Bewertung: 2.5 / 5
Overboard ist ganz sicher kein Film, den die Welt gebraucht hat, und wer die Wahl hat, greift auch im Jahr 2018 besser zum Original Overboard - Ein Goldfisch fällt ins Wasser. Dennoch ist die Neuauflage kein Totalausfall geworden, wofür sich vor allem die Story verantwortlich zeigt, die auch heute nichts von ihrem Charme verloren hat. Leider fehlt es den Machern aber am nötigen Mut, stärker von der vertrauten Formel abzuweichen und so sinkt Overboard immer dann, wenn es zu dicht auf den Pfaden des Originals wandert und unterhält am ehesten, wenn eigene Wege beschritten werden.
Overboard Kritik
Kate (Anna Faris) hat es nicht leicht. Als alleinerziehende Mutter muss sie nicht nur drei Töchter großziehen, sondern sich auch mit Minijobs über Wasser halten, während sie gleichzeitig versucht, mehr aus ihrem Leben zu machen. Auf der anderen Seite der schwerreiche, faule Leonardo (Eugenio Derbez), auf dessen Yacht sie ihrem x-ten Wochenjob nachgeht, um einen Teppich zu reinigen. Der Snob behandelt sie prompt wie den letzten Dreck und schmeißt sie aus einer Laune heraus mitsamt ihrer teuren Putzgeräte einfach über Bord! Doch Kates Stunde kommt, denn als Leonardo wenig später selbst über Bord geht, wacht er am nächsten Tag im Krankenhaus auf - und kann sich weder an seinen Namen, noch an sein Leben erinnern. Die Chance für Kate, deren Freundin Theresa (Eva Longoria) einen irren Plan schmiedet, um Leonardo vorzugaukeln, dass er jemand ganz anderes sei: Nämlich Kates Ehemann, der ein zuverlässiger und vor allem guter Ernährer ist...
Trailer zu Overboard
Jeder hat sie, einen oder mehrere Filme, die man seit ewigen Zeiten kennt und innigst in sein Herz geschlossen hat. Wie oft man diese Filme gesehen hat, weiß man schon nicht mehr und so manches Zitat ist in den eigenen Sprachgebrauch übergegangen. Overboard - Ein Goldfisch fällt ins Wasser aus dem Jahr 1987 ist für uns einer dieser Filme. Zeitlos, witzig und mit Goldie Hawn und Kurt Russell einfach perfekt besetzt. Mag die ursprüngliche Fassung inzwischen auch über 30 Jahre alt sein, von ihrem Esprit hat sie bis heute nichts verloren. Entsprechend skeptisch waren wir bei der Bekanntgabe des Remakes, denn die ersten Impulse waren unnötig und sinnbefreit. Auch wenn es schwerfällt, wollten wir dem Remake aber dennoch eine Chance geben.
Gerade zu Beginn fällt das aber wahrlich nicht leicht, denn augenscheinlich wird dem Zuschauer die gleiche Geschichte noch mal aufgetischt, mit den gleichen Wendungen und dem identischen Storyverlauf, und es wird nicht mal versucht, dies zu kaschieren. Am auffälligsten ist der Geschlechtertwist, denn im Vergleich zum Original wurden nicht nur die beiden Hauptdarsteller geschlechtermäßig invertiert, auch mit allen anderen Rollen wurde so verfahren. Männerrollen wurden zu Frauenrollen und umgekehrt. Diese kleine Änderung, die wirklich auf alle Figuren Einfluss hat, ist wenigstens ein Grund, warum man diesem Remake auch als Liebhaber des Originalfilms ein bisschen abgewinnen kann. Sobald man sich an die veränderte Situation und die Figuren gewöhnt hat, fängt Overboard dann auf einmal sogar an, etwas Spaß zu machen.
Dafür ist vor allem die witzige Handlung verantwortlich, die bereits 1987 den Film zu dem machte, was er war und auch 2018 als simple Nacherzählung zu gefallen weiß. Zum Glück hat Regisseur Rob Greenberg, der mit Overboard sein Filmdebüt abliefert, eben nicht alles 1:1 übernommen und das sind erstaunlicherweise oft die besten Momente des Films. So gibt es immer wieder leichte Abwandlungen der Story oder Nebenstränge, vieles führt dann immer zurück in die bekannten Muster. Aber immer dann, wenn Overboard versucht, auf eigenen Beinen zu stehen und sich vom Original löst, lebt der Film auf. So gibt es nicht nur nette Anspielungen für Kenner, sondern auch durchaus gute und subtile Gags, die ein gewisses Maß an Filmwissen bzw. ein aufmerksames Auge voraussetzen. Leider geht das aber weitgehend unter, denn zumeist werden Szenen kopiert und klammert sich die Story zu sehr an das Bekannte, weswegen Szenen gekünstelt und im Vergleich mit Overboard - Ein Goldfisch fällt ins Wasser einfach schwächer wirken.
Daran ist auch die Besetzung schuld, die eben nicht mit Stars punkten kann. Während man sich als Zuschauer nach einer Weile durchaus an die eigenwillige Art von Eugenio Derbez als Leo gewöhnt und dieser zunehmend sympathischer wird, bleibt Anna Faris der Schwachpunkt im Film. Schauspielerisch weiterentwickelt hat sie sich seit ihren Scary Movie-Zeiten auf jeden Fall nicht. Verstärkt wird dies auch dadurch, dass dem Remake noch weitere Elemente abhanden gekommen sind. Es war nicht nur die Story, die Overboard - Ein Goldfisch fällt ins Wasser zu einem sehr guten Film machte, es war die Balance aus Komödie, Romanze und einer Prise Drama, all das von einem passenden Soundtrack untermalt.
Im Remake dominiert die Komödie, während die Romantik nicht überzeugt. Bezeichnend dafür ist der "Arturo und Katarina"-Moment. In beiden Filmen kommt diese Szene vor, das Original schafft es aber, den Zuschauer auf mehreren Ebenen - inhaltlich, schauspielerisch und auch musikalisch - emotional zu bewegen. Das Remake erzeugt nur einen halbherzigen Lacher. Überhaupt ist bei Overboard der Humor plumper, aufgesetzter und vorhersehbarer, ihm fehlt die Leichtigkeit und Absurdität des Originals, das immer wieder mit humoristischen Spitzen punkten konnte ("Das waren wir nicht, das war Roy!", "Ich war klein und fett?" und so viele mehr).
Overboard ist genaugenommen kein schlechter Film, er weiß zu gefallen. Er hat nur leider das Problem, eine unnötige Kopie eines noch immer funktionierenden Films zu sein, die in allen Bereichen zwar nicht lieblos, aber deutlich schwächer inszeniert wurde. Wer die Wahl hat, fährt auf viele Jahre weiterhin mit dem Original besser. Doch andererseits macht man mit Overboard nichts verkehrt, wenn man den Film von 1987 nicht kennt und einfach nur mal wieder eine nette Komödie im Kino erleben will, die eben nicht aus zotigen Sprüchen oder infantilem Humor besteht. Immerhin hier hebt sich Overboard wohlwollend vom Rest der Kinolandschaft ab. So ist am Ende die Bewertung auch mehr ein Vergleichsmaßstab zum ursprünglichen Film, während man ihm für sich allein gesehen durchaus einen halben oder ganzen Hut mehr zugestehen könnte.