
Bewertung: 3 / 5
Schon wieder sind zwei Jahre um und blicken wir auf den neuesten Teil einer recht unterhaltsamen Action-Horror-Reihe, die im Jahr 2013 ihren Anfang nahm. Apropos Anfang, in The First Purge erfahren wir nun endlich, wie es überhaupt zum ersten Purge-Ausnahmezustand kam und wie alles begann. Eine solide Fortsetzung gepaart mit Blut- und Kampfszenen, das erfreut das Fanherz. So ganz an die Vorgänger, speziell Teil 1 mit seiner frischen Story und dem etwas tiefgründigeren letzten Teil, kommt der nunmehr vierte Teil nicht ran, aber mehr kann und möchte man offenbar aus der Story nicht rausholen.
The First Purge Kritik
In The First Purge erfahren wir, wie aus einem lokal begrenzten Experiment eine jährliche Tradition in den USA wurde, in der zwölf Stunden lang Gesetzlosigkeit zelebriert wird. Wie die sogenannte Purge ihren Anfang nahm und in ihrer Grausamkeit nicht gestoppt werden konnte. Hand aufs Herz: Wenn dir viel Geld geboten werden würde, um während eines Ausnahmezustands im Risikogebiet zu bleiben und in deiner Wohnung auszuharren - würdest du es nicht annehmen, um deiner prekären Lebenssituation zu entkommen, weil du einfach glaubst, dass schon nichts passieren wird...?
Trailer zu The First Purge
Eins gleich vorweg: Auch in The First Purge geht es ordentlich zur Sache und fließt der Lebenssaft in Strömen. Zumindest wird gemetzelt und geschossen, dass man annehmen könnte, Staten Island wäre nach erfolgreichem Experiment menschenleer. Viel erschreckender ist aber wieder einmal mehr die Besessenheit mancher Purger, sich auf brutalste Art und Weise auszuleben, an ihren Mitmenschen zu rächen, weil ... nun ja, weil es eben erlaubt und ihr Recht ist. Speziell Skeletor schießt den Vogel ab und wenn man sich Darsteller Rotimi Paul so anschaut, der auf seinem IMDb-Foto sehr nett wirkt, möchten wir rufen, grandios geschauspielert, klasse!
Leider hält die Story nicht ganz Schritt und ist sehr oberflächlich konstruiert. Es ist nachvollziehbar, dass die erste Purge-Nacht anhand persönlicher Schicksale greifbar gemacht wird - und das gehört auch dazu - aber die ganze Breite der Entscheidung, ein solches Experiment zu veranstalten, die ganze drohende Auswirkung und gesellschaftliche Veränderung, das wird bloß nebensächlich abgehandelt. Bedauerlich, denn so verkommt Marisa Tomei, die die Wissenschaftlerin Dr. Updale und damit die "Architektin" der Purge spielt, nahezu zur Randfigur, ebenso ihr Antrieb und ihre Überzeugung. Hier hätten die Folgen mit denjenigen, die ganz andere Ziele verfolgen, noch viel mehr zum Clash führen können, anstatt mit einer geradezu Handbewegung das Ganze schön passend zu beenden.
Es ist nicht falsch, wie The First Purge konstruiert ist, aber schlussendlich hat man das Ganze schon in den vorherigen Teilen erlebt. Vor zwei Jahren schrieben wir noch "vor dem Hintergrund der aktuellen US-Wahlen und der Aussicht, einen Populisten und Demagogen als nächsten US-Präsidenten zu haben, ist die Purge-Reihe aber eine fast greifbare Vision". Die Verzahnung zwischen Realität und Fiktion, die in The Purge - Election Year viel spürbarer ist, geht hier stärker unter, und das ist etwas bedauerlich, wenn man sich die Strömungen der letzten zwei Jahre anschaut. Filme funktionieren besonders gut, wenn der Zuschauer realistisch anmutende Themen auch in Wahrheit befürchten kann und hier wurde leider nicht alles rausgeholt, was möglich gewesen wäre. Auch wenn ganz leichte Andeutungen gemacht werden und wir ja alle wissen, was inzwischen passiert ist.
Schlussendlich ist The First Purge eine ordentliche Fortsetzung, die aber ihre Macken hat. Schauspielerisch gibt es nichts auszusetzen, auch wenn verständlicherweise auf Wiederkehrer verzichtet wird, da es sich ja vor allem um eine Origingeschichte handelt. Wem die recht absehbare und generische Story ausreicht, dürfte gut unterhalten werden.
