres Publikum zu machen.
In dieser Form könnten wir noch eine Weile weitermachen, aber die Botschaft ist sicherlich klar. Borderlands ist eine Adaption, die nicht verstanden hat, worum es in der Vorlage geht. Mit falschen Designentscheidungen kombiniert, den falschen Darstellern besetzt und mit einer banalen Story gewürzt, ist das Ergebnis irgendwie unbefriedigend. Der Filmfluss stimmt ansonsten, die Trickeffekte sind solide und es gibt auch schlechtere Filme, nur sollte das wohl nicht der Maßstab sein, an dem man sich misst.